Schluss mit Gratis? Google-Nutzer müssen für immer mehr Produkte zahlen, die zuvor kostenlos waren

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Viele Google-Produkten gelten in ihrer Kategorie als Marktführer oder sind zumindest weit verbreitet. Das dürfte unter anderem daran liegen, dass sie zum größten Teil kostenlos angeboten werden und sich auf alternativen Wegen finanzieren. Doch in letzter Zeit zeigt sich eine ganz andere Entwicklung, denn die Nutzer werden zunehmend zur Kasse gebeten oder erhalten nur noch eingeschränkten Funktionsumfang.


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Google war und ist seit vielen Jahren als Unternehmen bekannt, dass seine Produkte kostenlos anbietet und den Komfort der Nutzer mutmaßlich über den eigenen Profit stellt. Letztes ist zwar nur selten der Fall, aber das kann man einem Gewinn-orientierten Unternehmen natürlich nicht vorwerfen. Doch auch das erste Merkmal wackelt immer mehr, denn in letzter Zeit zieht man die Daumenschrauben immer weiter an und bittet die Nutzer für einzelne Produkte zur Kasse.

Der Deal der letzten Jahre wurde nie in aller Deutlichkeit ausgesprochen, war aber ganz klar: Wir (Google) bieten dir (Nutzer) alles kostenlos an, sammeln dafür Daten, erstellen ein Profil und zeigen dir überall im Web passende Werbung. Für viele Menschen ein guter Deal, der sich ganz offensichtlich auch für Google lohnt. Aber es entwickelt sich zunehmend in die Richtung, dass man die Nutzer mit ihren Daten UND ihrem Geld zur Kasse bittet.

Es sind zwar nur kleine und sehr langsame Schritte, aber die Richtung ist ganz klar: Die Zeit der großzügigen Angebote ist vorüber und Google scheint auch nicht mehr ausnahmslos dazu bereit zu sein, einige Produkte mit den Erfolgen der anderen zu subventionieren. Allein die Schritte der letzten 12 Monate zeigen das sehr deutlich.




Google Fotos
Die Einstellung des kostenlosen unbegrenzten Speicherplatz bei Google Fotos im vergangenen Jahr war ein sehr großer Einschnitt, der die neue Richtung so deutlich wie keine andere Entwicklung gezeigt hat. Der zuvor jahrelang beworbene unbegrenzte Speicherplatz für Bilder und Videos in Hoher Qualität wurde mit wenigen Ausnahmen vollständig eingestellt. Aus betriebswirtschaftlicher Sicht komplett nachvollziehbar, aber es ist ein deutlicher Strategie-Schwenk und als Nutzer kann man argumentieren, dass es sich in den Jahren zuvor ja auch auf irgendeine Art und Weise (subventioniert) für Google gerechnet haben muss.

Auch heute noch gibt es 15 GB für das Paket Fotos-Drive-GMail Gratis, aber das endlose wegschaufeln von Medien in die Cloud ist bei Google beendet. Zumindest dann, wenn man kein Google One-Abo abschließen will. Auch einige Spezialeffekte bei der Bildbearbeitung stehen exklusiv nur für zahlende Nutzer zur Verfügung.

G Suite
Die G Suite wurde, damals noch als „Google Apps for your Domain“ Gratis angeboten. Das ist schon über zehn Jahre her, doch erst jetzt zieht man den Gratis-Konten den Stecker und will diese Nutzergruppe loswerden oder in zahlende Nutzer umwandeln. Dass man sich dabei anfänglich sehr unflexibel gezeigt hat, war unglücklich. Dass man jetzt, nach über zehn Jahren, das Angebot aus heiterem Himmel endgültig einstellen will, zeigt schon, welche Ziele intern derzeit verfolgt werden und nach neuem Einsparpotenzial gesucht wird.

WhatsApp-Backup
Eine noch unbestätigte Meldung, die aber durch die Schnittmenge potenziell mehrere Milliarden Nutzer betreffen kann: Das WhatsApp-Backup soll eingeschränkt werden. Bisher stand für dieses unbegrenzt Speicherplatz zur Verfügung, doch in Zukunft könnte die Grenze schon bei 2 Gigabyte liegen. Inklusive Medien ist das nicht viel, sodass es wieder sehr schnell vom Gratis-Kontingent abgeht und als zusätzliches Produkt am verfügbaren Speicherplatz kratzt. Könnte im Zusammenhang mit der Änderung bei Google Fotos stehen.

Unklar ist, wer bis jetzt dafür gezahlt hat. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Google Drive so etwas aus reiner Nächstenliebe anbietet und es von WhatsApp dankbar verwendet wird. Es wäre möglich, dass diese Änderung nicht rein von Google stammt, sondern dass WhatsApp bzw. Facebook bzw. Meta die Kosten drücken will.

Google Meet
Google Meet ist der „neue“ Videomessenger des Unternehmens und dürfte mittelfristig Google Duo ersetzen. Dabei darf man nicht vergessen, dass Meet eigentlich ein kostenpflichtiges Produkt ist, das man für die Dauer des Home Office-Booms kostenlos anbietet. Der Gratis-Zeitraum und die Konditionen (derzeit 100 Teilnehmer und 60 Minuten) wurden mehrfach verlängert, gelten aber nach wie vor als Ausnahme. Es wird nur eine Frage der Zeit sein, bis man auch von den normalen Nutzern ohne G Suite für diesen Dienst Geld verlangen wird. Aber dazu müsste sich Meet erst einmal etablieren… 😉




Bald auch YouTube, Android und Chrome?
Am Horizont gibt es kleine Indizien dafür, dass es in Zukunft auch andere Plattformen treffen kann: Der endlose YouTube-Speicher ist sicherlich etwas, wo man ansetzen könnte. Die praktische Chrome-Synchronisierung und das umfangreiche Schutzpaket des Browsers könnte irgendwann mit erweiterten Features ein Teil von Google One werden. Und mit Nokia hat gerade erst der erste Hersteller die Büchse der Pandora geöffnet, Geld für Android-Updates zu verlangen. Weil Google drei Jahre als ausreichend empfindet, wäre das vielleicht auch ein Modell für Google, um auf fünf Jahre zu erweitern. Mit Kostendurchreichung über die Smartphone-Hersteller an den Nutzer. Aber ich will nichts verschreien.


Es ist Googles gutes Recht, für all diese Dinge Geld zu verlangen. Man könnte auch alle Nutzerkonten kostenpflichtig machen und es wäre vollkommen in Ordnung. Natürlich muss man dann sehen, wie viele Nutzer bleiben oder sich eine andere digitale Heimat suchen. Eine reine Kosten-Nutzen-Rechnung. Daher ist dieser Artikel auch nicht als Kritik gedacht, sondern lediglich eine Momentaufnahme, um die aktuelle Situation festzuhalten.

Ich denke, dass sich dieser Trend in den nächsten Jahren fortsetzt und immer mehr Nutzer etwas für die Produkte oder spezielle Features zahlen müssen. Weil die Bezahlbereitschaft im Web stark gestiegen ist, ist das natürlich auch ein schönes Gegenmodell zur Werbefinanzierung. Doch weil Google beides parallel betreibt, muss man natürlich aufpassen, es nicht zu weit zu treiben…

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comment 4 Kommentare zum Thema "Schluss mit Gratis? Google-Nutzer müssen für immer mehr Produkte zahlen, die zuvor kostenlos waren"

  • Guter Deal? Sicher nicht. Google sollte jeden bezahlen von dem sie Daten sammeln. Jede Suchanfrage und jedes Besuchen einer Seite mit Analytics sollte bezahlt werden mit Microbeträgen. Dazu sind alle eure Emails bei Google und alle Fotos den Geheimdiensten zugänglich. Und nutzt ihr Google Assistant, sind auch alle Bildschirminhalte des Androiden und somit alles was ihr damit macht zugänglich. Das alles für paar Services, die jederzeit eingestellt werden können mit einer Infrastruktur dahinter, die selbst ein Buchhändler aus Seattle besser hinbekommen hat.

  • Ich war lange Zeit Betatester für Google fürher bekam man sogar Geschneke….

    Seit der „Alphabetisierung“ ist Google von seinen Grundsatz don´t be Evil abgewichen… Man versucht den Nutzer seit Jahren zum dummen Klickvieh und Konsumjunkie zu erziehen….

    Ich hoffe Google wird drann zerbrechen!

    Durch das einstellen der bisher Kostenfreien G-Suite oder auch Appps for Domains (die beziechnung hat sich ja mehrmals im Laufe der Jahre geändert) hat Google bei mir Persönlich den Bogen überspannt … Vom Google Fan zum Google Hater….

    Tja was soll ich dagen – Ich habe die Trennungsphase Eingeleitet und bis zur endgültigung Scheidung ist es nur noch die Frage der Zeit…. Rosenkrieg vorprogrammiert!

    Bedeutet vielen Menschen im meinen Umfeld die mich nach Rat fragen, denen ich Jahrelang Google angepriesen habe … werde ich nun Empfehlen es ählich wie ich zu machen…

    Bye Bye Google *stinkefingersmiley*

  • Zum Glück gibt es Alternativen. Ich bin seit Jahren auch Apple User, dann nutze ich einfach wieder Apple und gut ist. YouTube ist sich aktuell selber am abschaffen. Immer mehr Werbung und immer weniger Kontent. TikTok hat YouTube längst überholt. Ob die das überhaupt bemerkt haben? Sollen die nur mal versuchen immer mehr Geld zu verlangen. Dann sage ich nur Adios Google!

  • Die Kosten gelten meiner Meinung nach nur für Produzenten. Wer seinen YouTube Account nur zum Konsumieren benutzt, wird das auch weiterhin kostenfrei tun können. Sogar wenn er einen Werbeblocker einsetzt (Google nimmt in dem Fall nichts ein).

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