Alphabet: Google muss Kosten drastisch reduzieren und Alphabet verbrennt Milliarden – wie soll es weitergehen?

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Die wirtschaftlichen Folgen des Coronavirus führen bei Google schon jetzt zu starken Kostensenkungen, die in Zukunft aller Voraussicht nach wohl noch verschärft werden müssen. Für die Google-Mutter Alphabet könnte das noch deutlich größere Folgen haben, denn den über Jahre immer ausschweifenderen Luxus der massiven Geldverbrennung wird man sich vorerst wohl nicht mehr leisten können oder vielleicht auch wollen.


Google ist seit vielen Jahren ein gesundes Unternehmen mit nahezu stetig wachsendem Umsatz und riesigen Gewinnen. Die Google LLC gehört zu den größten Unternehmen weltweit und scheint sowohl in puncto Börsenwert als auch den reellen finanziellen Zahlen ein echter Gigant zu sein – der aber auf wackligen Füßen steht. Quasi seit Beginn der unternehmerischen Tätigkeit ist das Unternehmen sehr stark von der Werbung abhängig, die in einer Wirtschaftskrise besonders betroffen ist.

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Damit ist es wohl erst einmal vorbei

Viele Unternehmen im Medienbereich sind von Werbung abhängig. Von den großen IT-Giganten wie Google und Facebook über praktisch alle redaktionell gepflegten Webseiten bis hin zu Zeitungen, TV-Sendern und weiteren Plattformen. Sie alle kämpfen schon jetzt mit sinkenden Werbeeinnahmen oder müssen sich in Zukunft auf sinkende Umsätze einstellen. In ganz großem Rahmen gilt das auch für Google, das das größte Werbenetzwerk weltweit betreibt und zu knapp 90 Prozent von Werbung abhängig ist.

Google-CEO Sundar Pichai hat bereits angekündigt, die Kosten sehr stark zu senken und stellt damit zwischen den Zeilen natürlich einen sinkenden Umsatz und damit auch Gewinn in Aussicht. Das wird den meist erfolgsverwöhnten Anlegern nicht gefallen, aber in den aktuellen Zeiten würde man das wohl noch verzeihen. Anders sieht es hingegen aus, wenn die Kosten nicht ausreichend gesenkt werden, um die fehlenden Umsätze auszugleichen. Und da kommt dann Alphabet ins Spiel.

Wir haben euch schon vor einigen Wochen vorgerechnet, dass Alphabet mehr als vier Milliarden Dollar pro Jahr verbrennt. Ja, verbrennt. Das ist ein Luxus, den sich Google bzw. Alphabet lange Zeit leisten konnten, aber nun haben sich die Zeiten geändert. Es ist fraglich, wie lange das in Corona-Zeiten und den After-Corona-Zeiten weitergehen kann.

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Schon vor einigen Wochen hatte ich die persönliche Prognose aufgestellt, das die massive Geldverbrennung von Alphabet irgendwann ein Ende haben muss, denn bisher sind die Ausgaben von Quartal zu Quartal gestiegen. Durch immer weiter steigende Umsätze und Gewinne von Google war das unter dem Strich kein Problem – aber jetzt ist es eines. Damals waren die riesigen Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie noch gar nicht absehbar und auch nicht Teil meiner Glaskugel, aber nun befinden wir uns in einer ganz anderen Situation.

Der Alphabet-Luxus wird wohl (theoretisch) unleistbar

Google-CEO Sundar Pichai, der ja ganz nebenbei auch CEO der gesamten Alphabet Holding ist, hat starke Kostensenkungen angekündigt und wird alle unnötigen Ausgaben und große Budgets vorerst zusammenstreichen. Einige strategisch wichtige Projekte bleiben davon verschont, aber viele weitere Projekte werden erst einmal gestoppt. Und da muss man natürlich auch zu Alphabet schauen, das vor allem aus den „Future Bets“ besteht, also Projekten, die irgendwann einmal große Umsätze versprechen. Strategisch wichtig für das aktuelle Geschäft sind sie allesamt nicht. Ausgenommen vielleicht Waymo.

Alphabet-Unternehmen Umsätze & Verluste

  • Q1 2019: 170 Mio. Dollar Umsatz / 868 Mio. Dollar Verlust
  • Q2 2019: 162 Mio. Dollar Umsatz / 989 Mio. Dollar Verlust
  • Q3 2019: 155 Mio. Dollar Umsatz / 941 Mio. Dollar Verlust
  • Q4 2019: 172 Mio. Dollar Umsatz / 2,02 Mrd. Dollar Verlust

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Wie ihr sehen könnt, stagniert der Umsatz von Alphabet, während die Ausgaben massiv in die Höhe schnellen. Die Zahlen werden nicht nach einzelnen Alphabet-Unternehmen aufgeschlüsselt, sodass sich nicht sagen lässt, welches Unternehmen Umsatz erzielt und welches das Geld mit vollen Armen ausgibt. Natürlich wird hier kein Geld herausgeworfen, sondern in Forschung und zukünftige Projekte investiert, aber das kann man eben nur dann machen, wenn man es sich leisten kann.

Alphabet könnte viele Jahre lang vom eigenen Cash-Flow leben, denn in der Kriegskasse liegen weit über 120 Milliarden Dollar. Vielleicht wird man dieses antasten müssen, aber viel eher sollte man es für die strategisch wichtigen Geschäftsbereiche investieren, die auch heute schon Umsätze und vor allem Gewinne erzielen. Das Alphabet ohne Google nicht einmal ansatzweise überleben könnte, ist schon seit langer Zeit bekannt. Ein schwächelndes Google kann sich der gesamte Riese also keinesfalls leisten. Das Google-Geschäft muss um jeden Preis Gesund bleiben und hohe Gewinne liefern.



Schon seit Google-CEO Sundar Pichai auch die Spitze von Alphabet gerückt ist, gibt es Gerüchte über eine langfristige Abwicklung der Alphabet-Projekte. Pichai ist nicht nur sein eigener Chef, sondern gilt auch als ein CEO, der Aufräumen kann. Unter Pichai sind die Umsätze von Google in die Höhe geschnellt, es wurden aber auch sehr viele Produkte eingestellt, die ihre Ziele verfehlt haben. In der Vergangenheit sind außerdem einige Unternehmen von Alphabet zurück zu Google verschoben worden.

Sowohl Alphabet als auch Google arbeiten und forschen an Moonshot-Projekten, sodass die Trennung der beiden Unternehmen aus heutiger Sicht kaum noch sinnvoll erscheint. Dass sich Alphabet als Holding praktisch seit der Gründung nicht weiterentwickelt hat, ist nicht unbedingt ein Zeichen dafür, dass hinter den Kulissen alles nach Plan verläuft. Natürlich lässt sich das von Außen nicht bewerten, aber von den damaligen großspurigen Ankündigungen wurde keine einzige umgesetzt.

Der Artikel ist nicht als Abgesang auf Alphabet zu verstehen, aber meine persönliche Meinung zu dieser Holding habe ich schon in mehreren Artikeln deutlich gemacht. Das Coronavirus und die finanziellen Folgen konnten natürlich nicht eingeplant werden, dürften die Holding aber dennoch stark gefährden. Aber auch Google wird sich nun wohl wieder fragen lassen müssen, warum man auch nach 20 Jahren noch immer so sehr vom Werbegeschäft abhängig ist.

In den Jahren des Erfolgs konnte man diesen Fragen ausweichen bzw. sie ignorieren, aber das funktioniert jetzt nicht mehr.


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comment 2 Kommentare zum Thema "Alphabet: Google muss Kosten drastisch reduzieren und Alphabet verbrennt Milliarden – wie soll es weitergehen?"

  • Bald beginnt die heiße Phase des US Wahlkampfes für den Präsidenten und das Parlament. Mit diesen Verlust Projekten will Alphabet sicher auch seine US Lobby stärken. Kürzungen dort vor den Wahlen, dürfte sicher schlechte Politische Reaktionen hervorrufen. Vermutlich dürfte die Verlust Projekte einfach weiter laufen müssen. Die Beschäftigten von Google sind wohl auch Politisch gut vernetzt.

  • Also ich persönlich finde dahinter muss noch was anderes stecken, denn wenn ich chef von Alphabet wäre und ich bin stark von Werbung abhängig und dabei hab ich 120 Milliarden aufm Konto, dann gebe ich logischerweise ein Teil dafür aus, unternehmen zu kaufen die andere Tochter Firmen wie Waymo, Stadia, loon und wing helfen zu wachsen damit sie Geld machen. Bsp. Stadia, bis jetzt nutzen wenige Leute diese Plattform,, klar es ist neu und nicht alles ist perfekt, aber auch die Auswahl an Spiele ist gering. Warum nicht ubisoft oder Blizzard kaufen damit man dann schon ein großen Teil der Spieler auf die Plattform lockt? Genau so könnte man einige Unternehmen für loon, wing, und vorallem Google cloud kaufen, da cloud wichtig ist und Google da hinter Amazon und Microsoft hinter her liegt. Sundar will anscheinend warten bis Firmen wie loon, wing, stadia,g cloud sich aus eigener Kraft hoch ziehen bis sie aufm selben Level sind wie waymo, sodass Alphabet nicht auf die 120 Milliarden zurückgreifen muss. Aber sich aus eigener Kraft hoch zu ziehen kostet unheimlich viel Zeit und Geld (Forschung) siehe waymo als Beispiel. So was wird nicht klappen, einzige Lösung ist weniger Forschung in den einzelnen Unternehmen und für eine Weile mehr Startups und größere aber wichtige Firmen auskaufen.

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