Android: Plötzlich abstürzende Android-Apps – Googles unglückliche Kommunikation & Merkwürdigkeiten (FAQ)

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Es war die große Überraschung in dieser Woche, im negativen Sinne: Vermutlich Hunderte Millionen Smartphone-Nutzer hatten mit abstürzenden Android-Apps zu kämpfen und manch einer hat das Problem vielleicht noch immer. Google hat das Problem sehr schnell gelöst, doch auch in diesem sehr wichtigen Fall ließ die Kommunikation zu wünschen übrig. Hier findet ihr alle wichtigen Fragen und einige Antworten.


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Android ist das weltweit dominierende Betriebssystem und spielt als Herzstück von Milliarden Smartphones eine sehr wichtige Rolle im digitalen Alltag. Normalerweise funktioniert Android sehr zuverlässig und Fehler, Sicherheitslücken oder andere Stolperstellen lassen sich auf wenige Apps und vergleichsweise wenige Nutzer einschränken. Doch Anfang dieser Woche gab es ein Problem, das potenziell einen sehr hohen Anteil aller Android-Nutzer betroffen hat und die Möglichkeiten des Geräts stark einschränkte.

Am Montag Abend gab es die ersten Berichte von Nutzern über plötzlich abstürzende Apps, die ohne erkennbaren Grund den Dienst verweigerten. Weil der Kreis der Betroffenen in die Millionen oder Milliarden ging (es lässt sich nicht abschätzen), war das Problem sehr schnell identifiziert: Es war die WebView-Komponente, die ein fehlerhaftes Update erhalten hat. Weil sehr viele Apps auf diese Komponente angewiesen sind, wurden sie beim Zugriff auf deren Funktionalität mit in den Abgrund gerissen.

Das Problem wurde nicht nur schnell identifiziert, sondern auch schnell gelöst und durch ein Update behoben. Dennoch bleiben viele Fragen offen und es zeigt sich, dass Googles Kommunikation auch in diesem Fall versagt hat. Es ist kaum abschätzbar, wie viele Nutzer ihr Smartphone aufgrund dieser Fehlermeldungen zurückgesetzt haben und sich somit stundenlang Arbeit gemacht oder eventuell Daten verloren haben.

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Was war die Ursache?
Google hat sich nur sehr grob geäußert und mitgeteilt, dass es ein Fehler in der WebView-Komponente gewesen ist. Nach Kenntnis der Probleme hatte man den Rollout des Updates gestoppt und innerhalb weniger Stunden eine um den Fehler bereinigte Version bereitgestellt. Wer sich mit Programmierung beschäftigt, der weiß, dass das gar kein großer Fehler gewesen sein muss. Ein falsches Zeichen gesetzt, versehentlich eine Dauerschleife gestartet oder Ähnliches und schon funktioniert nichts mehr. Dennoch muss man loben, dass die Entwickler sehr schnell reagiert und den Fehler behoben haben.

Wieso betrifft WebView so viele Apps?
WebView wird unter Android dafür genutzt, Webinhalte anzuzeigen. Allein schon aus Bequemlichkeit und vielleicht auch Komfort setzen sehr sehr viele Apps auf diese Möglichkeit. Alle Apps, die diese Möglichkeit genutzt haben, dürften betroffen gewesen sein. App-Entwickler konnten in diesem Fall nichts tun, könnten aber dennoch durch reihenweise schlechte Bewertungen die Leidtragenden gewesen sein.

Wie viele Nutzer waren betroffen?
Das lässt sich leider überhaupt nicht beantworten. Potenziell alle Android-Nutzer, die noch Updates der WebView-Komponente erhalten. Laut Play Store hat diese mehr als eine Milliarde Nutzer. Google hat den Rollout zwar gestoppt, aber dennoch war der Kreis der Betroffenen riesig. Ich denke, dass von Montag bis Mittwoch praktisch jeder zumindest davon gehört hat, dass andere betroffen waren. Bei mir persönlich war die ganze Familie betroffen und auch in Gesprächen anderer Menschen vom Kindergarten bis zum Supermarkt habe ich von diesem Thema gehört. Daher schätze ich den Kreis der Betroffenen eher in Richtung Milliarde statt Million.

Die schnelle Lösung
Es kursierte sehr schnell ein Workaround, der sofortige Abhilfe schuf. Einfach die Updates der WebView-Komponente deinstallieren. Das ist sehr leicht möglich und dürften sehr viele Nutzer getan haben. Schon einige Stunden später gab es die APK-Datei der bereinigten Version zum Download, die allerdings per Sideload installiert werden musste. Wer noch immer betroffen ist oder sich informieren möchte, findet Hier alle Informationen. Google hat sich erst sehr spät geäußert und nur verkündet, dass die bereinigte Version nun bereitsteht und installiert werden kann. Allerdings hatte man auch alle Nutzer des Workarounds vor einem Datenverlust gewarnt.

Weitere Problem
Ich habe an vielen Stellen von Nutzern gelesen, die möglicherweise im Zusammenhang mit dieser Problematik den Google Play Store nicht mehr öffnen konnten und somit auch das Update nicht manuell einspielen konnten. Andere bekamen das Update zwar angeboten, doch nach dem Druck auf den Update-Button passierte gar nichts. Das dürften Einzelfälle sein, die aber aufgrund der Masse der Betroffenen dennoch sehr zahlreich waren. Mittlerweile sollten aber alle Nutzer das Update erhalten haben und das Smartphone wieder wie gewohnt verwenden können. Wisst ihr etwas anderes, schreibt es gerne in die Kommentare.




Wie konnte das passieren?
Wie dieser Bug durch Googles Qualitätskontrolle kommen konnte, lässt sich kaum beantworten und lässt Fragen offen. Pikantes Detail: Nutzer der Beta waren nicht betroffen. Auch Nutzer, die WebView gar nicht verwenden, waren betroffen. Warum? Noch ein Fragezeichen.

Warum hat sich Google nicht früher geäußert?
Googles Kommunikation hat auch in diesem Fall nicht gut ausgesehen. Die Workaround-Lösung, auch wenn Google diese nachträglich kritisiert hatte, stammte von Samsung. Von Google war bis zur Veröffentlichung der bereinigten Version weder eine Bestätigung des Problems noch eine schnelle Lösung zu lesen. Das ist sehr problematisch, denn natürlich waren auch sehr wichtige Apps betroffen, die die Nutzer an diesem Tag nicht verwenden konnten. Auch nachdem das Problem von den Entwicklern gelöst wurde, gab es nicht mehr als die Ankündigung des Updates. Keine Details, keine Entschuldigung und auch sonst nichts, was über Textbausteine hinausgeht. Das kommt uns doch bekannt vor.

Was muss Google besser machen?
Android hat eine solch gigantische Reichweite, dass solche Fehler sehr schneller kommuniziert werden müssen. Für alle möglichen Apps betreibt Google ein Status Dashboard, doch für Android gibt es nichts vergleichbares. Hier muss eine Infrastruktur geschaffen werden, die Android-Nutzer sofort über Probleme informieren und vielleicht auch auf dem Gerät Maßnahmen einleiten kann. In diesem Fall war es nur WebView und vergleichsweise harmlos. Kaum auszudenken, wenn es eine sensiblere Komponente gewesen wäre.

Und der zweite Punkt: Google sollte bei sehr wichtigen Updates das Staged Rollout im Play Store deaktivieren. Obwohl das Update bereitstand, mussten viele Nutzer stundenlang oder bis zum nächsten Tag warten, bis sie aktualisieren konnten. In diesem Fall wäre ein gleichzeitiger Rollout für alle Nutzer die bessere Variante gewesen. Die Server halten das schon aus.


Natürlich soll man das Thema nicht über-dramatisieren und abgesehen von einigen ärgerlichen Stunden ist „nichts passiert“. Aber blicken wir doch mal weiter: Erst gestern haben wir berichtet, dass Google Autoschlüssel, Wohnungsschlüssel und Ausweise auf die Smartphones bringen möchte. So etwas kann sich schnell durchsetzen und durch einen Fehler diese Größenordnung stehen dann Millionen Menschen vor verschlossener Tür? Ausschließen kann man ein solches Szenario nach den Problemen dieser Woche nicht.

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