Google & Huawei: Es ist endgültig vorbei – Huaweis Google-Abschied ist eine Einbahnstraße ohne Rückkehr

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Vor knapp acht Monaten hat Google auf Weisung des US-Handelsministeriums die Zusammenarbeit mit Huawei beendet und versorgt den Smartphone-Hersteller seit diesem Zeitpunkt nicht mehr mit neuen Android-Lizenzen. Von Beginn an war absehbar, dass dies eine sehr lange Geschichte wird und sich Huawei nach neuen Lösungen umsehen muss. Spätestens seit dieser Woche muss jedem klar sein, dass der Bruch endgültig ist und Huawei nie wieder ein Smartphone mit Google-Diensten auf den Markt bringen wird.


Huawei und Google haben viele Jahre sehr gut zusammengearbeitet und bis auf die üblichen Reibereien gab es keine echten Probleme zwischen den beiden Unternehmen, die 2015 mit dem Nexus 6P sogar ein gemeinsames Smartphone auf den Markt gebracht haben. Bis Frühjahr 2019 sollen weitere gemeinsame Projekte in Entwicklung gewesen sein – bekannt ist ein gemeinsamer Smart Speaker. Doch auch bei diesem Projekt musste man die Reißleine ziehen und es mit sofortiger Wirkung einstellen.

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Google & Huawei: Bloatware statt Google? So könnte Huawei den Verlust der Android-Apps überleben (Bericht)

Vorab: Ein Statement von Huawei zu diesem Artikel

Ein offenes Android-System sowie Ökosystem ist nach wie vor die erste Wahl von HUAWEI. Wird uns die Nutzung davon allerdings verwehrt, sind wir in der Lage ein eigenes Betriebs- und Ökosystem zu entwickeln.

Der Rest des Artikels ist meine freie Meinung und hat nichts mit offiziellen Angaben von Huawei oder Google zu tun.

Vor wenigen Tagen hat Huawei auf einer Veranstaltung in Österreich eine kleine Bombe platzen lassen: Das Unternehmen wird sich vollständig von Google verabschieden und ganz unabhängig von der weiteren Entwicklung des US-Banns kein Smartphone mehr mit Google-Diensten auf den Markt bringen. Ob der chinesische Weltkonzern Huawei tatsächlich auf einem eher kleinen Event in Österreich einen solch wichtigen Schritt verkünden würde, hat für Skepsis gesorgt und bis auf weitere teils widersprüchliche Presse-Aussagen zu einzelnen Publikationen gibt es keine echte Stellungnahme von Huawei.

Ob an dieser Meldung etwas dran ist oder sich die österreichischen Huawei-Vertreter einfach nur sehr sehr weit aus dem Fenster gelehnt haben, ist fast schon egal: Denn auch ohne jegliches Statement kann man sagen: Es ist vorbei. Google und Huawei werden in diesem Leben keine Freunde mehr, auch wenn dieser Bruch nicht von den beiden Unternehmen, sondern von äußeren Faktoren herbeigeführt wurde. Huawei beteuert seine Unschuld und Google hat sich um Ausnahmegenehmigungen bemüht – alles ohne Ergebnis. Je mehr Zeit vergeht bzw. vergangen ist, desto mehr mussten beide Unternehmen mit dieser Situation klarkommen.

Mittlerweile dürfte man auf dem Stand sein, dass beide Unternehmen eher weniger als mehr an einer Zusammenarbeit interessiert sind und es dementsprechend wohl gleich lassen werden. Selbst wenn in den USA ein großes Umdenken stattfindet und der Bann vollständig gelöst wird, wird es mit ziemlicher Sicherheit – das prognostiziere ich an dieser Stelle erneut – kein Huawei-Smartphone mit Google-Diensten mehr geben. Und das ist vielleicht auch gut so.



Huaweis Begründung für das Google-Aus ist durchaus nachvollziehbar, ob sie nun der Wahrheit bzw. Unternehmensmeinung entspricht oder nicht. Ein Unternehmen muss im Sinne aller Mitarbeiter, Kunden und auch dem eigenen Wohl jegliche Risiken ausschließen und Gefahren abwenden. Google ist allerdings ein solches Risiko und für Huawei damit auch eine große Gefahr. Das ist nicht negativ gegen Google gemeint, sondern eher gegen die aktuellen Marktumstände.

Es gibt weltweit lediglich zwei mobile Betriebssysteme, alle anderen sind soweit unter der Wahrnehmungsgrenze, dass 99 Prozent aller Menschen wohl kein einziges benennen könnten. Apple behält iOS exklusiv für sich, sodass nur Android übrig bleibt. Android ist ein freies Betriebssystem und kann auch von Huawei problemlos weiter verwendet werden. Das Problem ist aber, dass sich außerhalb Chinas kein Android-Smartphone ohne Google-Dienste verkaufen lässt. Zumindest nicht in den Stückzahlen, die ein Konzern wie Huawei zum Überleben benötigt.

Huawei bastelt am eigenen Ökosystem
Huawei bleibt als einzige Option also nur Android ohne Google. Die Smartphone-Käufer erwarten sich aber nicht nur die Google-Dienste, sondern zumindest einen akzeptablen Ersatz für Google Maps, die Google-App, den Google Assistant, YouTube, natürlich den Play Store und viele weitere Produkte. Huawei beschäftigt sich spätestens seit Frühjahr 2019 mit den zahlreichen Google-Alternativen und dürfte in einigen Bereichen auch einen guten Ersatz gefunden haben. In anderen wiederum nicht.

Vermutlich wird es Huawei NICHT gelingen, den Google Play Store oder Google Maps zu ersetzen – zumindest nicht auf gleicher Ebene. Google hat diese Plattformen über viele Jahre und mit sehr vielen Partnern aufgebaut, das lässt sich auch mit vielen Milliarden Dollar nicht über Nacht aufholen lassen. Es braucht Zeit. Doch diese Zeit hat Huawei vielleicht nicht, denn die Smartphone-Käufer wollen JETZT neue Smartphones mit den gewohnten Produkten. Selbst wenn Huawei also in fünf Jahren (ein rein fiktiver Zeitraum) am Google Play Store und Google Maps vorbeizieht, haben auch die heute eingefleischten Huawei-Fans längst neue Smartphone-Hersteller für sich entdeckt.

Die Vorzeichen für eine Huawei-Zukunft ohne Google könnten also schlechter kaum stehen, aber dennoch muss es der Konzern probieren. Man hat es sich zum Ziel gesetzt, ein drittes Ökosystem zu etablieren. Zwar auf dem Fundament von Android, aber Android als reines Betriebssystem hat mit Google bekanntlich nicht viel zu tun. Für das Unternehmen wird das sehr schwer, aber man kann – zumindest Stand Heute – vom starken chinesischen Markt zehren, in dem die Google-Dienste ohnehin nicht benötigt werden.



Huawei kann nicht Zurück
Aber warum Huawei nicht einfach zurück zu Google, wenn es so problematisch ist? Selbst wenn der US-Bann gelockert wird und die Zusammenarbeit mit Google wieder möglich ist, ist das keine Garantie dafür, dass das immer so bleibt. Huawei hat nun bereits wichtige Schritte zur Abnabelung unternommen. Würde man das nun über Bord werfen und sich wieder auf Google verlassen – was die einfachste Lösung wäre – schwebt ein erneuter Bann stets wie ein Damokles-Schwert über dem gesamten Konstrukt. Weil die USA und China in diesem Leben keine Best Friends mehr werden, ist diese Gefahr stets präsent.

Außerdem hat man nun schon sehr viel Geld in eigene Alternativen investiert, hat mit Aptoide einen App Store, mit TomTom einen Kartendienst, mit HiCar eine Android Auto-Alternative und vieles mehr. All das nun wegzuwerfen wäre rein betriebswirtschaftlich auch nicht unbedingt sinnvoll. Es parallel zu den Google-Diensten zu entwickeln und dann nicht einzusetzen auch keine Option. Selbst wenn es so geplant wäre, würde Google schon Mittel und Wege finden, dass Huawei nicht zweigleisig fahren kann.

Huawei steckt nun also in einer Zwickmühle, die jedes kleinere Unternehmen zermürben würde und auch für Huawei – laut eigenen Aussagen – zu einer existenziellen Krise führen kann. Wie die Geschichte weitergeht, lässt sich nur sehr schwer prognostizieren. Vielleicht wird es auch sehr sehr negative Konsequenzen für Google haben, das muss man einfach abwarten. Meines Erachtens nach steht aber fest, dass es kein Huawei-Smartphone mit vorinstallierten Google-Diensten mehr geben wird.

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comment 3 Kommentare zum Thema "Google & Huawei: Es ist endgültig vorbei – Huaweis Google-Abschied ist eine Einbahnstraße ohne Rückkehr"

  • Andere Unternehmen erfinden doch auch alles noch einmal, und lassen das parallel zum Google Standard laufen. Vom Extra Konto angefangen, eigenem Store, Onlinespeicher, bis hin zu lustigen (Sprach-)Assistenten.

    Warum also nicht auch Huawei, statt auf beleidigt zu machen? Gerade bei der Software haben die noch so viel zu wuppen, wenn ich meine P20P und Mate20P sehe. Und das ist seit Jahren deren Problem, einerseits super Hardware, aber die eigene Programmierung ist immer noch auf Anfängerniveau. Ich bin da extrem von enttäuscht, genauso wie von der zunehmenden Verschlossenheit, schon vor dem Embargo.

  • Wenn Huawai ein eigenes Ökosystem aufbaut und trotzdem Sideloads von Apps möglich bleiben, dann wäre dies ein absoluter Grund ein Smartphone von Huawai zu verwenden um den Google-Zwangsdiensten zu entkommen.

    Abhängigkeit ist immer schlecht!

    AMEN

    • @Arnols Aluhut „Google-Zwangsdiensten zu entkommen“
      Als ob man zum Kauf eines Google-zertifizierten Gerätes jemals gezwungen wurde.
      Und im Gegensatz zu allen aktuellen Huawei Geräten kann man teilweise alternative Android ROM installieren, oder wie auf meinem Sony, Jolla Sailfish.

      „Abhängigkeit ist immer schlecht“
      Dann schaff die Luft ab und hör auf zu atmen und zu essen. Der Spruch heisst in Wirklichkeit „Wahlfreiheit ist gut“. Dein chinesisches Umerziehungslager hat wohl gewirkt.

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