Android: Google macht das Betriebssystem zur Festung – App-Zertifizierung und AOSP in Gefahr (Meinung)
Offiziell ist Googles Betriebssystem Android seit jeher ein freies OS, das sich bekanntlich auch ganz ohne Google-Dienste beziehen und verwenden lässt. Dabei dürfte es auf absehbare Zeit auch bleiben, doch in diesen Tagen macht man einige Schritte, die die Abhängigkeit der Plattform vom Unternehmen massiv erhöhen und dieses gleichzeitig in eine Festung verwandeln. Wird es zur geschlossenen Plattform?
Googles Android und Apples iOS teilen sich den Markt der mobilen Betriebssysteme praktisch vollständig untereinander auf, wobei sich die Machtverhältnisse schon seit vielen Jahren kaum verschieben. Auch wenn nicht alle Nutzer diese Einschätzung teilen, galt lange Zeit das Credo, dass Apple den goldenen Käfig und Google die offene Plattform bietet. Qualitativ soll iOS besser sein, in puncto Flexibilität Android. Die Zeiten ändern sich natürlich, aber ganz grob kann man das auch heute noch unterschreiben.
Doch die Offenheit von Android gerät zunehmend in Gefahr, denn Google will immer mehr Kontrolle über die Nutzung des Betriebssystems an sich reißen, obwohl man den mobilen Markt ohnehin seit vielen Jahre dominiert. Vieles geschieht unter dem Deckmantel der Sicherheit, was im Ergebnis dann auch gerechtfertigt ist, aber dafür müssen nicht unbedingt die letzten Freiheiten aufgegeben werden, die das gesamte Ökosystem noch bietet.
Aktuell sorgen gleich zwei Änderungen für Diskussionen, die auf den ersten Blick nicht zusammenhängen, aber dennoch in Wechselwirkung zueinander stehen. Denn Google will zum einen das Sideloading deutlich erschweren und zum anderen Android nur noch vier Mal pro Jahr mit Sicherheitsupdates aktualisieren. Beides ist bereits beschlossen und umgesetzt, wird aber erst in den kommenden Monaten Auswirkungen zeigen.
Sideloading nur noch mit Google-Zertifizierung
Das Sideloading von Android-Apps dürfte sich in den letzten Jahren massiv verringert haben, aber dennoch gehört es zu den wichtigsten Freiheiten von Android. Um die Sicherheit zu gewährleisten und Ansprechpartner zu haben, will Google die Installation von Sideloading-Apps zukünftig nur noch für die App-Entwickler erlauben, die sich vorab bei Google haben registrieren lassen. Das sorgt für große Kritik, auch beim alternativen App Store F-Droid.
» F-Droid kritisiert Googles Sideloading-Pläne
» So will Google das Sideloading einschränken
AOSP wird nicht mehr aktuell gehalten
Nicht offiziell kommuniziert, aber bereits umgesetzt, ist eine Änderung beim AOSP. Denn Google will das gesamte Android-Ökosystem künftig nur noch alle drei Monate mit Sicherheitsupdates versorgen – davon ausgenommen sind lediglich kritische Lücken. Das bedeutet, dass einerseits die Pixel-Smartphones bevorzugt werden und auf der anderen Seite die Verwendung von AOSP weniger attraktiv wird. Wer also Googles Sideloading-Blockade umgehen möchte, wird auch mit AOSP vielleicht keine gute Alternative mehr haben – und damit sind wir bei der Wechselwirkung zwischen diesen beiden Aktionen.
» Google reduziert monatliche Updates für (fast) alle Android-Smartphones
» Werden Pixel-Smartphones jetzt bevorzugt?
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Mit diesen Schritten schließt sich das offene Betriebssystem immer weiter und bald kann man wohl kaum noch von einem Open Source-Produkt sprechen – zumindest nicht in der faktischen Umsetzung. Gut möglich, dass die Zertifizierung nur der erste Schritt ist und perspektivisch auch Anforderungen an Apps gestellt werden, die Google noch mehr Kontrolle ermöglichen. Lest dazu auch meinen früheren Artikel über AOSP in Gefahr. And so it begins…
Letzte Aktualisierung am 2025-11-11 / Bilder von der Amazon Product Advertising API / Affiliate Links, vielen Dank für eure Unterstützung! Als Amazon-Partner verdiene ich an qualifizierten Verkäufen.
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