Hey Google, die Luft ist raus: Steht der Google Assistant auf dem Abstellgleis? Spielt derzeit keine große Rolle

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Einige Jahre lang war der Google Assistant nicht nur ein sehr zentrales Produkt im Google-Netzwerk, sondern auch sehr bedeutsam bei der Weiterentwicklung zahlreicher Funktionen. In letzter Zeit hat sich das allerdings spürbar geändert und sowohl die Weiterentwicklung als auch die Integrationen wurden zurückgefahren. Geht das soweit, dass der Google Assistant sprichwörtlich in der Versenkung verschwindet?


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Googles Strategen sind nicht gerade dafür bekannt, langfristige Roadmaps zu erstellen und sich weitestgehend daran zu halten. Stattdessen scheinen Roadmaps im Unternehmen maximal zwei Jahre im Voraus geplant und anschließend bei Bedarf vollständig verändert, statt nur adaptiert zu werden. Einige Jahre lang war der Google Assistant ein sehr zentrales Projekt, der nicht nur selbst stark weiterentwickelt und ausgebaut wurde, sondern mit zahlreichen Produkten verbunden wurde.

Die Reichweite des Assistant hat sich noch nicht geändert, aber die Weiterentwicklung wurde spürbar zurückgefahren. Das letzte große Update ist lange her, auch kleinere Neuerungen muss man mit der Lupe suchen und die Konzentration scheint längst bei verwandten Produkten zu liegen. Der wohl populärste Assistant-Ableger, Google Lens, wird derzeit stark weiterentwickelt, erhält neue Funktionen, mehr Reichweite und Integrationen. Es wird deutlich, dass sich Lens der Websuche annähert und vom Assistant entfernt. Was als Assistant-Funktion begonnen hat, hat heute kaum noch etwas mit den Wurzeln zu tun.

Der zweite wichtige Assistant-Punkt, die Spracherkennung sowie Sprachausgabe, werden in vielen weiteren Bereichen genutzt. Unter anderem ist Google Duplex für das Beantworten von Anrufen ein wachsendes Thema. Und selbst dieser Ausbau kommt ohne Assistant aus und hat somit eine gewisse Eigenständigkeit entwickelt, wie man sie auch von Lens spüren kann.




Keine neue Hardware
Google Assistant steht auf sehr vielen Endgeräten zur Verfügung, wobei den Smart Speakern lange Zeit eine große Bedeutung beigemessen wurden. Allerdings hat Google schon länger keinen neuen Smart Speaker mehr vorgestellt und konzentriert sich, wenn überhaupt, auf Smart Displays. Natürlich ist der Google Assistant auch auf diesen zu Hause und nur eine Sprachanweisung entfernt, aber es hat keine größere Bedeutung als auf Smartphone oder Tablet.

Smart Home-Steuerung und Websuche ohne Assistant
Die Assistant-Plattform hat für die meisten Menschen wohl zwei Hauptaufgaben: Fragen beantworten und Smart Home-Steuerung. Erstes kann die Websuche aber auch ohne Google Assistant und die Sprachsteuerung der Websuche hat nichts mit dem Assistenten zu tun. Die Smart Home-Steuerung ist bei wachsender Geräteanzahl bequemer per visueller Oberfläche und nicht ohne Grund bringt man gerade das neue Google Home-Design auf Smartphones und in weiterer Folge sicherlich auch auf Smart Displays.

Spielt der Google Assistant überhaupt noch eine Rolle?
Fassen wir alle diese Punkte zusammen, kann man die Frage aus der Überschrift stellen. Zwar hat der Google Assistant keine Funktionen verloren, aber die Bedeutung ist spürbar zurückgegangen – sowohl für Nutzer als auch für Google. Man muss sich fragen, wie wichtig der Assistant für alle Beteiligten in den nächsten Jahren noch sein wird. Die Sprachsteuerung war vielleicht nur ein langer Hype, der zwar verfügbar bleiben wird, aber sich nicht gegen andere praktische Bedienmöglichkeiten durchsetzen kann.

Der schnelle Aufstieg der Sprachassistenten, des Smart Homes und ganz zu Beginn auch noch der Smartphones war miteinander verbunden. Es war aufregend und neu. Doch diese Phase ist längst vorüber und viele Nutzer dürften sich fragen, ob sie das überhaupt brauchen. Waren Smart Speaker anfangs noch Sprachassistent-Geräte mit Musikfunktion, sind es heute qualitativ wachsende Lautsprecher mit Sprachfunktion – also genau umgekehrt.

Ist der Google Assistant eines der teuren Hobbys?
Vor einigen Monaten hat CEO Sundar Pichai bei Google den Krisenmodus ausgerufen und dabei angekündigt, sich von einigen teuren Nebenschauplätzen verabschieden zu müssen. Man kann sich den Luxus derzeit nicht erlauben, Produkte ewig lange mitzuziehen, sondern will auf Effizienz setzen. Liest man sich die damaligen Sätze nochmal durch, dann passt das sehr gut zum Google Assistant. Es ist ein Produkt, in das man allumfassend sicherlich Hunderte Millionen oder gar Milliarden gesteckt hat und weder direkt noch indirekt nennenswerte Umsätze erziele kann. Es gibt kein Geschäftsmodell und im schlechtesten Fall müssen sogar die Smart Speaker subventioniert werden (schöne Grüße an Amazon).

In Zukunft müssen wir unternehmerischer sein, mit größerer Dringlichkeit, schärferem Fokus und mehr Hunger arbeiten, als wir es an sonnigeren Tagen gezeigt haben.

In manchen Fällen bedeutet dies, Überschneidungen von Investitionen zu konsolidieren und Prozesse zu rationalisieren.

In anderen Fällen bedeutet dies, die Entwicklung zu unterbrechen und Ressourcen in Bereichen mit höherer Priorität einzusetzen.

Es liegt an uns allen, das Unternehmen effizienter zu machen – wir werden mehr Möglichkeiten für Sie schaffen, sich zu engagieren und Ideen auszutauschen, um zu helfen, also bleiben Sie dran.




Auch andere Unternehmen steigen aus
Erst vor wenigen Wochen wurde bekannt, dass Amazon die Alexa-Entwicklung stark zurückfahren muss und der Sprachassistent mehrere Milliarden Dollar Verlust jährlich einfährt. Es wäre nicht überraschend, wenn das bei Google ganz ähnlich aussieht. Und während Amazon noch versucht hat, dass Alexa fleißig Produkte verkauft und somit recht direkt Umsatz erzielen könnte, ist das bei Google nicht der Fall. Google lebt von Werbung und nicht vom Produktverkauf und diese lässt sich nur schwer bis gar nicht auf akzeptablem Weg über den Google Assistant ausliefern.

Microsoft hat Cortana schon lange zurückgefahren, von Siri hört man auch nur noch einmal pro Jahr ein Lebenszeichen, Samsung und andere Smartphone-Hersteller haben ihre Sprachassistenten-Entwicklung ebenfalls längst in den Hinterhof verbannt. Warum sollte also ausgerechnet Google, das mutmaßlich am wenigsten mit so einem Assistenten verdienen kann, die Entwicklung mit voller Kraft fortsetzen?

Ich will nicht sagen, dass der Google Assistant eines Tages auf den Google-Friedhof wandern könnte, aber die Bedeutung dürfte weiterhin stark abnehmen und das Produkt somit weder für Unternehmen noch für Nutzer eine große Relevanz besitzen. Es sei denn, es gelingt der große Durchbruch und man findet DAS Killer-Feature, das Nutzer begeistert und dem Unternehmen langfristig finanziellen Mehrwert bieten kann. Doch danach sieht es es derzeit nicht aus.

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Letzte Aktualisierung am 22.03.2024 / Bilder von der Amazon Product Advertising API / Affiliate Links, vielen Dank für eure Unterstützung!




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comment 5 Kommentare zum Thema "Hey Google, die Luft ist raus: Steht der Google Assistant auf dem Abstellgleis? Spielt derzeit keine große Rolle"

  • Man ersetzt bei Google Bilder die Ähnlichkeitssuche gegen das miserable Lens und feiert dann hohe Nutzerzahlen oder wie geht das bei Google?

  • „sowohl die Weiterentwicklung als auch die Integrationen wurden zurückgefahren.“

    Wat? grade aktuell ist die verbesserte Integration als Vorschau für Google Home im Umlauf? 😂
    Es wird aktuell aktiv dran gearbeitet.

    • Ich sage ja nicht, dass die Entwicklung gestoppt wurde, aber doch sehr deutlich zurückgefahren.
      Da ich hier im Blog seit Jahren natürlich auch über den Assistant und dessen Neuerungen und Entwicklungen berichte, kann ich das, denke ich, gut einschätzen.

      Und Google Home hat nicht mehr viel mit dem Assistant zu tun.

Kommentare sind geschlossen.