Google AMP: Open-Source ist nur Fassade – ehemaliger Berater übt harte Kritik am blitzschnellen Web-Format

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Google hat das AMP-Format vor einigen Jahren geschaffen, um die Ladezeiten von mobilen Webseiten deutlich zu erhöhen, indem alle überflüssigen Dinge weggespart werden. Um das Format eines Tages zu einem Standard zu erheben, hat man es als Open Source freigegeben und große Teile an die Entwickler-Community übergeben. Doch wie ein ehemaliges Mitglied des Komitees berichtet, ist das nur Fassade. AMP ist weiterhin ein Produkt, das unter voller Google-Kontrolle steht.


AMP-Logo

AMP hat sich rasend schnell im Web verbreitet, denn es verbessert das Ranking in der Google Websuche und in anderen Google-Produkten, sodass es deutlich mehr Klicks verspricht. Das wird von Google zwar immer wieder dementiert, aber jeder Webmaster dürfte wissen, dass es so ist. Und noch an einer anderen Stelle gibt es offenbar Unwahrheiten rund um das AMP-Format: Man hat das Format vor einigen Jahren als Open Source freigegeben und die Kontrolle über das Format mutmaßlich an die Community übergeben. Damit soll eine größere Akzeptanz außerhalb Google sowie möglicherweise eine Standardisierung angestrebt werden.

Ich kann nicht mit gutem Gewissen das AMP-Projekt weiter für die OpenJS Foundation beraten, weil mir klar geworden ist, dass AMP ein Google-Produkt bleibt

Doch wie ein nun Ex-Mitglied des Komitees in einem Blogpost beschreibt, ist das nur Fassade. Jeremy Keith ist schon nach wenigen Monaten klar geworden, dass es sich bei AMP weiterhin um ein Google-Produkt handelt, bei dem der Konzern die regeln diktiert. Er kann unter diesen Umständen nicht weiter beratend tätig sein.

Wenn ich im Beirat bleiben würde, würde mein Unmut über diese Situation unweigerlich mein Verhalten beeinflussen. Es ist also für alle am besten, wenn ich jetzt zurücktrete, anstatt in regelrechte Sabotage zu verfallen.




Google designed AMP so that users loading AMP pages would make direct communication with Google servers, rather than publishers’ servers. This enabled Google’s access to publishers’ inside and non-public user data.

Eine zentrale Frage drehte sich darum, ob die wichtigen Komponenten des AMP-Validators sowie der AMP Web Cache Bestandteil des Open Source-Projekts sind oder nicht. Google mag vielleicht das Format freigegeben habe, aber über den Validator hat man die letzte Macht an der Umsetzung und der Web Cache, der nur auf Google-Servern vorgesehen ist, ist ein zentrales Element für die Geschwindigkeit. Und so kann man nicht wirklich von einem Standard, sondern einfach nur von einem Google-Produkt sprechen.

Wir haben im Beratungsausschuss viel Zeit damit verbracht, Wege zu finden, um klarer zu machen was AMP eigentlich ist. Aber es war ein verlorener Kampf. Der Ausdruck AMP-Projekt wird verwendet, um die tief verwobene Natur seiner Bestandteile zu verschleiern. Teile davon sind Open Source, aber das meiste davon ist proprietär.

Es ist natürlich das gute Recht von Google, die Kontrolle über dem Format zu behalten. Aber dann soll man das auch in normalen Bahnen tun und es nicht für die Community freigeben, obwohl man stets über allem die Hand hält. Bisher hat sich Google nicht dazu geäußert und AMP genießt allgemein eher einen schlechten Ruf, aber so lange es für den Google-Traffic fast schon eine Voraussetzung ist, wird das Format weiterhin weit verbreitet sein.

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[Golem]




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comment 1 Kommentare zum Thema "Google AMP: Open-Source ist nur Fassade – ehemaliger Berater übt harte Kritik am blitzschnellen Web-Format"

  • amp untergräbt den HTML Standard, weshalb ich es nie verwendet habe. Man muss nicht alles mitmachen. Massig Internetseiten sind dadurch außerdem in ihrer Funktion so stark eingeschränkt, dass man direkt auf die normale HTML Seite „flieht“. Gut ist eigentlich nur, dass es zum Nachdenken anregt wie aufgeblasen der eigene Quellcode (geworden) ist. Aber da hätte es auch gereicht, wenn Google die Quellcode-Größe im Verhältnis zum Content-Umfang als Ranking-Kriterium eingeführt hätte.

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