Google vs. Webmaster: Inhalte zählen nichts mehr – wie Google Webseiten ausbeutet und Regeln diktiert (Meinung)

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Ein großer Teil des privat genutzten Internets wird von nur sehr wenigen Unternehmen dominiert, die mit ihren Produkten die Massen anlocken – aber kein Unternehmen kontrolliert die Trafficströme so sehr wie Google. Viele Menschen kennen es gar nicht anders, doch für Webmaster ist Googles Dominanz ein großes Problem. Wenn Google etwas durchdrücken möchte, ist Widerstand eigentlich zwecklos und es zeigt sich, dass Inhalte in der Websuche nur noch eine untergeordnete Rolle spielen.


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Google ist mit der Mission angetreten, das gesamte Internet zu indexieren, die relevantesten Inhalte zu finden und die Nutzer auf die Webseite zu verweisen, wo diese gefunden worden. Über 20 Jahre später würde die Mission zwar nach wie vor gelten, aber man ist längst von vielen Prinzipien abgewichen. Don’t be evil wurde längst gestrichen, da macht der Rest ja auch keinen großen Unterschied mehr.

Zwar ist Google nach wie vor erste Anlaufstelle auf der Suche nach Informationen, aber die Webseiten sind heute mehr denn je nur noch Mittel zum Zweck. Google beantwortet einen sehr großen Teil aller Anfragen direkt über die Websuche, ohne dass die Nutzer die Quelle anklicken müssen. Das ist aus Nutzersicht extrem praktisch, aber für die Inhalteanbieter ein Riesenproblem. Da helfen auch die Links auf die Quelle nicht viel, wenn der Nutzer sie nicht benötigt. Erst gestern gab es das Experiment, bei dem Webseiten-Bilder noch vor dem Klick angezeigt werden. Wie ist das mit dem (kommenden) Leistungsschutzrecht vereinbar?

Die eigentlichen Suchergebnisse rücken immer weiter in den Hintergrund und sind manchmal ohne Scrollen gar nicht mehr zu sehen. In jüngster Zeit zeigt sich aber zunehmend, dass die Inhalte der Webseiten in den Suchergebnissen nicht mehr die Hauptrolle spielen. Stattdessen hat Google viele andere Rankingsignale nach oben gechraubt.




Ging es früher nach Inhalten, deren Informationsgehalt und Relevanz, gibt es heute viele weitere Prioritäten. Das zeigt sich daran, dass Google den Webmastern viele Dinge diktiert, die sie befolgen müssen, um auch weiterhin in der Websuche gut positioniert zu sein. Ich hatte mich am Rande bereits in diesem Artikel darüber ausgelassen, möchte das aber nun noch etwas vertiefen. Ändern kann man es nicht, dafür ist Googles Macht zu groß, aber darüber schreiben darf man ja.

Für Google spielt es heute eine sehr große Rolle, wie die Inhalte präsentiert werden und weniger um die Relevanz der Inhalte selbst. Schaut euch nur in Webmaster-Kreisen um, deren größtes Problem es nicht mehr ist, Keywords zu verteilen (SEO, eine Wissenschaft für sich), sondern mit den immer neuen Google-Regeln klar zu kommen. Und so kommt es dann, dass Google Dinge diktieren kann, die man eigentlich den Nutzern oder Webmastern überlassen sollte.

Die Webseite ist nicht schnell genug? Schon ist die Top-Platzierung in der Websuche weg. Keine AMP-Version? Dann kann man sich, obwohl Google felsenfest anderes behauptet, schon vom mobilen Traffic verabschieden. Google gibt vor, dass Webseiten eine mobile Variante haben müssen. Es muss ein Titelbild geben. Die Seite muss schnell laden, ein Video kann nicht schaden und eine verschlüsselte Verbindung ist ebenso Pflicht.

Na klar, aus Nutzersicht ist vieles davon sehr gut und auch positiv zu sehen. Aus Sicht der Inhalteanbieter hingegen sieht das etwas anders aus, denn da gibt es ein Unternehmen, das dir vorschreibt, wie deine Webseite auszusehen hat. Wenn Google eines Tages entscheidet, das Webseiten keine bunten Elemente mehr haben dürfen, wird das Web schnell einfarbig. Das ist eine Macht, die man einem einzelnen Unternehmen in der Form eigentlich nicht geben dürfte – aber es lässt sich eben nicht ändern.

Und um es mal aus meiner Warte bzw. dem GoogleWatchBlog mit dem hier beschriebenen Problem zu beschreiben: Wenn sich die Inhalte und die Qualität der Inhalte nicht geändert haben, warum spielen die Randdaten eine solch große Rolle? Wie bereits beschrieben, können von den Google-Algorithmen fälschlicherweise festgestellte Probleme zum ebensolchen werden, gegen die man praktisch nicht ankämpfen kann. Es hilft nur Daumen drücken – aber das kann es ja wohl nicht sein.




Diese Entwicklung ist bei weitem nicht neu und mittlerweile ein sehr altes Problem, gegen das man als Webmaster machtlos ist. Klar, man erhält immer den Ratschlag, sich von Google unabhängig zu machen. Aber wenn die weltweit größte Suchmaschine nun einmal den Löwenanteil des Traffics liefert – was bei praktisch allen Webseiten jeder Größe der Fall ist – kann man sich nicht „unabhängig“ machen. Wenn man einen Kiosk im U-Bahnhof betreibt, kann man sich auch nicht von der U-Bahn unabhängig machen, um mal bei meinem damaligen Vergleich zu bleiben.

Und was kann man nun tun? Eigentlich gar nichts. Man kann darüber berichten, die Menschen sensibilisieren, einen winzig kleinen Blick hinter die Kulissen geben. Aber effektiv kann man nichts dagegen tun, außer sich damit abzufinden, dass ein einziges Unternehmen den Informationsfluss steuert und praktisch nach Belieben beeinflussen kannn. Dass ist ein gewaltiges Druckmittel, das immer wieder Teil von Verfahren ist und auch derzeit wieder Kartellverfahren in einigen Ländern antreibt.

Und wie ich vor knapp zwei Wochen geschrieben hatte: Google ist durchaus dazu in der Lage, Webmaster für vermeintliche Vergehen zu bestrafen. In meinem Fall ist es der vorgeworfene AdSense-Betrug, der nicht nur eine Werbesperre sondern auch einen Traffic-Rückgang mit sich gebracht hat, der von Google sogar angekündigt wurde. Und damit ist die immer wieder bestrittene Verbindung zwischen AdSense und dem Google-Traffic bewiesen. Wer keine Google-Werbung zeigt, erhält weniger Traffic. Man kann nur hoffen, dass dies dem Konzern irgendwann auf die Füße fällt.

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