Smart Home: Hat sich Google verzockt? Marktanteile brechen dramatisch ein und Amazon zieht davon

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Das Smart Home spielt für Google mittlerweile eine sehr große Rolle, denn es ist nicht nur ein extrem schnell wachsender Markt, sondern auch ein Geschäftsfeld mit einer langfristig gesicherten und sehr lukrativen Zukunft. Doch was vor drei Jahren so aussichtsreich begonnen hat, steckt derzeit ganz offensichtlich in einer Krise. Googles Marktanteil ist dramatisch eingebrochen und nun muss man sich fragen: Hat sich Google verzockt?


Der Google Assistant hat sich innerhalb kürzester Zeit zu einem der zentralsten Google-Dienste überhaupt entwickelt und steht auf vielen Plattformen zur Verfügung. Damit ist der Assistent das einzige Google-Produkt, das sehr sehr vielen Nutzern immer und überall zur Verfügung steht und der Websuche in puncto Reichweite längst den Rang abgelaufen hat. Auch wenn der Google Assistant nach wie vor kaum Geld verdient und wohl noch längere Zeit ein Verlustgeschäft bleibt, darf dessen Bedeutung für das Unternehmen nicht unterschätzt werden.

google smart home

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Viele Jahre lang war vom „Smart Home“ als Zukunftsvision die Rede, in dem der Bewohner viele alltägliche Geräte zentral steuern oder sogar intelligent und automatisiert steuern lassen kann. In den letzten vier bis fünf Jahren ist diese ewige Zukunftsvision quasi im Vorbeigehen für viele Menschen zur Realität geworden und in vielen Haushalten auch nicht mehr wegzudenken. Daran haben aber nicht nur die Hersteller der steuerbaren Produkte ihren Anteil, sondern allen voran Amazon und Google.

Google und Amazon haben als erste Unternehmen ihre jeweiligen Sprachassistenten erfolgreich im Markt platziert und in das Zentrum des Smart Homes gebracht. Heute kann der Google Assistant Dutzende Geräteklassen steuern und bietet für einige nicht nur die Steuerung per Sprache, sondern auch per Touch-Display auf dem Smartphone an. Bei Amazon sieht das nochmal besser aus, denn der Onlinehändler hat seine Macht perfekt genutzt (aus Amazons Sicht), um vielen Herstellern die Amazon-Anbindung vorzuschreiben.

Natürlich weckt dieser Markt Begehrlichkeiten und es drängen viele neue Marktteilnehmer herein, die es den beiden einstigen Platzhirschen sehr schwer machen. Doch während Amazon ein Echo-Gerät nach dem Anderen auf den Markt schmeißt und damit große Erfolge feiert, sieht es bei Google ganz anders aus. Die aktuellen Statistiken zeigen, dass Googles Verkaufszahlen ganz extrem eingebrochen und der Marktanteil innerhalb eines Jahres mehr als halbiert wurde.



smart speaker q3 2019

Obige Statistik zeigt, dass Google nicht nur ein ernsthaftes Problem im Bereich Smart Home hat, sondern dass es die Konkurrenz auch noch sehr viel besser macht. Der gesamte Markt wächst um 45 Prozent und Googles Verkaufszahlen schrumpfen gleichzeitig um 40 Prozent. In Kombination ergibt sich daraus, dass Googles Marktanteil von fast 30 Prozent auf nur noch knapp über 10 Prozent gefallen ist. Noch vor einem Jahr war Google ganz knapp davor, Amazon als Marktführer abzulösen, heute hat man gleich drei Konkurrenten vor sich und der vierte (Xiaomi) hat es nur ganz knapp nicht geschafft.

Google hat nichts anzubieten
Gut, das ist nur eine Momentaufnahme des ohnehin sehr schwierigen dritten Quartals und jetzt folgt das Weihnachtsgeschäft mit den großen Umsätzen. Die Frage ist nur, was Google den Menschen überhaupt anbieten und unter den Weihnachtsbaum legen möchte. Den drei Jahre alten (!) Google Home Smart Speaker? Den neuen Google Nest Mini der exakt gleich aussieht wie der Vorgänger und kaum Neuerungen im Gepäck hatte? Oder der eher weniger als Smart Speaker geeignete Koloss Google Home Max (nichts gegen das Produkt!)? Das wird schwer.

Google greift den Smart Home-Markt, der gerade boomt und in puncto Verkaufszahlen regelrecht explodiert, also mit einem alten Line-Up an. Dem ohnehin übermächtigen Onlinehändler Amazon, der die Kundenströme und Verkäufe nach Belieben steuern oder zumindest stark beeinflussen kann, hat man nichts entgegenzusetzen. Amazon hat gefühlt Hunderte Echo-Smart Speaker im Sortiment und bietet smarte Lautsprecher in jeder Größe, Qualität, Form und Farbe.

Sind Googles Produkte nicht stark genug?
Besonders interessant an der aktuellen Situation ist es, dass Googles Produkte offenbar ein Image-Problem haben oder die Nutzer einfach nicht überzeugen kann. Schon das ganze Jahr lang verschenkt Google die Home Mini Smart Speaker in großen Mengen, bei vielen Onlinehändlern bekommt man sie als Draufgabe hinterhergeworfen und die Lager scheinen weiter gut gefüllt zu sein. Google verkauft den Home Mini nach wie vor zum vollen Preis im hauseigenen Google Store, obwohl der Nachfolger Nest Mini auf dem Markt ist und immerhin marginale Verbesserungen mit sich bringt. Es zeigt sich, dass Google das Potenzial des kleinen Smart Speakers überschätzt hat.

Doch genauso wie Google das Potenzial des kleinen Smart Speakers überschätzt hat, hat man wohl auch den Markt unterschätzt. Mit dem aktuellen Wachstum und der Produkt-Offensive hat man offenbar nicht gerechnet und hatte darauf auch beim ‚Made by Google 2019‘ keine Antwort. Das Ergebnis der Kombination aus diesen beiden Fehleinschätzungen zeigt sich an obiger Tabelle.



google nest mini wifi smart home

Google hat sich verzockt
Das große Problem ist es nun, dass sich das nicht mehr so leicht korrigieren lässt, vor allem nicht bei den langen Entwickungszyklen neuer Hardware. Bis zum nächsten ‚Made by Google 2020‘ ist es noch eine Ewigkeit und die Marktanteile werden weit in den einstelligen Bereich sinken. Auch die kommende Google I/O ist noch ein halbes Jahr entfernt und das bevorstehende Weihnachtsgeschäft dürfte wohl zumindest aus Smart Home-Sicht an Google vorbeigehen. Und einen Schnellschuss sollte man in dieser Situation ebenfalls besser nicht in Erwägung ziehen.

Die große Problematik ist allerdings, dass es immer sehr schwer ist, einen Markt aufzuholen, den man Anfangs verschlafen hat – siehe Microsoft. JETZT werden die wichtigen Weichen gestellt, HEUTE entscheiden sich die Menschen für ein Amazon- oder Google-Smart Home (oder einen anderen Hersteller). Morgen wird es sehr viel schwerer. Die Dramatik daran ist es, dass Google eigentlich ganz vorne dabei war, dann aber gewaltig nachgelassen hat. Ein Problem, an dem sehr viele Google-Produkte kranken.

Man dürfte sich zu sehr auf den Google Assistant verlassen haben, der nach vielen objektiven Tests der beste Sprachassistent am Markt ist. Aber das allein verkauft keine Smart Speaker und wenn es sein muss, lässt sich der Google Assistant auf einem Amazon Echo installieren

Siehe auch
» Google Assistant: Erste Integrationen in den Chrome-Browser – kommt der Assistant jetzt auf den Desktop?

» Google Cloud Print wird eingestellt: Drucken über die Cloud ist nach 10 Jahren Beta-Stadium bald vorbei


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comment 4 Kommentare zum Thema "Smart Home: Hat sich Google verzockt? Marktanteile brechen dramatisch ein und Amazon zieht davon"

  • Ich weiß nicht, ob man da allein in Hardware-Marktanteilen rechnen sollte. Immerhin hat fast jeder mit seinem Smartphone den Assistent praktisch immer griffbereit. Wozu dann noch extra Speaker kaufen? Alle anderen Hersteller sind da eher auf die Hardware angewiesen und wer ernsthaft mit Alexa oder einem der anderen Systeme arbeiten will, muss fast einen Speaker haben, da die Systeme eben nicht so direkt ins Handy integriert sind.

  • Ich benutze fast ausschließlich Geräte und Dienste aus dem Google Kosmos und es ist kaum auszuhalten wie quälend langsam und inkonsequent Google seine Produkte abseits der Suchmaschine und Chrome entwickelt. Google Home steht in Deutschland still, etliche Features, wie z.B. die kontinuierliche Unterhaltung, gibt es nur auf Englisch und sie kommen einfach nicht auf Deutsch. Abläufe in Home, die mal funktioniert haben, funktionieren seit Monaten nicht mehr. Man bemerkt auch absolut keine Weiterentwicklung des Assistenten. Immer noch gibt es viel zu viele falsche Aktivierungen, die Stimmen-Erkennung ist blamabel. Auf dem Smartphone gibt es KEIN Home-Widget! Android Auto fahren Sie gerade vor die Wand, ich hoffe Google besinnt sich noch eines besseren und belässt es bei der App. YouTube Music ist so unglaublich schlecht, auch hier hoffe ich auf eine Kehrtwende zurück zu Google Music. Trotz dieser Erfahrungen habe ich mir kürzlich ein Chromebook zugelegt und ich konnte es ehrlich gesagt nicht fassen, auf welche Software Features man gegenüber einem Android Handy verzichten muss. Erst vor kurzem wurde hier das Einloggen per Pin eingeführt, trotzdem muss man sich alle paar Tage mit seinem Google Kennwort anmelden. Man stelle sich das mal auf dem Smartphone vor. Stadia wäre ein attraktiver Service für mich aber bei der Kontinuität, die Google bei seinen Produkten an den Tag legt, baue ich mir dort doch keine Spiele-Bibliothek auf.

  • Es ist brutal,wie Google sich hier anstellt. Assistent Stillstand in der EU. Google Auto weiterhin nur mit winzigen und unnötigen Apps, lächerlich mir Kabel Zwang, usw.
    .traurig

  • Wenn ich mir den Shop von Google in Österreich ansehe, dann ist es völlig klar. Die Kunden kaufen, was es gibt. Hier in Österreich gibt es von Google nicht einmal das Pixel 4 im Shop. Das ist Inkompetenz.

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