Amazon lauscht mit: Mitarbeiter werten täglich viele tausend Alexa-Sprachbefehle aus + Google-Statement

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Die smarten Sprachassistenten erfreuen sich immer größerer Beliebtheit und bei vielen Nutzern sind Alexa, Siri und der Google Assistant fast schon Familienmitglieder. Sie hören aufs Wort und tun in den meisten Fällen genau das, was der Nutzer ihnen aufträgt – aber vertraulich sind sie offenbar nicht. Wie nun bekannt wurde, werten Amazon-Mitarbeiter täglich viele Tausend Sprachanweisungen der Nutzer aus. Auch bei Google soll es eine ähnliche Vorgangsweise geben.


Die Smart Speaker zeichnen sich dadurch aus, dass sie ständig auf die magischen Wörter „Hey Google“, „Alexa“, „Siri“ oder jeweils andere Aktivierungsmethoden hören und somit dauerhaft zur Verfügung stehen. Alle Hersteller versprechen, dass nur die nach diesen Aufwachwörtern gesprochenen oder eindeutig als solche erkannte Befehle an die Server zur Auswertung gesendet werden, aber dennoch bleibt das ungute Gefühl, dass man sich eine Wanze in das Haus geholt hat. Und das scheint sich nun zu bestätigen.

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Wie Bloomberg berichtet und von Amazon bestätigt wurde, arbeiten rund um die Welt mehrere Amazon-Mitarbeiter und Auftragsunternehmen daran, die Sprachnachrichten der Nutzer auszuwerten, um Verbesserungen vorzunehmen und die Qualität zu steigern. Die Mitarbeiter bekommen die Nachricht vorgespielt und schreiben sehr genau auf, was gesagt wurde. Dazu bekommen sie als Kontext den Vornamen des Nutzers sowie die Geräte-ID. Die Mitarbeiter selbst können das dann zwar nicht direkt einer Person zuordnen, bekommen aber sehr häufig Privatgespräche mit.

Laut dem Bericht bekommt jeder Mitarbeiter täglich bis zu 1000 Sprachnachrichten vorgelegt, wobei etwa 10 Prozent eindeutig damit markiert sind, dass sie nicht für Alexa bestimmt waren. Die Mitarbeiter bekommen dann viele Privatgespräche zu hören und müssen dies entsprechend notieren. Man kann also nun wirklich sagen, dass die Geräte als Wanze bezeichnet werden müssen, da nicht mehr nur die Algorithmen, sondern eben auch wildfremde Menschen die Nachrichten hören und sogar transkribieren.

Wir versehen nur eine sehr geringe Auswahl an Alexa-Sprachaufnahmen mit Kommentaren, um das Kundenerlebnis zu verbessern. Beschäftigte haben keinen direkten Zugang zu Informationen, durch die eine Person oder ein Account bei diesem Verfahren identifiziert werden können.



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In den Einstellungen von Alexa soll sich dieses Verhalten deaktivieren lassen, aber das wussten wohl nur die wenigsten Nutzer – genauso wenig wie sie wussten, dass Nachrichten tatsächlich von Amazon-Mitarbeitern gehört und ausgewertet werden können. Ob es sich dabei um einen Datenschutz-relevanten Verstoß handelt, werden in den nächsten Monaten sicherlich die Gerichte klären müssen, denn es sind weltweit alle Nutzer potenziell betroffen.

Auch Google zeichnet sich jede einzelne Nachricht auf und speichert sie dauerhaft (hier seht ihr alle eure Befehle), aber ob es ebenso einen großen Umfang an menschlichen Prüfungen gibt, geht aus dem ersten Statement nicht hervor. Ich zitiere die Meldung von heise online:

Apple und Google erklärten gegenüber dem Finanznachrichtendienst, dass sie ebenfalls auf menschliche Prüfung von Audioschnipseln setzen, um ihre Assistenten Siri und Google Assistant zu verbessern. Diese ließen aber keinen Rückschluss auf die Identität der Nutzer zu.

Google wird sich wohl noch detaillierter dazu äußern, dann werden wir euch an dieser Stelle natürlich darüber informieren. Aber auch Google selbst hatte erst vor wenigen Wochen mit einem Vorfall zu kämpfen, der das Vertrauen in die smarten Geräte nicht gerade steigert: Im Nest-Alarmsystem ist ein Mikrofon verbaut, von dem die Nutzer bis dato nichts wussten.

Siehe auch
» Google Home & Amazon Echo: Project Alias schützt auf kuriose Weise vor lauschenden Smart Speakern (Video)

[heise online]




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