Android: Ist Googles Update-Turbo besser als sein Ruf? Die Zahlen zur Verteilung der Versionen im Vergleich

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Schon seit langer Zeit hält Google die aktuellen Zahlen zur Verteilung der Android-Versionen unter Verschluss und bietet diese nur noch über Umwege zum Abruf an. Die Gründe für diesen Wechsel sind vielfältig und wurden hier im Blog bereits ausführlich besprochen – mit einer Ausnahme. Möglicherweise spiegeln die Zahlen nicht die vollständige Wahrheit wider und sind eigentlich besser, als es auf dem Papier aussieht.


Viele Jahre lang hat Google nahezu monatlich neue Zahlen zum Android-Ökosystem veröffentlicht und unter anderem gezeigt, wie sich die Verteilung der einzelnen Versionen des Betriebssystems entwickelt. In den schlechten Monaten, von denen es sehr viele gab, hagelte es nach der Veröffentlichung Kritik von vielen Seiten, was Googles Motivation wohl nicht unbedingt angetrieben haben dürfte. Also entschied man sich vor längerer Zeit dazu, die Zahlen nur noch sporadisch und später überhaupt nicht mehr zu aktualisieren.

android next generation

Android 11 steht vor der Tür und ist bereits in der Beta-Version erschienen, der einige weitere Betas und (vermutlich) Anfang September die finale Version folgen werden – womit der Wettlauf um die schnelle Verbreitung der Version wieder von vorn beginnen wird. Anlässlich dessen haben wir uns in den vergangenen beiden Wochen die Zahlen zur Android-Verteilung angesehen, natürlich insbesondere mit einem Blick auf die beiden aktuellen Versionen Android 10 und Android 9 Pie.

Zuerst haben wir uns Googles offizielle Zahlen und danach die Zahlen aus dem Blog angesehen, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Hier einmal die wichtigsten Zahlen der letzten vier Android-Versionen im Vergleich, der direkt aufzeigt, dass die Zahlen soweit auseinanderliegen wie Tag und Nacht. Das gilt natürlich insbesondere für Android 10.

Version (Googles Zahlen / unsere Zahlen)

  • Android 10: 8,2 % / 52,3 %
  • Android 9: 31,3 % / 26,9 %
  • Android 8.x: 21,3 % / 11,9 %
  • Android 7.x 12,9 % / 4,2 %

Alle Versionen darunter spielen bei uns im Blog absolut keine Rolle (unter 5 Prozent), global hingegen schon (mehr als ein Viertel).

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Bei den Zahlen muss man natürlich einiges beachten: Googles offizielle Zahlen werden weltweit aus der Masse aller aktiven Android-Geräten gezogen – das sind mehrere Milliarden Nutzer. Unsere Zahlen hingegen stammen nur von allen Besuchern des GoogleWatchBlog, somit zu über 95 Prozent nur aus Deutschland, Österreich und Schweiz und basieren „nur“ auf einigen Millionen Aufrufen des Blogs im Beobachtungszeitraum. Die Ausgangssituation könnte also unterschiedlicher kaum sein. Aber kann es wirklich sein, dass die Zahlen so extrem auseinanderliegen?

Dazu muss man beachten, dass Google ALLE Menschen mit einem Android-Smartphone erfasst und sich der Blog eher an eine technik-affine Zielgruppe richtet – aber nicht nur. Genaue Zahlen zu unserer Leserschaft gibt es nicht (wir nehmen ja nicht an den berühmten AGOF-Umfragen oder ähnlichem Teil), aber der überwiegende Teil der Leser dürfte wohl zumindest Technik-interessiert sein. Damit aber genug des Disclaimers, denn nun geht es an die Analyse.

Sind Googles Zahlen aussagekräftig?
Dass Android 10 bei uns im Blog weiter verbreitet ist als global, dürfte niemanden überraschen. Dass Android 10 aber 5-6x so stark wie global verbreitet ist, ist dann doch schon ein echtes Brett. Man muss sich also fragen, welche Zielgruppen und Regionen bei Google so extrem ins Gewicht fallen, dass die Zahlen so schlecht sind und sich trotz aller Anstrengungen rund um Treble & Co. in den vergangenen Jahren kaum bessern.

Leider weist Google die Zahlen nur global und nicht regional aus, sodass einige Regionen mit sehr vielen Einwohnern den Schnitt doch deutlich herunterziehen können. Vielleicht hat Android 10 ja in Deutschland schon 20 bis 30 Prozent erreicht, ist in Indien, Südamerika und den afrikanischen Ländern (die technologischen „Boom-Entwicklungsländer“) aber fast gar nicht vertreten. Das zieht den Schnitt natürlich gewaltig nach unten. Würde auch erklären, warum Google damals Android One geschaffen hat, das unter anderem auch das Problem der mangelnden Updates adressieren sollte, aber gefühlt etwas eingeschlafen ist.

Aber nicht nur große Regionen mit bescheidenerer Infrastruktur könnten ein Problem sein, sondern auch viele alte und nur passiv genutzte Geräte. Wie viele alte Geräte dienen als Webserver für zu Hause, als Musikplayer, als Notfalltelefon oder gar als Webcam? Viele Menschen führen die alten Geräte einer Zweitnutzung zu, sodass sie noch lange Zeit verwendet werden können und somit ebenfalls den Durchschnitt senken.

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Welche Geräte sind wirklich relevant?
Googles Zahlen entsprechen den Fakten und sind für Entwickler in dem Fall auch relevant. Vielleicht sollte man aber für öffentliche Zahlen, wenn sie denn eines Tages wieder eingeführt und vermeldet werden, weitere Kriterien heranziehen. Eine echte aktive Nutzung der Geräte sollte eine Rolle spielen und schon würde sich meiner Meinung nach ein anderes Ergebnis zeigen. Also nur die Geräte, die wirklich in den Hosentaschen und Handtaschen stecken und tägliche Begleiter sind.

Dazu kommt, dass es zahlreiche Android-Geräte gibt, bei denen es sich gar nicht um Smartphones handelt, die aber dennoch mit reinspielen. Wear OS basiert nicht auf Android 10, Android TV ebenfalls nicht – beide bremsen also die Verbreitung. Diese sollte man entsprechend herausrechnen und in separaten Statistiken für diese Plattformen veröffentlichen. Dann eine regionale Einschränkung, nach Kontinent würde ja schon vollkommen ausreichen und schon zeigt sich ein anderes Bild.

Google wird das wahrscheinlich nicht tun und die Zahlen in Zukunft abseits der Programmierschnittstelle für sich behalten oder nur alle Jubeljahr auf Events verkünden. Ganz persönlich bin ich jedenfalls der Meinung, dass die Android-Verteilung deutlich besser als ihr Ruf ist. Die Probleme muss man nicht schönreden, aber ohne darüber nachzudenken sollte man die Zahlen auch nicht verteufeln und Google vorwerfen, in dieser Richtung nichts getan zu haben. Denn tatsächlich hat sich sehr viel getan.

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