Fuchsia: Googles neues Betriebssystem kommt einfach nicht – wird es denn heute überhaupt noch gebraucht?

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Google arbeitet seit mehreren Jahren am neuen Betriebssystem Fuchsia, über das man nur sehr ungern öffentlich spricht und über das dementsprechend nur wenig handfeste Informationen bekannt sind. Das größte Fragezeichen schwebt nach wie vor darüber, wann – und ob – das Betriebssystem veröffentlicht und für alle Nutzer angeboten wird. Mit zunehmender Weiterentwicklung stellt sich die Frage, ob Fuchsia überhaupt noch benötigt wird.


Quer über alle Bereiche hinweg gibt es viele Google-Betriebssysteme, wobei Android und Chrome OS natürlich die prominentesten Beispiele mit der größten Verbreitung sind. Dazu kommen Ableger für Smart TV, Streaming-Sticks, Auto, Smartwatches, Tablets und mehr oder weniger namenlose Plattformen für Smart Home-Geräte. Irgendwo scheint es aber eine Lücke zu geben, in die das neue Betriebssystem Fuchsia hereinpassen muss – oder etwa nicht?

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Wir halten euch hier im Blog nun schon seit weit über drei Jahren rund um das Thema Fuchsia auf dem Laufenden, doch gefühlt 99 Prozent der Informationen stammen aus Veränderungen in den öffentlich zugänglichen Quellen. Das Unternehmen Google hat sich niemals offiziell zu Fuchsia geäußert und Einzelstimmen wie etwa die von Android-Chef Hiroshi Lockheimer sind mehr beiläufig und sprechen Fuchsia jegliche Relevanz ab. Das hielten viele Beobachter, inklusive mir, für eine Ablenkung.

Meiner Meinung nach ist Fuchsia so lebendig wie eh und je, denn die Entwicklung läuft nach wie vor hinter verschlossenen Türen weiter, ohne dass man als Außenstehender einen Einblick in die Closed Source-Bereiche erhält oder mit Sicherheit sagen kann, in welche Richtung sich das Projekt entwickelt. Das macht es schwer, denn der öffentlich zugängliche Teil von Fuchsia wird längst nur noch am Rande weiter entwickelt und ist eher das Grundgerüst, auf das viele weitere Dinge aufbauen.

Und auch wenn ich Fuchsia für sehr lebendig halte, stellt sich in jüngster Vergangenheit immer häufiger die Frage, ob das Betriebssystem überhaupt noch benötigt wird. Klar, frischer Wind kann niemals schaden und die rasante Digitalisierung vieler Bereiche (vor allem das Riesenthema Smart Home) erfordert vielleicht neue Plattformen, aber bisher deckt Google all das sehr gut ohne Fuchsia ab.


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Wir haben euch vor einigen Wochen die offizielle Beschreibung gezeigt, in der mit knappen Sätzen erklärt wird, was Fuchsia ist, und was es nicht ist. Das ist sehr interessant, aber dennoch ist man hinterher nicht viel schlauer. Die echten Vorzüge von Fuchsia für den Endnutzer werden nämlich nur ganz am Rande gestreift. Harte Fakten z den Fuchsia-Vorzügen gibt es aufgrund der angesprochenen Situation nicht, aber grundlegend geht man von drei großen Schwerpunkten aus:

  • Modulare Plattform: Fuchsia soll durch den modularen Aufbau sehr viel flexibler im Umgang mit Apps und Oberflächen sein
  • Langfristige Updates: Der modulare Aufbau ermöglicht es, dass praktisch alle Bestandteile des Betriebssystems austauschbar sind und über die Cloud aktualisiert werden können
  • Sicherheit by design: Das Betriebssystem lehnt sich in puncto Sicherheit an Chrome OS an und überlässt nichts dem Zufall. Tatsächlich sollen schon frühe Vorabversionen in Tests nahezu unknackbar gewesen sein.

Das sind drei starke Argumente für Fuchsia, doch sie werden ausgerechnet von den „Vorgängern“ immer weiter entkräftet. Schon vor einigen Wochen hatte ich darüber philosophiert, dass Android und Chrome OS stark von Fuchsia profitieren und einige Entwicklungen längst übernommen haben – allen voran die Modularität und immer längeren Updates. Android besitzt mittlerweile die Mainline-Turbos und Chromebooks können bis zu neun Jahre Betriebssystem-Updates erhalten.

Und wenn die Stärken von Fuchsia in die anderen Betriebssysteme fließen, fehlt natürlich eine sehr wichtige Grundlage für den sehr kritischen und riskanten Übergang zu Fuchsia. Mit zunehmender Wartezeit, deren Ende trotz einiger Hinweise gefühlt noch längst nicht absehbar ist, werden Android und Chrome OS sowie die anderen Plattformen immer stärker und fressen somit das Alleinstellungsmerkmal von Fuchsia vollkommen auf.

Was kann Fuchsia, nach heutigem bekannten Stand, bieten, das Android und Chrome OS nicht zumindest schon in Ansätzen bieten? Modularität haben wir schon geklärt, zumindest in den tieferen Ebenen. In den oberen Ebenen bis hin zur Benutzeroberfläche muss sich zeigen, ob die Nutzer das überhaupt möchten. Mit den starken Web-Apps oder im Bereich Smart Home den Smart Display-Oberflächen ist auch dieser Punkt zumindest am Rande schon auf anderen Plattformen zu finden. Und dass Google enorm viel Aufwand in die Sicherheit aller Produkte investiert, dürfte hinlänglich bekannt sein.




Welche Vorteile soll Fuchsia noch bringen?
War Fuchsia vor drei Jahren noch aufregend und voll mit innovativen Konzepten, sieht das heute etwas anders aus. Natürlich krankt Android am grundlegenden Design und wird die Update-Problematik niemals vollständig in den Griff bekommen und Chrome OS ist in der Nische. Aber das wird Fuchsia nicht ändern können – denn wie schnell eine neue Google-Plattform heute noch akzeptiert wird, lässt sich schwer sagen. Und der echte USP von Fuchsia (um mal in der Investorensprache zu bleiben) ist kaum noch gegeben.

Ich möchte das nicht als Abgesang auf Fuchsia verstanden wissen, denn so sehe ich es nicht. Nach wie vor denke ich, dass Fuchsia eines Tages als Produkt erscheinen wird, aber es könnte stark unter Googles Strategie leiden – so wie viele andere großartige Produkte auch. Gut möglich, dass Fuchsia schlussendlich nicht mehr als Nischenprodukt sein wird, in dem neue Technologien ausprobiert werden, die später für andere Projekte übernommen werden.

Aktuell würde ich Fuchsia mit Inbox vergleichen, das damals parallel zu GMail gestartet und einige Jahre lang betrieben wurde. Die aus Sicht des Unternehmens besten Features wurden im Laufe der Zeit aus Inbox in GMail übernommen und das Produkt am Ende wieder eingestellt. Ein ähnliches Schicksal könnte auch Fuchsia blühen und spielt sich hinter den Kulissen vielleicht auch schon ab.

Wenn sich Google nur endlich äußern würde…

» Android TV, Google TV & Chromecast: Fünf verschiedene Produkte und langer Übergang machen es kompliziert


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comment 3 Kommentare zum Thema "Fuchsia: Googles neues Betriebssystem kommt einfach nicht – wird es denn heute überhaupt noch gebraucht?"

  • „Aktuell würde ich Fuchsia mit Inbox vergleichen, das damals parallel zu GMail gestartet und einige Jahre lang betrieben wurde. Die aus Sicht des Unternehmens besten Features wurden im Laufe der Zeit aus Inbox in GMail übernommen und das Produkt am Ende wieder eingestellt.“
    Also mir fehlt immer noch die beste Inbox Funktion, nämlich die Bundles

  • Ich denke, dass es wirklich wie der Chef von dieser Abteilung mal gesagt hat ist.
    Es ist nur eine Spielwiese. Und ich denke das die Resultate in Android Chrome OS usw. einfließen und nicht ein harter umstieg passiert.

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