Chromebooks werden länger mit Updates versorgt: Google bekennt sich zu Chrome OS – oder nicht?

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Wir haben uns hier im Blog in den letzten Tagen recht intensiv mit Googles Chrome OS auseinandergesetzt und wie auf Zuruf hat Google eine Reihe von Verbesserungen für die Chromebooks angekündigt. Diese sollen nun nämlich noch länger aktualisiert werden und erhalten acht Jahre lang Software-Updates. Ist das Googles Bekenntnis zu Chrome OS oder nur zu den Chromebooks? Niemand hat gesagt, dass die beiden Produkte untrennbar miteinander verknüpft sind.


Im Juni 2011 hat Google gemeinsam mit Samsung und Acer die ersten Chromebooks auf den Markt gebracht und zugleich zu den offiziellen Startschuss für das neue Betriebssystem Chrome OS gegeben. Gefühlt ist das schon eine Ewigkeit her und tatsächlich feiert das gesamte Ökosystem nun schon bald seinen neunten Geburtstag und kann nach eigenen Angaben auf sehr hohe Marktanteile stolz sein. Doch auf ewig reichen diese leicht geschönten Zahlen sicher nicht aus.

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Chrome OS feiert bald den neunten Geburtstag und alle neuen Geräte werden acht Jahre lang mit Updates versorgt – das lässt sich durchaus als Bekenntnis zu dem Ökosystem verstehen, das laut Googles eigenen Angaben riesige Erfolge im Bildungsmarkt feiern kann und die mächtige Konkurrenz aus den Häusern Microsoft und Apple sogar überholen konnte. Die Lebensspanne der Geschichte der Chromebooks wird also mindestens 17 Jahre betragen.

Dass Google die Garantie für Software-Updates ein weiteres Mal verlängert, zeigt sehr eindeutig, dass man sich zum Ökosystem der Chromebooks bekennt. Begonnen hatte man damals mit drei Jahren garantierten Software-Update – so wie es heute bei Googles Pixel-Smartphones üblich ist. Später wurde dieser Zeitraum auf sechs Jahre verdoppelt, im vergangenen Jahr legte man ein weiteres Jahr drauf und nun sind wir bei acht Jahren angekommen. Bald gelangt Google damit in die Microsoft-Sphären mit zehn Jahren Windows-Updates.

Man sollte also davon ausgehen, dass Chrome OS auch in acht Jahren noch existiert und genauso genutzt werden kann, wie es heute der Fall ist. Und weil Chromebooks immer besser werden, sollte das Betriebssystem im Laufe der Jahre noch flexibler werden. Und genau da liegt ein Knackpunkt.



Google spricht sowohl bei der Ankündigung als auch in den meisten Support-Dokumenten davon, dass das Chromebook für den Zeitraum X aktualisiert wird, nicht dass es Chrome OS-Updates gibt. Das mag Haarspalterei sein, ist aber ein wichtiger Hinweis auf eine mögliche Zukunft der Google-Betriebssysteme und deren Einsatzgebiete auf den verschiedensten Geräten und Plattformen. Dass das heute gekaufte Chromebook auch 2028 noch mit Chrome OS läuft, ist keineswegs sicher.

Ein Chromebook-Käufer erwartet sich, dass er das Gerät in den nächsten Jahren genauso nutzen kann wie zum Zeitpunkt des Kaufes. Es sollte also auch 2028 noch möglich sein, im Web zu surfen, native Apps zu verwenden und auch die Apps aus den Ökosystemen Android und Linux auszuführen. Dass sich im Hintergrund vieles ändert und das Betriebssystem durchschnittlich alle sechs Wochen aktualisiert wird (das sind immerhin knapp 70 Updates in der Lebenszeit des Geräts) ist anzunehmen und sollte Niemanden überraschen.

Nun ist es aber auch gut möglich, dass Google im Laufe der Jahre nicht nur neue Funktionen bringt, sondern auch das gesamte Betriebssystem austauschen wird. Wenn der Nutzer seine Oberfläche behalten und alle Apps ausführen kann, ist ihm das darunter liegende Betriebssystem in 99 Prozent der Fälle wohl vollkommen egal. Chrome OS ist schlussendlich nur der Browser sowie zwei Container zum Ausführen von Android- und Linux-Apps. Alles andere ist Beiwerk.

Android oder Fuchsia statt Chrome OS?
Wie ich bereits in einem anderen Artikel erwähnt hatte, ist Chrome OS ein Nischen-Betriebssystem und in der Form eigentlich für Google nicht wirklich relevant. Es wäre nur logisch, vor allem nach Google-Maßstäben, dass man irgendwann den Stecker ziehen wird. Aber das passt nicht zu der verlängerten und vor allem _garantierten_ Update-Frist. Nun kommen wir wieder zu dem Punkt, dass die Chromebooks aktualisiert werden – und nicht Chrome OS.

Google könnte irgendwann einfach das Betriebssystem per Update austauschen. Weil sich die tieferen Ebenen der Google-Betriebssysteme immer weiter angenähert haben, wäre das rein logistisch vermutlich gar nicht so ein riesiger Aufwand, wie man im ersten Moment denken würde. Dazu passt, dass Android 10 einen Desktop-Modus besitzt, der mit Android 11 oder vielleicht auch erst Android 12 richtig abheben wird. Dieser will dann natürlich auch genutzt werden.

Wir wollen aber auch Fuchsia nicht vergessen, über das zwar nach wie vor viele Unklarheiten herrschen, das aber eines Tages ebenfalls auch produktiv eingesetzt werden will. Die frühen Desktop-Screenshots von Fuchsia und Chrome OS sahen tatsächlich zum Verwechseln ähnlich. Der Browser ist ein wichtiges Element von Fuchsia und auch die Ausführung von Android- und Linux-Apps ist längst im Betriebssystem umgesetzt. Wem würde es auffallen, wenn Chrome OS durch Fuchsia ersetzt wird? Je nachdem wie gut die Oberfläche nachgebaut wird, vielleicht nur den wenigsten Nutzern.



Ein Betriebssystem-Tausch wäre tatsächlich gar keine so große Überraschung. Immerhin hat Google auch das Tablet-Betriebssystem ausgetauscht und Chrome OS mittlerweile zur ersten Wahl gegenüber Android gemacht. Wirklich gefruchtet hat das nicht, denn Chrome OS ist nach wie in der Nische und Apple verdient sich weiterhin an den iPad-Verkäufen eine goldene Nase, während die Tablet-Hersteller weiterhin an Android festhalten. Der Wechsel war vor allem durch die Hybrid-Geräte aus Tablet und Laptop vorangetrieben, kann aber nicht als erfolgreich bezeichnet werden.

Dass Android nun wieder weiter in Richtung Desktop zeigt, dass Google diesen Betriebssystem-Wechsel schon bald rückgängig machen und für alle Plattformen vollständig auf Android setzen könnte. Chrome OS ist erst durch die Android-Apps für viele Nutzer zu einer Option geworden, warum also emulieren wenn man gleich das Original haben kann? Der Chrome-Browser ist unter Android und vermutlich auch Fuchsia ohnehin vorhanden und kann wie gewohnt verwendet werden.

Trotz aller Kritik halte ich weiterhin an der These fest, dass Google bei Chrome OS sehr große Änderungen vornehmen wird. Nicht heute und nicht morgen, aber im Laufe der nächsten Jahre. Die Entwicklung von Steam für Chrome OS passt da ehrlicherweise zwar nicht ganz ins Bild, aber wie unsere Leser wissen, passieren bei Google sehr viele teils unkoordinierte Dinge, die immer wieder zeigen, dass die linke Hand nicht darüber Bescheid weiß, was die rechte macht.

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comment 2 Kommentare zum Thema "Chromebooks werden länger mit Updates versorgt: Google bekennt sich zu Chrome OS – oder nicht?"

  • Ein Killer Feature für mich wäre, wenn die Unterstützung für Linux-Programme fest verankert wäre und es sogar von Anfang an einen entsprechenden Store dazu gäbe.

  • Mit Fuchsia hätte ich kein Problem, aber Android als Desktop-System?

    Die Bedienung vieler Apps mit Maus und Tastatur, vor allem von Office-Apps wie Google Docs oder MS Word (ich habe die G Suite und MS Office 365 für die Nutzung unter Chrome OS abonniert) ist recht nervig. Vor allem die Cursor-Steuerung, die für Touch ausgelegt ist.

    Ich liebe es den ganzen Tag in der Web-App Google Docs zu tippen, weil das viel angenehmer ist als in der Android App. Da das ja auch vollkommen offline funktioniert, braucht man die Android App unter Chrome OS gar nicht. Da Google Docs halt eben nicht auf einem Server läuft, braucht man wie für Word eine einigermaßen schnelle Kiste, wenn man ein Dokument mit mehreren hunderten Seiten, Tabellen und Grafiken bearbeitet. Dafür ist mir mein Pixelbook schon zu langsam und Acer Chromebook Spin 13 gerade fix genug. Wird Zeit für die 10er iCore Generation Chromebooks oder was von AMD!

    Videos bearbeite ich auch lieber vollkommen in der Cloud mit WeVideo Professional als mit Kinemaster Pro oder Power DIrector Pro. Gleiches mit Photopea in der Cloud vs. Amazon Photoshop oder Lightroom als Android App, was ich über die Creative Cloud für Chrome OS abonniert habe.

    Ansonsten gerne das volle LibreOffice oder Softmaker Office Universal (aus D.) im Linux Modus von Chrome OS (beide noch nie abgestürzt auf dem Spin 13), so wie auch viele andere Linux Programme, die man ganz einfach per Click aus dem Gnome „App Store“ installieren kann, nachdem man diesen einmal manuell installiert hat:

    sudo apt-get install gnome-software gnome-packagekit

    Da gebe ich Thomas Höllriegl oben völlig recht: dieser müsste vorinstalliert sein und wie nach diesem Kommando einfach im Launcher findbar sein.

    Du Jens scheinst ja absoluter Fan von Android und nicht Chrome OS-Fan zu sein!? Ich kann das nicht verstehen, weil Chrome OS viel mächtiger ist und vor allem wenn man von Windows kommt, ist vieles ähnlich. Ok, ich bin Chrome OS Power User, aber auch für Normalos trifft das denke ich zu, bei all den kostenlosen Web- und Android-Apps die es so gibt. 😉

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