RIP: Windows Phone ist tot – Microsoft stellt Support offiziell ein; Ein kurzer Rückblick

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Windows Phone ist tot. Diesen Satz haben wir in den vergangenen Jahren sehr oft gehört, und das sogar noch zu Zeiten, als Microsofts Entwickler noch fleißig an dem Betriebssystem geschraubt haben. Doch gestern hat Microsoft Fakten geschaffen und hat das Betriebssystem tatsächlich hochoffiziell beerdigt und den Support eingestellt. Das bedeutet zwar nicht dass sich Microsoft vom mobilen Markt zurückgezogen hat, aber man verschafft sich nun wohl erst einmal eine Atempause.


Unter Steve Ballmer hatte der Software-Gigant tatsächlich den mobilen Markt verschlafen und hat den Aufstieg der Smartphones weder kommen sehen noch hatte man in den ersten Jahren eine Antwort auf die beiden neuen Konkurrenten Apple und Google bzw. iOS und Android. Windows war auf der ersten Welle der Smartphones, also in der Prä-iPhone-Ära, gut vertreten und man gab sich selbstsicher, dass das auch immer so bleiben wird – so wie auf dem Desktop. Doch das war bekanntlich nicht der Fall.

android vs windows

Microsoft hatte Windows Phone im Oktober 2010 vorgestellt und wollte sich damit die an Apple und Google verlorenen Marktanteile wieder zurück holen, und hat nicht nur einen Haufen Geld in die Entwicklung, sondern auch in das Marketing gesteckt. Doch gebracht hat es nicht viel, denn die beiden neuen Konkurrenten hatten sich in den drei Jahren einen solch festen Sitz am Markt erobert, dass die Nutzer einfach nicht mehr wechseln wollten. Zu unterschiedlich war und ist die Oberfläche, die teilweise auf ein völlig anderes Konzept als Android und iOS setzt.

Aber nicht nur die Oberfläche war die angezogene Handbremse, sondern vor allem auch der App Store. Microsoft hatte sich intensiv darum bemüht, den eigenen Store so schnell wie möglich zu füllen und hat viele große Entwickler mit Prämien gelockt. Doch dann kam das Henne-Ei-Problem zum tragen: Die Entwickler wollten keine Ressourcen in ein 1%-Betriebssystem stecken, und die Nutzer wollten kein Betriebssystem ohne große App-Auswahl verwenden.

Auch bei den Smartphone-Herstellern hatte man kein Glück, denn die WP-Geräte lagen wie Ziegel in den Regalen und niemand wollte sich ein Smartphone mit einem solchen Betriebssystem kaufen. Also übernahm man kurzerhand Nokia und hat unter der bekannten Marke und später auch unter der eigenen Marke nur WP-Geräte auf den Markt gebracht. Die Lumias konnten zwar viele Kritiker überzeugen, aber für mehr als gut 3 Prozent Marktanteil hat es nie gereicht – und mittlerweile dümpelt Windows bei 0,1 Prozent herum, während sich Android und iOS 99,8 Prozent (!) des Marktes aufteilen.



Der Nachfolger von Windows Phone, Windows 10 Mobile, ist so gut wie unbekannt und es gibt kaum Geräte mit diesem System, und derzeit scheint Microsoft auch nicht gewillt zu sein, daran etwas zu ändern. Erst einmal hat man nun den Support von Windows Phone offiziell eingestellt und schafft sich damit eine Atempause. Vollkommen ignorieren kann man den mobilen Markt natürlich nicht, aber man sucht schon seit einiger Zeit neue Ansätze und bringt auch Apps für die Konkurrenz-Plattformen heraus – was unter Ballmers Höchstphase wohl undenkbar gewesen wäre.

Auch Google trägt vermutlich eine Mitschuld am Desaster von Windows Phone: Google hatte sich stets geweigert Apps für Windows (Phone) zu entwickeln, und so konnten die Nutzer ihr geliebtes YouTube, GMail, Maps und viele andere Dinge nicht so komfortabel nutzen wie unter Android oder iOS. Auch das hat Microsoft das Genick gebrochen, denn Googles Marken waren einfach zu bekannt, als das man sie einfach mit Konkurrenz-Produkten ersetzen konnte.

Mittlerweile scheint aber auch Windows Mobile schon wieder zur Disposition zu stehen, denn vor wenigen Monaten gab es erste Berichte über ein neues mobiles Betriebssystem von Microsoft, mit dem man alle Fehler der Vergangenheit ausmerzen möchte. Wir dürfen gespannt sein. Das Duopol von Android und iOS wird die nächsten Jahre wohl bestehen bleiben, aber bekanntlich währt nichts für die Ewigkeit. Ob aber ausgerechnet Microsoft das Unternehmen sein wird dass den beiden Dampf macht, ist weder sicher noch ausgeschlossen…

[futurezone]




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