Internes sexistisches Google-Dokument: Verfasser wurde gekündigt, CEO Sundar Pichai bricht Urlaub ab

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Über das Wochenende hat ein innerhalb von Google kursierendes Dokument für großen Ärger gesorgt und hat die Mitarbeiter vieler Abteilungen gegeneinander aufgehetzt. Jetzt hatte dies wenig überraschend Konsequenzen für den Verfasser des hetzerischen Dokuments – er ist seinen Job beim Unternehmen los. Außerdem reagiert CEO Sundar Pichai, hat einen weiteren offenen Brief verfasst und bricht seinen geplanten Sommerurlaub ab.


Vor wenigen Tagen ist innerhalb von Google ein Dokument mit dem Titel „Google’s Ideological Echo Chamber“ aufgetaucht, das sich in windeseile verbreitet hat und „viral“ gegangen sein soll, so dass jeder Mitarbeiter das Dokument gelesen oder zumindest davon gehört hat. In dem Dokument geht es um die Diversitäts-Bemühungen des Unternehmens und um die Diskriminierung von Frauen. Der Autor hält die Projekte für heuchlerisch und fordert offen das Ende aller Bemühungen und eine schlechtere Bezahlung bzw. weniger Jobs für Frauen.

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Das „Problem“ an diesem Dokument war aber nicht nur der hetzerische Charakter, sondern auch die Tatsache dass der Brief nicht nur auf Ablehnung sondern teilweise auch auf Zustimmung getroffen hat – was natürlich Unruhe in das ganze Unternehmen gebracht hat. Weiter war und ist es problematisch dass über diesen Vorfall offen bei Twitter und Facebook sowie anderen Social Networks diskutiert wurde, so dass solche internen Dinge nach außen getragen worden sind.

Es war zu erwarten dass Google den Verfasser spätestens am Montag vor die Tür setzen wird, und so ist es dann auch gekommen: Offiziell wurde es zwar nicht vermeldet, aber gegenüber einigen Medien hat Google bestätigt dass der Mitarbeiter fristlos gekündigt wurde. Damit wird die Sache aber nicht erledigt sein, denn nun muss das ganze natürlich noch lang und breit aufgearbeitet werden. Wenn so eine Keimzelle erst einmal Wasser bekommen hat – und das war dieser Brief – geht die Entwicklung und das negative Klima natürlich weiter.

Google betont, dass die freie Meinungsäußerung natürlich erlaubt ist, aber es gibt Grenzen und gerade wenn es um Diskriminierung und Hetze geht, kann und darf so etwas nicht geduldet werden. Wer sich das Dokument durchlesen möchte, findet es in unserem Artikel und kann es sich einmal selbst zu Gemüte führen.



Sundar Pichai

In den ersten Tagen gab es vor allem auch Kritik daran, dass die Konzernspitze nicht reagiert hat – und das lag schlicht und einfach daran, dass sie sich im Urlaub befand. CEO Sundar Pichai hat nun seinen geplanten Familienurlaub abgebrochen und wird heute wieder im Büro erscheinen, da es viele Dinge aufzuarbeiten gibt und so etwas natürlich nicht warten kann. Eindeutig das richtige Signal, das nun wohl auch zu offenen Diskussionen führen wird.

The past few days have been very difficult for many at the company, and we need to find a way to debate issues on which we might disagree—while doing so in line with our Code of Conduct. I’d encourage each of you to make an effort over the coming days to reach out to those who might have different perspectives from your own. I will be doing the same.

Pichai ruft dazu auf, auf Mitarbeiter mit ähnlichen Ansichten einzugehen und diese eventuell auch an die richtigen Stellen zu verweisen. Was er genau damit meint ist nicht klar, aber vermutlich wird es gestern wohl nicht die letzte Kündigung wegen dieser Sache sein.

Sundars offenen Brief findet ihr im Google-Blog. Allein die Tatsache dass der eigentlich interne Brief dort veröffentlicht wird zeigt, wie ernst das Thema derzeit für Google ist – denn natürlich haben alle Medien über diese Vorfälle berichtet.

» Offener Brief von Sundar Pichai

[futurezone]




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comment 6 Kommentare zum Thema "Internes sexistisches Google-Dokument: Verfasser wurde gekündigt, CEO Sundar Pichai bricht Urlaub ab"

  • Money-Quote: „Weiter war und ist es problematisch dass über diesen Vorfall offen bei Twitter und Facebook sowie anderen Social Networks diskutiert wurde, so dass solche internen Dinge nach außen getragen worden sind.“

    Vorab: Ich finde den Brief an sich komplett unpassend, selbst für die Google-Philosophie. Allerdings sehe ich eher das Problem darin, dass so etwas verheimlicht wird. Wenn etwas wichtig ist sollte es öffentlich bekannt sein. Genau das erwartet Google ja auch von allen Nutzern. Es handelt sich hier ja nicht um neue Produkte oder um neue Funktionserweiterungen sondern simpel und einfach um Googles Firmenphilosophie. Wenn die nicht in Ihrer Realität nach außen getragen wird, fehlt das „Anders“ von Google und damit bekäme Google die dringend Benötigte Innovation nicht mehr auf der das ganze Geschäftsmodell basiert…

    • Die Reaktion darauf ist wichtig, nicht der Versuch die Aktion zu unterbinden. Das ist schädlicher für Googles Philosophie als man denkt…

  • Hetze? WTF? Was an einer Zusammenfassung der gegenwärtigen wissenschaftlichen Erkenntnisse zum Thema Gender-Preferenzen ist Hetze?

  • Direkte Frage: Hat der Verfasser dieses Artikels den Originaltext des gekündigten Mitarbeiters gelesen?

    Ich frage das, weil der Satz „Das „Problem“ an diesem Dokument war aber nicht nur der hetzerische Charakter, …“ darauf hindeutet, dass der Originaltext nicht gelesen wurde. Wenn doch, bitte ich um Mitteilung bzw. Zitat derjenigen Textstellen, die „hetzerisch“ sein sollen.

  • Ich denke dass eine Diskussion hier darüber, ob dieses Memo Frauen diskriminiert – Frage: werden nicht eigentlich auch Männer diskrimiert, wenn Ihnen Attribute zugeschrieben werden? – bei dieser Meinung nicht zielführend ist. Es wird oben jedoch behauptet, dass „Der Autor … fordert offen … eine schlechtere Bezahlung bzw. weniger Jobs für Frauen.“ Ich würde mir wünschen, wenn das durch eine entsprechende Stelle im Originaltext belegt werden würde.

    Ansonsten erscheint mir der Text eher als wäre er von der Redaktion der „Emma“ verfasst.

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