Project Stream: Googles Einstieg in den Spielemarkt nimmt konkrete Formen an und stärkt das Ökosystem

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Nach langen Monaten der Gerüchte um einen möglich Einstieg Googles in den Spielemarkt hat man in dieser Woche Nägel mit Köpfen gemacht und eine interessante Ankündigung im petto gehabt: Der Chrome-Browser wird zur Spieleplattform und alle Spiele sollen in Zukunft vollständig gestreamt werden. Die nötigen Weichen dafür hat Google in den vergangenen Monaten gestellt und verfolgt nun eine Strategie, die dem Unternehmen in vielen Bereichen nutzen könnte.


Google hat zwar jede Menge lustige Browser-Spiele und seit neuestem sogar ein Text-Adventure an Bord, hält sich ansonsten aber aus dem Spielemarkt heraus. Doch in den vergangenen Monaten gab es Gerüchte über eine Spielekonsole, es haben Veteranen von Sony und Microsoft zum Unternehmen gewechselt und auch die Kooperationen mit Unity zeigen, dass sich die Puzzlestücke nun langsam zusammensetzen.

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Anfang dieser Woche hat Google angekündigt, dass das Spiel Assassin’s Creed Odyssey von den ersten Nutzern nun direkt im Chrome-Browser gespielt bzw. direkt über die Cloud in den Browser gestreamt werden. Derzeit ist das nur für wenige Nutzer in den USA möglich, aber dabei handelt es sich auch nur um die erst Testphase, der schon bald ein großer Rollout folgen dürfte. Bei diesem einen Spiel wird es natürlich nicht bleiben, denn auch die Spielehersteller dürften ein Interesse daran haben, eine solche neue Plattform zu bekommen.

Diese neue Technologie hat einige Vorteile gegenüber dem bisherigen System: Die Spiele müssen nicht mehr heruntergeladen werden, sie müssen nicht mehr installiert werden und sie kommen über den Chrome-Browser auf viele Plattformen – ganz unabhängig vom Betriebssystem. Außerdem müssen selbst für neue Titel keine Hochleistungs-Computer oder Grafikkarten angeschafft werden, da das gesamte Spiel und dessen Logik in der Cloud stattfindet, während der Browser das Bild nur darstellt und die Eingaben des Nutzers an die Server sendet.

In der Ankündigung ist direkt die Rede davon, dass die Testnutzer den Titel nun kostenlos spielen können, womit auch die Monetarisierung schon wieder klar ist. Die Nutzer werden wohl entweder ein Abo abschließen müssen oder direkt für einzelne Titel zahlen. Da Computerspiele auch heute noch recht teuer sind, könnte sich Google erneut 30 Prozent abzwacken und so eine neue Goldgrube schaffen.



Erstmal klingt es vielleicht wenig komfortabel, die Spiele in den Browser zu bringen, aber das hat man vor wenigen Jahren auch von Apps aller Art gedacht, die mittlerweile häufig von Web-Apps abgelöst worden sind. Es kann also sehr schnell zur Normalität werden, dass Spiele direkt im Browser laufen, während die lokalen Spiele zur Seltenheit werden. Als einziger Hersteller hat Google derzeit überhaupt die Möglichkeit so etwas in vollem Umfang anzubieten und würde große Teile des eigenen Ökosystems stärken.

Der Chrome Browser profitiert
Der Chrome-Browser wird plötzlich auch das Tor zur Spielewelt und wird für alle Spieler zu einer wichtigen Voraussetzung – denn man darf davon ausgehen, dass hier auch Technologien zum Einsatz kommen, die im Firefox, Edge & Co. nicht oder nicht gut funktionieren werden. Schon jetzt ist Chrome der dominierende Browser und könnte diesen Status dadurch noch weiter ausbauen. Zwar arbeitet Google mit einigen Entwicklungen dagegen, aber das sind nur Randerscheinungen. Auch für Spiele macht es dann wiederum Sinn, die URL auszublenden.

Chrome OS / Chromebooks profitieren
Den größten Profit in Sachen Ökosystem könnte Chrome OS davontragen. Während die Plattform noch vor wenigen Jahren vollständig auf Web-Apps ausgelegt war, hat sie sich inzwischen vollkommen gewandelt. Android-Apps gehören auf vielen Geräten zum Standard, auch die Linux-Apps verbreiten sich und selbst Windows 10 könnte dort bald zu finden sein. Letztes ist aber vielleicht kaum notwendig, denn gerade die Spiele sind es, die ein reines Web-Leben derzeit noch „unmöglich“ machen. Wenn die großen Spieletitel nun in den Browser wandern, fällt auch diese Hürde.

Google Cloud profitiert
Google hat vor einigen Monaten große strategische Kooperationen mit Unity, der größten Spiele-Engine, angekündigt: Spiele sollen in die Google Cloud wandern und auch Werbeanzeigen sollen einfacher in die Spiele kommen. Das die Cloud-Spiele auf Googles Servern ausgeführt werden, darf wohl als gegeben vermutet werden. Und somit könnte auch die kleine Wolke stärker zu Microsoft, Amazon und den anderen Playern aufschließen. Um das zu erreichen, hat Google auch gerade erst eine Cloud-Kooperation mit Cloudflare, Microsoft & Co. bekannt gegeben.

Googles Hardware profitiert
Da der Chrome-Browser auf vielen Plattformen zur Verfügung steht, müssen die Spiele nicht unbedingt nur auf dem Desktop gespielt werden. Smartphones wären natürlich gesetzt, aber selbst auf dem Fernseher bzw. Smart TVs würden sich alle Spiele dann sehr leicht nutzen lassen. Der neue Chromecast steht in den Startlöchern und bringt ein stärkeres WLAN sowie Bluetooth-Unterstützung mit, die für das Streaming von Spielen und den gleichzeitigen Anschluss von Gaming-Controllern notwendig sind. Googles erwartete Konsole Yeti ist also vielleicht gar keine physische Konsole, sondern lediglich die Kombination aus Chromecast, der Chrome-Technologie und den gestreamten Spielen.



Google Play bzw. ein neu geschaffener Marktplatz profitiert
Die Spiele müssen natürlich irgendwo vertrieben werden. Der Chrome Web Store ist dafür vielleicht nicht unbedingt geeignet, Google Play schon eher, aber richtet sich doch zu stark an Android und die mobilen Geräte. Doch egal welcher Marktplatz am Ende verwendet wird, dieser wird stark profitieren und könnte Steam & Co. recht schnell Konkurrenz machen. Vorausgesetzt natürlich, dass die großen Marktteilnehmer überzeugt sind. Und wenn nicht, könnten auch große Übernahmen im Raum stehen.

Fuchsia ?!
Wenn die Spiele dann erstmal im Browser bzw. in der Cloud sind, profitiert auch direkt das kommende Betriebssystem Fuchsia, das bekanntlich vollständig auf die Cloud setzt. Mit der Komponente Scenic wurde bereits der Anfang gemacht, das auch Spiele flüssig in Fuchsia ausführbar sind. Auch für dieses Betriebssystem wäre es ein am Anfang dringend benötigter Push.


Und so könnte es dann dazu kommen, dass Google, das sich viele Jahre aus der Spielebranche herausgehalten und diese nur ganz am Rande beachtet hat, innerhalb kürzester Zeit eine dominierende Rolle bekommt. Die Entwickler profitieren von den Vorteilen, sich nicht mehr um Plattformen kümmern zu müssen. Mit UbiSoft an Bord hat man schon einmal einen großen Partner, dem sehr schnell auch die weiteren Branchen-Riesen folgen könnten.

Natürlich sind das alles nur Mutmaßungen und es kann auch furchtbar floppen. Wenn es aber funktioniert und die Hersteller sich überzeugen lassen, hat Google in den vergangenen Jahren gut vorgearbeitet, um alle Bereiche voranzutreiben. Spannende neue Spiele-Zeiten.

Siehe auch
» Android Pie: Google integriert und verbessert Unterstützung für Microsofts Xbox One-Controller
» Googles heimlicher Einstieg in die Spielebranche: Die Puzzlestücke setzen sich langsam zusammen
» Googles großer Einstieg in den Spielemarkt: Der richtige Zeitpunkt scheint gekommen zu sein
» 20 Jahre Google: Das sind die besten Spiele & Eastereggs in der Google Websuche und anderen Apps
» Kultig: Die Google Websuche enthält jetzt ein verstecktes Text-Adventure – so lässt es sich spielen

Videospiele im Chrome-Browser: Google lädt erste Nutzer für das Project Stream & Assassin’s Creed ein




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comment 2 Kommentare zum Thema "Project Stream: Googles Einstieg in den Spielemarkt nimmt konkrete Formen an und stärkt das Ökosystem"

  • „Als einziger Hersteller hat Google derzeit überhaupt die Möglichkeit so etwas anzubieten…“ ??? Sehr schlecht recherchiert… oder einfach garnicht?

    Geforce Now mal gehört? oder AWS?

    • Das bezieht sich darauf, dass alle Bereiche der gesamten Kette angeboten werden: Verkauf/Abo, Vertrieb, Cloud-Angebote, Browser & mehr…
      Werde das nochmal deutlicher hervorheben.

Kommentare sind geschlossen.