Android: Netzbetreiber können die Signalbalken für den Empfang manipulieren – versteckte Funktion entdeckt
Alle Smartphones informieren die Nutzer permanent über mindestens zwei Werte, die je nach Situation eine wichtige Rolle spielen können: Der Akkustand und die Signalstärke des Mobilfunknetzes. Wie jetzt bekannt geworden ist, kann man sich auf letztes nicht verlassen, denn Googles Betriebssystem Android gibt den Netzbetreibern die Möglichkeit, diese Balken gezielt zu manipulieren.
Im Optimalfall reicht der Smartphone-Akku den gesamten Tag und die Netzanbindung ist so gut, dass man nur selten in diesen Randbereich des Smartphone-Displays schaut. Wer allerdings wert auf eine korrekte Information über die Empfangsqualität legt, der scheint bei Android nicht mehr an der richtigen Adresse zu sein: Wie erst jetzt durch einen Testlauf bekannt geworden ist, können Netzbetreiber den Empfangsbalken manipulieren – und tun dies auch.
Konkret steht in Android das Flag KEY_INFLATE_SIGNAL_STRENGTH_BOOL zur Verfügung, das nach Aktivierung stets einen zusätzlichen Balken zum Empfangssignal hinzufügt. Die normalerweise aus fünf Balken bestehende Skala kann mit einfachen Mitteln um einen Balken erhöht werden. Ist das Signal mittelprächtig und hätte nur drei Balken, kann der Netzbetreiber vier daraus machen. Ist man aktzeptabel mit 4 unterwegs, kann der Netzbetreiber die Anzeige vollmachen.
Standardmäßig ist das Flag deaktiviert, doch Netzbetreiber können dieses einfach über ein OTA-Update aktivieren und die Nutzer somit im falschen Glauben eines guten Empfangs lassen. Wie aus dem Testlauf hervorgeht, wird diese Möglichkeit zumindest von den US-Netzbetreibern Verizon und AT&T verwendet, aber auch in Europa soll diese Funktion den Netzbetreibern nicht unbekannt sein. Eine Liste mit Betreibern, die dies nutzen, gibt es nicht.
Man muss sich fragen, warum Google sich überhaupt auf so etwas eingelassen hat und welchen Vorteil das für den Nutzer bringen soll. Selbst für die Netzbetreiber ist der Vorteil schnell hinfällig, denn wenn die Konkurrenz bemerkt, dass ein Anbieter auf diese Art der Manipulation setzt, wird sie es natürlich ebenfalls tun – ganz klar. Die Funktion ist wohl schon seit 2017 Teil von Android, wie weit sie verbreitet ist, lässt sich aber nicht sagen. Es ist nicht zu erwarten, dass sich Google dazu äußert.
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