Ist Ark OS das bessere Android? Huaweis neues Betriebssystem löst gleich mehrere Android-Probleme

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Gestern hat US-Präsident Donald Trump die Tech-Welt damit überrascht, Huawei wieder den Handel mit US-Unternehmen zu erlauben, womit kaum noch einer gerechnet hatte. Auch Huawei-intern war man längst auf eine vollständige Eskalation eingestellt und hat entsprechende Maßnahmen für den Verlust der Android-Lizenz getroffen. Schlussendlich kann das zu einer sehr großen Chance für den Smartphone-Hersteller werden. Der chinesische Hersteller hat einige Möglichkeiten zur Verbesserung des Betriebssystems, die Google selbst nicht bieten kann.


Kurzfristig war Huawei der große Verlierer des US-Banns und dem damit einhergehenden Verlust der Android-Lizenz – das ist unbestritten, denn das Unternehmen wird Milliarden verlieren. Langfristig kann sich die Situation aber auch vollkommen drehen, denn die chinesischen Hersteller halten zusammen und könnten Google im Fall der Eskalation (die noch nicht vollständig abgewendet ist) gut 40 Prozent Marktanteil bei den mobilen Betriebssystemen kosten – die dann wiederum von Ark OS gehalten werden. Sehr theoretisch und Milchmädchenrechnung, aber grundsätzlich nicht undenkbar. Warum, lest ihr in diesem Artikel.

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Huawei: Google wird zum großen Verlierer – Huawei wird wohl am eigenen Android-Ersatz Ark OS festhalten

Huaweis Entwickler haben einen detaillierten Einblick in den Ark Compiler gegeben und zeigen, wie Android-Apps um bis zu 60 Prozent schneller ausgeführt werden können. Was in der ersten Ankündigung nach vollmundigen Versprechungen ohne große Substanz klang, ist mittlerweile mehrfach belegt und könnte tatsächlich umgesetzt werden. Und dazu braucht es nicht einmal einen großen Aufwand, sondern die Apps müssen nur einmalig neu kompiliert werden.

Möglich wird das Wunderwerk dadurch, dass der Compiler vollständige Apps in binärer Form ausspuckt, die zwar deutlich größer sind als Standard-Apps für das Google-Betriebssystem, aber schlussendlich sehr viel Zeit und Ressourcen für die Ausführung einsparen. Das funktioniert aber nur dann, wenn man nicht für tausende verschiedene Geräte von hunderten Herstellern kompatibel sein muss, sondern auf nur eine Architektur mit einigen wenigen Anpassungen beschränkt ist – so wie das bei Apple der Fall ist.

Google kann das unmöglich umsetzen, höchstens mit speziellen Versionen für die hauseigenen Pixel-Smartphones, muss aber zum Wohle der Kompatibilität sehr viele Eventualitäten berücksichtigen, durch die die Apps erst zur Laufzeit (just in time) umgewandelt werden können. Genaue technische Erklärungen dazu findet ihr an dieser Stelle.



Doch die Apps sind noch längst nicht alles, was Huawei besser machen könnte als Google. Der nächste große Punkt sind die Betriebssystem-Updates, die bei Android bekanntlich sehr viele Monate bis teilweise sogar weit über ein Jahr dauern können. Nicht selten bekommen die Nutzer das neue Betriebssystem erst dann, wenn bereits der Nachfolger im Beta-Programm ist oder sogar bereits veröffentlicht wurde (Schönen Gruß an alle Android Oreo-Nutzer).

Schnellere Betriebssystem-Updates
Letztendlich ist noch nicht bekannt, auf welchen Unterbau Huawei bei Ark OS setzt, doch alle Anzeichen und auch die ersten Screenshots deuten darauf, dass es sich um das freie Android handelt. Das wäre die vernünftigste Methode, denn so profitiert man weiterhin von Googles Arbeit, ohne direkt mit dem Unternehmen zusammenarbeiten zu müssen. Die chinesischen Versionen der Smartphones werden ohnehin mit diesem Betriebssystem-Arm ausgeliefert, es wäre für das Unternehmen also keine zu große Umstellung.

Huawei könnte dadurch auch mehr Kontrolle über die Updates übernehmen und diese auf unterster Ebene regelmäßig vornehmen, ohne zu viel an der Oberfläche arbeiten zu müssen. Mit dem Project Treble und dem verwandten Project Mainline hat Google die Grundsteine dafür gelegt, die Huaweis Entwickler dankbar aufsammeln können. Wenn die Entwickler es klug anstellen – und davon kann man bei „hunderten Betriebssystem-Experten“, die Huawei angeblich beschäftigt – könnten die wichtigen Kern-Updates sogar noch vor Google ausgeliefert werden.

Sicher, an funktionellen Updates muss man dann selbst arbeiten, denn die geschehen meist auf höherer Ebene und haben nicht viel mit AOSP zu tun, aber an eigene Oberflächen und Funktionen sind Huawei-Nutzer längst gewöhnt. Schon bei den Tablets, wo man von Google lange Zeit im Stich gelassen wurde, mussten die Entwickler sehr viel Arbeit in Android reinstecken und gewissermaßen so viele Änderungen und Anpassungen vornehmen, dass man bald von einem eigenen Betriebssystem reden kann.

Googles strengen Vorgaben entfliehen
Zum Wohle der Sicherheit des gesamten Ökosystems hat Google im Laufe der Jahre viele Restriktionen eingeführt. Dazu gehören strengere Kontrollen der Zugriffsrechte, viele Einschränkungen für Hintergrunddienste, das angeblich willkürliche Play Protect und noch vieles mehr. Das sind alles wichtige Punkte, die die Sicherheit ohne Frage erhöht haben, aber dennoch fühlen sich einige Entwickler dadurch zu sehr eingeengt. Diese könnte Huawei mit neuer Offenheit ködern. Schlussendlich werden zwar auch die Chinesen wieder Sicherheitsmaßnahmen ergreifen müssen, aber erst einmal ist man als Entwickler wieder im „Paradies“.



Völlig neue Möglichkeiten
Google macht den Smartphone-Hersteller einige Vorgaben über die Hardware und stellt Mindestanforderungen. Diese fallen nun zukünftig weg und geben Huawei in einigen Punkten freie Hand, über die man bisher noch nicht einmal nachdenken konnte. Ob sich die Hardware oder Smartphone dadurch verändern könnten, kann ich natürlich nicht sagen. Immerhin gäbe es nun aber die Möglichkeit, über neue Weg nachzudenken. Mehr zu diesen Vorgaben, die sich mit jeder Version ändern und natürlich im Laufe der Zeit auch immer weiter hochgeschraubt werden, findet ihr auf dieser Webseite.

Mehr Freiheiten für neue Partner
Google verpflichtet die Hersteller nicht nur zur Installation von vielen Google-Apps (Ausnahmen gibt es in der EU), sondern lehnt auch einige Konkurrenzprodukte ab. Vor einiger Zeit wurde bekannt, dass direkte Konkurrenten einiger Google-Apps nicht vorinstalliert werden dürfen, dass Smartphone-Hersteller, die Android nutzen möchten, das Smartphone nicht mit anderen Betriebssystemen anbieten dürfen und einige weitere Punkte. Wie sich das aktuell verhält, ist offiziell nicht bekannt, aber viel mehr Freiheiten dürften die Hersteller wohl nicht bekommen haben.


Schlussendlich könnte ein von Google unabhängiger Neustart sogar eine große Chance für Huawei sein, viele Dinge selbst in die Hand zu nehmen, was bisher nicht möglich war. Grundlos von Android zu einer eigenen Plattform zu wechseln wäre wohl undenkbar, aber da die meisten Nutzer den Hintergrund mitbekommen haben und der Marke treu bleiben möchten, sieht das nun etwas anders aus. Eine dritte Plattform kann auch dem gesamten Smartphone-Markt nur guttun – Konkurrenz belebt das Geschäft. Auch wenn Bill Gates behauptet, es gibt nur Platz für zwei Anbieter.

Und da Huawei nun doch Android behalten darf, hat das Unternehmen nun alle Zeit der Welt, das eigene Betriebssystem weiterzuentwickeln.

Huawei: Google wird zum großen Verlierer – Huawei wird wohl am eigenen Android-Ersatz Ark OS festhalten

Siehe auch
» Sorge vor Microsoft-Dominanz: Google hat Android ursprünglich wegen Windows Mobile aufgekauft

» Huawei soll Android behalten: Donald Trump gibt Lieferungen von US-Unternehmen an Huawei wieder frei

» HONOR: Huawei-Marke antwortet auf die wichtigsten Fragen & diese Smartphones bekommen Android Q




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comment 2 Kommentare zum Thema "Ist Ark OS das bessere Android? Huaweis neues Betriebssystem löst gleich mehrere Android-Probleme"

  • OK, ich kommentiere in der Regel hier keine Artikel aber dieser hier hat mich sehr getriggert, da einige Enschätzung falsch oder aus den Kontext gerissen worden sind.

    1.) Nicht nur in diesen Artikel bekommt man das Gefühl, dass alles sofort 60% besser wird. Das ist nicht der Fall. In der Tat ist die eigentliche Geschwindigkeitsverbesserung geringer und die Anzahl der betroffenen Apps übersichtlich (relativ).

    1.1 Nur Apps, die zur Zeit in einer virtuellen Maschine laufen (früher hätte man von Dalvik gesprochen) sehen diesen möglichen Vorteil überhaupt. Und das sind ausschließlich Java-Apps. Ene Web-App, Native App (C++), Xamarin oder Flutter (Dart) profitieren überhaupt gar nicht von einem AOT-Compiler bzw. werden schon jetzt AOT compiliert. Dabei ist entscheidend, dass insbesondere der Anteil an Web-Apps mit HTML5 und Jacascript bzw. Flutter immerweiter steigt. Viele Apps sind mitlerweile entweder zum Teil oder komplett Web-Apps / Flutter-Apps geworden. Und Spiele werden schon seit vielen vielen Jahren immer mit dem NDK entwickelt und compiliert.

    1.2 Die übrigen javabasierten Apps sind mitlerweile Hybride. Zunächst, wenn man eine App installiert, ist sie in der Regel vollständig JIT. Aber seit Android 7.0 überwacht das OS regelmäßig, wie häufig bestimmer Code ausgeführt wird und kann diese Codezeilen (Java Byte Code) heimlich im Hintergrund für das Gerät compilieren. D.h. bei Apps, die häufig von dem Nutzer verwendet wird, findet in der Tat auch eine AOT Kompilierung statt! Nur halt nicht vollständig.Damit sind die versprochenen 60% Leistungsverbesserung in der Realität wesentlich weniger.

    2. “ Das funktioniert aber nur dann, wenn man nicht für tausende verschiedene Geräte von hunderten Herstellern kompatibel sein muss, sondern auf nur eine Architektur mit einigen wenigen Anpassungen beschränkt ist – so wie das bei Apple der Fall ist.. Google kann das unmöglich umsetzen, höchstens mit speziellen Versionen für die hauseigenen Pixel-Smartphones, muss aber zum Wohle der Kompatibilität sehr viele Eventualitäten berücksichtigen…“ – FALSCH

    Hat der Autor jemals mal die Wikipediaseite von Android Runtime (ART) geöffnet und gelesen? Dann wüsste er, dass s,eine Aussage BS ist. Zum einen, weil Spiele, die mittels NDK entwickelt werden, schon längt kompiliert werden und dann auf „tausende verschiedene Geräte von hunderten Herstellern“ laufen. Zum anderen, weil Android schon mit Android 4.4 ein AOT-Compiler hat und seit 5.0 auch verwendet. Das Problem war damals nur die Dateigröße und Installationsdauer von Updates. In der Regel wurden Apps im Java Byte Code heruntergeladen und anschließend lokal kompiliert. Das hat sehr lange gedauert, denn damals hatten viele Geräte noch 32bit CPUs. An die Rechenleistung eines Cortex A76 kam man im Leben nicht ran. Zum anderen gab es damals gerade im Billigsegment viele Geräte mit nur 8 oder 16 GB internen Speicher (Nexus 4 Nutzer erinneren sich!). Die kompilierten Apps waren wesentlich größer und machten 8Gb Handys praktisch unbrauchbar und 16GB Handys gerade noch akzeptabel. Für Google, die damals sehrt stark daran arbeiteten, Android nach Indien und Afrika zu bringen, war das ein Problem. Deshalb wurde mit 7.0 auf das oben erwähnte hybride System gewechselt.

  • Auawei und mehr Freiheit in einem Atemzug zu nennen, ist voll daneben. Schliesslich gibt Huawei keine Entsperrcodes mehr für mein teuer bezahltes P20 Pro heraus. Chinesische Geräte werden ebenfalls nichts von dieser angeblichen neuen Freiheit haben.

    Nennen wir es mal „mehr Freiheiten bei Huawei, den Nutzer noch mehr auszuforschen und einzuengen“.

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