Tensor: Googles neue KI-Chips kommen – erst im Pixel 6, dann in Chromebooks und bald in noch mehr Geräten?

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Mit dem Start der neuen Pixel 6-Smartphones wird Google erstmals den neuen Tensor-Chip auf den Markt bringen, den man in den vergangenen Jahren in Zusammenarbeit mit Samsung entwickelt wird. Doch das soll nur der Anfang sein, denn Ableger des neuen Chips dürften in Zukunft wohl in sehr viel mehr Geräten als bisher erwartet zu finden sein. Es könnte ein sehr interessantes neues Geschäftsfeld für Google werden.


google whitechapel soc chip

Bei der ersten Ankündigung der Pixel 6-Smartphones Anfang August waren die Smartphones vielleicht im Mittelpunkt, doch der heimliche Star war die erste Präsentation des Tensor-Chips, mit dem Google nach eigenen Angaben noch sehr große Pläne hat. Die Arbeit am neuen SoC hatte bereits 2017 begonnen und erst vier Jahre später wird der Chip auf Basis eines bisher nicht veröffentlichten Samsung Exynos mit dem Pixel 6 auf den Markt kommen.

Wir haben euch in den letzten Wochen alle Details zu Tensor zusammengefasst, denn dabei handelt es sich nicht nur um ein langweiliges Bauteil eines Smartphones, mit dem der Endnutzer ehrlicherweise niemals direkt in Kontakt kommt, sondern um sehr viel mehr. Schon vor einigen Monaten hatte ich darüber spekuliert, dass Tensor (damals noch als „Whitechapel“ bekannt) nur der Anfang ist und Google groß in den Markt einsteigt, in dem man hinter den Kulissen schon seit vielen Jahren aktiv ist.

Vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass schon ab 2023 Google-Chips in Chromebooks verwendet werden sollen und auch das wird noch längst nicht das Ende der Fahnenstange sein. Denn allein das Ökosystem rund um diese beiden Produktkategorien lässt sich recht weit vergrößern und Google ist in vielen Kategorien mit eigenen Geräten bereits am Markt.




pixel 6 tensor

Tensor vorerst nur für Pixel-Smartphones
Google hatte direkt angekündigt, dass der Tensor-Chip in erster Linie für die Pixel-Smartphones konzipiert wurde und anderen Herstellern nicht angeboten werden soll. Das mag in den ersten Generationen auch der Fall sein, würde aber so gar nicht zu Googles Philosophie passen, sodass eine Öffnung in irgendeiner Form in jedem Fall langfristig zu erwarten ist. Natürlich ist dem Unternehmen klar, dass man nicht mit der ersten Generation mit Qualcomm, MediaTek oder auch dem Partner Samsung konkurrieren kann. Daher würde eine Öffnung zu Beginn auch gar keinen Sinn ergeben.

Doch wenn sich Tensor etablieren sollte und vielleicht eine bessere Leistung als die Konkurrenz bietet, im Sinne von KI und Zusatzfunktionen, kann sich das schnell ändern. Die Entwicklung und Weiterentwicklung eines solchen SoC lässt sich nicht mit wenigen Millionen verkauften Smartphones finanzieren, sondern es braucht Masse. Und die wird Google wohl trotz großer Hoffnungen auf Pixel 6 und die Folge-Generationen so schnell nicht allein generieren können.

Tensor für Tablets und Chromebooks
Nun wurde bekannt, dass Google eigene Chips für Chromebooks produzieren möchte, die sowohl in den Notebooks als auch bei Tablets zum Einsatz kommen soll – eine logische Erweiterung. Ich gehe davon aus, dass man diesen Prozessor ab 2023 nicht nur in eigenen Chromebooks und Tablets (gibt es etwa ein Tablet-Comeback?) verbauen, sondern diesen auch anderen Herstellern anbieten wird. 2023 könnte dann auch das Jahr sein, in dem der Tensor-SoC für andere Smartphone-Hersteller geöffnet wird.

Weitere Geräte wären möglich
Und wenn man schon auf Chromebooks und Tablets geht, dann sind Smart Displays nicht mehr weit. Und von denen sind Smart TVs nicht mehr weit. In die andere Richtung wären Smartwatches oder das Google Glass-Comeback nicht mehr weit. Natürlich benötigt jede Geräteklasse unterschiedliche Chips und hat völlig andere Anforderungen, aber ich gehe davon aus, dass Google eine gemeinsame Basis für solche Prozessoren und SoCs plant.




Angriff auf die großen Hersteller
Der Wechsel vom Pixel 6 von Snapdragon auf den eigenen Tensor wird Qualcomm kaum jucken, aber man ist sicherlich gewarnt – spätestens jetzt. Der stark wachsende Chromebook-Markt hat auch für die Prozessor-Hersteller mittlerweile eine Bedeutung, sodass eine direkte Konkurrenz durch Google sicherlich als bedrohlich eingestuft werden muss. Immerhin greift auch hier wieder die Tatsache, dass Google das Betriebssystem kontrolliert und die Hardware abnicken muss. Mit dem einen oder anderen Kniff würde man es ohne Frage schaffen, den eigenen Chip zu bevorzugen oder aus diesem bessere Leistungen für den Nutzer herauszukitzeln. Wäre nicht die feine englische Art, aber nicht überraschend.

Ich denke, dass sich hier für Google ein ganz neues Geschäftsfeld auftut, das auf den ersten Blick fernab vom Geschäftsmodell liegt, aber auf den zweiten Blick dann doch sehr gut in die KI-Pläne passt und als Stabilisierung des wachsenden Hardware-Portfolios gesehen werden kann. Tatsächlich ist die Chip-Entwicklung für das Unternehmen nicht neu, denn mit dem Pixel Visual Core und dem Pixel Neural Core hatte man schon bei der ersten Smartphone-Generation Erfahrungen gesammelt. Und die Server in Googles Rechenzentren laufen schon seit vielen Jahren auf selbst konzipierter und produzierter Hardware.

Und in den ersten Jahren darf sich auch Samsung als einer der größten Komponentenlieferanten weltweit freuen, eine neue Marke im Portfolio zu haben, mit der die eigene Position bei Prozessoren und SoCs ausgebaut werden kann. Obiger Tweet könnte rückblickend die wichtigste Ankündigung des Unternehmens im Jahr 2021 werden. Warten wir es einmal ab.

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