Google Fonts: Jüngste Abmahnwelle war automatisiert – Klägerin litt wohl nicht 180.000 mal unter Unwohlsein

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Eigentlich ist Google Fonts eine sehr starke und vor allem praktische Plattform, die Webmaster zahlreiche kostenlose Schriftarten zur freien Verwendung anbietet. Doch die nach wie vor von Google präferierte externe Einbindung hat in den letzten zwei Jahren zu großen Abmahnwellen geführt. Jetzt wurde bekannt, dass ein österreichischer Anwalt und dessen Mandantin den gesamten Prozess in hohem Maße automatisiert haben.


google fonts logo

In unzähligen Webseiten sind Google-Dienste eingebunden, die Webmastern und zum Teil auch Nutzern einiges erleichtern sollen: Google Analytics, Google Tag Manager, Google-Werbung, die von Google gehosteten APIs und auch Google Fonts. Letztes ermöglicht es Webmastern, die bei Google Fonts gehosteten Schriftarten einfach einzubinden, was sehr bequem umzusetzen ist. Nutzer profitieren nur indirekt davon, dass die Schriftarten im Browser-Zwischenspeicher bleiben und nicht immer neu geladen werden müssen, was bei heutigen Geschwindigkeiten allerdings nicht spürbar ist.

Diese bequeme Einbindung hat dafür gesorgt, dass Google Fonts auf unzähligen Webseiten zu finden ist, dieses externe Laden oftmals aber nicht bei der DSGVO-Zustimmung beachtet wird. Viele Webseiten binden externe Dienste nur nach Zustimmung der Nutzer ein (jeder kennt diese Banner), vergessen dabei aber Google Fonts zu erwähnen, abzudecken oder das Laden zu verhindern. Weil das vor allem kleineren und privaten Webseiten passiert, kursierte vor allem 2022 eine riesige Abmahnwelle, die glücklicherweise abgeebbt ist und die Hauptverantwortlichen Anwälte zur Rechenschaft gezogen wurden.

Die Abmahnwelle war so groß, dass selbst Google offiziell darauf reagiert und Betroffenen einige gute Argumente an die Hand gegeben hat, um sich gegen solche Abmahnungen zu wehren. Sonst lässt man Nutzer mit solchen Dingen eher im Regen stehen, doch weil es um die eigene Marke und Plattform ging, hat man dann doch reagiert und die Fakten klar dargelegt.




Im Fall eines österreichischen Abmahnanwalts wurde erst vor wenigen Tagen bekannt, dass dieser die massenhaften Abmahnungen zwar nicht bereut, sich nun aber selbst als Opfer darstellt. Es gab wohl Angriffe gegen seine Person, seine Kanzlei und viele Partner, die die Kooperation mit ihm beendet haben – von der Bank über den Hoster bis zum Steuerberater. Persönliche Angriffe sind nicht zu tolerieren, aber dennoch kann man in vielen Kommentarspalten eine gewisse Schadenfreude nicht verbergen.

Abmahnungen waren automatisiert
Jetzt hat der IT-Dienstleister verraten, dass die Abmahnungen vollständig automatisiert waren. Man hat ganze 180.000 Webseiten mit Google Fonts-Integration abgegrast und deren Impressum abgerufen. Diese Adresslisten wurden für 7560 Euro an den Anwalt verkauft. Für weitere 24.000 Euro wurden automatisiert Abmahnungsschreiben als PDF erstellt. Zuerst hat man es mit 512 Abmahnungen getestet, dann 32.000 weitere versendet und in weiterer Folge wären es wohl alle 180.000 gewesen.

Damit das Unwohlsein der Mandantin auch tatsächlich eintritt, wurde ein Bot auf ihrem Privatcomputer installiert, der die 180.000 Webseiten automatisierte ansteuerte. Somit gab es den Aufruf und der Rechtsfall war eingetreten. Das Gerücht, dass Anwalt und Mandantin miteinander verlobt sind oder zumindest in enger Beziehung zueinander stehen, wurde dementiert. Würde aber einiges erklären, wie dieses Schauspiel zustande kam.

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Letzte Aktualisierung am 7.04.2024 / Bilder von der Amazon Product Advertising API / Affiliate Links, vielen Dank für eure Unterstützung!

[heise]




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