Websuche: Google dominiert den Suchmaschinen-Markt – doch dieser verliert wohl zunehmend an Bedeutung

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Kein Google-Produkt war jemals so dominant wie die Google Websuche, trotz des großen Ökosystems mit vielen erfolgreichen Produkten. Es ist davon auszugehen, dass das Unternehmen diese Marktführerschaft noch viele Jahre behalten wird, aber dennoch blickt man in eine ungewisse Zukunft und steht wegen der ChatBots vor ernsthaften Herausforderungen. Einige Medien sprechen bereits von einem „Google-Killer“ und wenn man etwas länger darüber nachdenkt, ist der Kern gar nicht so verkehrt.


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Wir haben euch gestern die Google-Marktanteile im Suchmaschinen-Bereich gezeigt, die aus Google-Sicht kaum besser aussehen könnten. Es ist nicht zu erwarten, dass sich dieses Bild in den nächsten Jahren grob ändern wird, denn Googles Marktführerschaft über einen Zeitraum von zwei Jahrzehnten hat dafür gesorgt, dass viele Menschen nichts anderes kennen und auch gar nicht kennen wollen. Es wird noch viele Jahre dauern, bis eine andere Suchmaschine Google überrunden oder ähnliche Marktanteile erreichen wird. Alles gut? Nein.

Google dominiert zwar den klassischen Suchmaschinen-Markt, aber dieser ändert sich gerade ganz gewaltig. Schon seit Jahren verläuft ein schrittweiser Wandel von der Suchmaschine zur Antwortmaschine, der vor allem von Google vorangetrieben wurde. Doch mit den ChatBots und vor allem der ChatGPT-Integration in Microsoft Bing wurde auf einmal ein solch großer Schritt von der Konkurrenz getan, auf den Google trotz aller Vorhersagen selbst nicht vorbereitet war. Die Karten sind damit völlig neu gemischt und Google agiert gefühlt planlos.

Bing könnte in den nächsten Wochen und Monaten einen großen Nutzerzustrom haben, in den globalen Marktanteilen wird sich das aber wahrscheinlich kaum niederschlagen. Nach einer Woche hatte Bing etwa eine Million Interessenten an der ChatGPT-Integration vermeldet. Nicht wenig, aber auch nicht Marktanteil-bewegend. Selbst wenn man dieser Million Nutzer sofort Zugriff geben würde, würden viele wohl hauptsächlich herumspielen und dennoch weiterhin mit Google suchen.




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Google dominiert einen vielleicht-schrumpfenden Markt
Das große Problem aus Google-Sicht wird es sein, dass sich der Markt sehr stark verändert. Die intelligenten Antwortmaschinen werden Suchmaschinen in den Schatten stellen und somit den klassischen Suchmaschinen-Markt verkleinern. Das ist sehr unschön für viele Webmaster, für den Suchmaschinen-Konzern aber eine Katastrophe. Denn man kann den Markt noch so sehr dominieren, wenn dieser stark schrumpft, dann sinken auch die Nutzerzahlen und die eigene Bedeutung.

Es wird vielleicht nicht in dieser Dimension eintreten, aber ich erinnere nur an Handy-Marktführer Nokia, der die Smartphones belächelt hat. Damals waren es Apple und Google, die Nokias Mobiltelefon-Business im Eiltempo beerdigt haben. Heute könnte Google an Nokias Stelle sein, wenn man nicht schleunigst auf den Smartphone-Zug (=ChatBot-Zug) aufspringt und ein ernsthaftes Produkt präsentiert. Das kann sehr schnell gehen, zumal viele Menschen schon seit Jahren ihre Unzufriedenheit mit der Google Websuche kundtun. Doch mangels guter Alternativen und reiner Gewohnheit wird nicht gewechselt.

Der Suchmaschinen-Markt dürfte bedeutend schrumpfen
Suchmaschinen wird man vermutlich immer brauchen, denn das Web bleibt ja bestehen und Nutzer wollen weiterhin Webseiten finden. Doch auf der Suche nach schnellen Informationen könnten sie nicht mehr gebraucht werden. So wie viele Produktsuchen bei Amazon beginnen, könnten viele Info-Suchen in Zukunft bei den ChatBots beginnen. Google hat das vorhergesehen und den Google Assistant für diese Zwecke geschaffen, doch dieser ist irgendwann falsch abgebogen und steht jetzt selbst vor dem Aus.

Google wird also weiterhin gute Geschäfte im Suchmaschinen-Markt machen können, aber deutliche Einbußen hinnehmen müssen. Jetzt geht es darum, wer zuerst einen qualitativ hochwertigen ChatBot auf den Markt bringt – und aktuell ist Microsoft Bing in einer starken Position. Bing mag niedrige Marktanteile haben, aber ist etabliert, mehr oder weniger bekannt und hat mit Microsoft einen mehr als potenten Geldgeber bzw. Betreiber mit sehr langem Atem im Rücken.

Wenn Google es nicht schafft, Bard stark zu positionieren und sich früh im ChatBot-Markt zu etablieren, könnte man es später schwer haben. Denn das Gewohnheitstier Mensch wird weiterziehen und wenn es erst einmal einen guten ChatBot gefunden hat, wird so schnell nicht wieder gewechselt.




Wird Apple zum schlechten Joker?
Ich hatte bereits vor einigen davon geschrieben, dass es ein sehr schweres Jahr für Google werden wird – und das hat auch mit Apple zu tun. Apple wird seit vielen Jahren die Entwicklung einer eigenen Suchmaschine nachgesagt. Aber was ist, wenn man in Cupertino schon bald einen eigenen ChatBot auf den Markt schmeißt und gleichzeitig die Google Websuche vom iPhone-Startbildschirm schmeißt? Derzeit gibt es Anzeichen dafür, dass das passieren könnte. Es würde Google Milliarden Dollar und viel Reichweite kosten.

Apple und Microsoft als ewige Google-Rivalen in vielen Bereichen könnten dafür sorgen, dass das Suchmaschinen-Business deutlich schrumpft. Doch trotz unzähliger Produkte und einem riesigen Ökosystem hat es Google bis heute nicht geschafft, sich weitgehend vom Suchmaschinen-Business unabhängig zu machen. Das gesamte Unternehmen ist darauf ausgerichtet, dass die Suchmaschinen-Milliarden fließen und vieles finanzieren oder Nutzer binden. Gerät die Suchmaschine erst einmal ins Straucheln, könnte das einen gewaltigen Domino-Effekt haben, dessen Ausmaß man sich noch gar nicht vorstellen kann.

Man soll den Teufel nicht an die Wand malen, aber für Google dürfte es in den nächsten Jahren schwer werden. Das Kernprodukt ist aus vielen Richtungen unter Beschuss und droht, nicht mehr so bedeutsam wie zuvor zu sein. Die Absicherung dieses Produkts oder die Etablierung eines neuen Produkts als eigener Nachfolger hat daher absolute Priorität – das hat man glücklicherweise erkannt und nicht umsonst in den Panikmodus umgeschaltet. Wie sagt man in jüngster Zeit so schön? „Die nächsten Monate werden entscheidend sein“.

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