Universal Ledger: So will Google Blockchain im Finanzsektor etablieren
Google erweitert sein Technologieportfolio und steigt mit dem Google Cloud Universal Ledger in die Blockchain-Welt ein. Der Ansatz unterscheidet sich deutlich von klassischen Kryptowährungen: Statt eigener Coins setzt Google auf eine permissioned Blockchain, die speziell für Finanzinstitute entwickelt wurde. Mit ersten Tests gemeinsam mit der CME Group wird ein Fundament für regulierte Tokenisierung und digitale Abwicklung geschaffen. Damit zeigt sich ein Muster, das sich auch bei Microsoft und Apple erkennen lässt – die großen Tech-Konzerne setzen auf solide Infrastruktur statt spekulative Tokens.
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Hype vs. Institutionalisierung
Im Jahr 2025 zeigt sich die Kluft zwischen zwei Blockchain-Welten besonders deutlich. Auf der einen Seite dominieren Meme-Coins und Fun-Token, die in kurzer Zeit große Aufmerksamkeit erhalten. Ihr Reiz liegt weniger in technischer Innovation, sondern in der Dynamik von Communities und Social-Media-Trends. Gerade diese Verbindung aus Kulturphänomen und digitaler Beteiligung macht sie zu einem festen Bestandteil der Krypto-Szene.
Meme Coins, ursprünglich als Scherz gestartet, sind 2025 fest im Krypto-Markt etabliert. Ihre Marktkapitalisierungen bewegen sich mittlerweile im zweistelligen Milliardenbereich. Angetrieben durch Internet-Trends und Community-Hypes sind zahlreiche neue Meme Coins mit Potenzial aufgetaucht (Quelle: https://coin-update.de/kryptowaehrungen/meme-coins/).
Dazwischen entstehen Projekte, die auf konkrete Anwendungen setzen – etwa Chains für schnelle Zahlungen, Tokenisierung von Vermögenswerten oder DeFi-Protokolle mit klar definiertem Nutzen. Diese Lösungen bilden gewissermaßen die Brücke zwischen kulturellen Trends und institutionellen Ansätzen.
Auf der anderen Seite verfolgen Unternehmen wie Google, Microsoft oder Apple konservative Strategien. Sie meiden eigene Kryptowährungen und richten ihren Fokus auf regulierte Anwendungen, Finanzmarktintegration und Compliance. Das Ziel ist nicht die schnelle Rendite, sondern eine dauerhafte Rolle als Infrastrukturpartner in einer zunehmend digitalisierten Finanzwelt. Diese Gegenüberstellung macht deutlich, dass Big Tech bei Blockchain nicht die Experimentierfreude von Start-ups zeigt, sondern auf langfristige Stabilität setzt.
Google Cloud Universal Ledger: Testphase mit Banken
GCUL ist als Layer-1-Blockchain konzipiert, die im Gegensatz zu offenen Systemen wie Ethereum oder Solana nur einem definierten Nutzerkreis zur Verfügung steht. Finanzinstitute können über die Plattform Vermögenswerte tokenisieren, Zahlungen rund um die Uhr abwickeln und regulatorische Anforderungen automatisieren. Ein besonderes Merkmal ist die Unterstützung von Python-Smart-Contracts, die Entwicklern den Einstieg erleichtern und bestehende Bankprozesse besser integrieren sollen.
Die CME Group, eine der größten Börsenbetreiberinnen weltweit, ist bereits in die Pilotphase eingestiegen. Dort testet man den Einsatz der Blockchain zur Abwicklung von Sicherheiten und Kapitalanforderungen, um Prozesse effizienter zu gestalten. Phase eins des Piloten wurde im Frühjahr 2025 abgeschlossen, weitere Testphasen laufen derzeit. Der kommerzielle Rollout ist für 2026 geplant – damit bewegt sich Google in einem Zeitrahmen, der auch mit der Einführung neuer europäischer Regelwerke wie dem Digital Euro oder EPI-Zahlungssystemen harmoniert.
Bemerkenswert ist auch, dass Google GCUL als ‚glaubwürdig neutrale‘ Infrastruktur positioniert. Gemeint ist damit, dass die Plattform nicht exklusiv an ein eigenes Zahlungsnetzwerk oder eine bestimmte Coin-Ökonomie gebunden ist, sondern offen für verschiedene Partner bleibt. Damit könnte GCUL nicht nur für Banken, sondern auch für Zahlungsdienstleister und andere Finanzakteure attraktiv werden, die Wert auf Unabhängigkeit und regulatorische Verlässlichkeit legen.
Restriktiv und kontrolliert
Microsoft hat in der Vergangenheit mit verschiedenen Blockchain-Ideen experimentiert. 2023 wurde im Dev-Channel des Edge-Browsers eine integrierte Krypto-Wallet getestet, die Ethereum, Token-Swaps und NFT-Support bot. Das Projekt blieb jedoch experimentell und wurde später wieder entfernt. Für Konsumenten blieb es bei diesem Versuch – eine strategische Abkehr von Consumer-orientierten Blockchain-Funktionen.
Heute liegt der Fokus klar auf B2B-Lösungen. Über Azure bietet Microsoft verschiedene Blockchain-Tools und Partnerlösungen an, die Unternehmen beim Aufbau eigener Netzwerke unterstützen. Ergänzend wurde 2025 das Crypto Payment Gateway vorgestellt, das Zahlungen in Kryptowährungen erlaubt und automatisch in Fiat-Währungen umwandelt.
Apple hat bislang keine eigenen Blockchain-Lösungen entwickelt. Im Gegensatz zu Google und Microsoft bleibt der Konzern bei Safari und iOS zurückhaltend. Diese restriktive Haltung passt ins Bild: Apple nutzt seine Stellung als Plattformanbieter, um die Kontrolle über Schnittstellen zu behalten. Während Google mit GCUL und Microsoft mit Azure eine aktiv gestaltende Rolle übernehmen, beschränkt sich Apple auf Regulierung und Gatekeeping. Damit bleibt das Unternehmen bewusst auf Distanz zur Blockchain-Entwicklung, stärkt aber zugleich seinen Ruf als Sicherheits- und Datenschutzanbieter.
Gerade deshalb wirkt es bemerkenswert, dass Apple dennoch indirekt Teil der aktuellen Tokenisierungsdebatte wird. Nicht durch eigene Projekte, sondern weil andere Akteure wie die Nasdaq die Digitalisierung von Aktien auch für große Konzerne wie Apple vorantreiben.
Die Nasdaq will Aktien wie die von Apple künftig tokenisieren und direkt an regulierten Börsenplätzen handelbar machen. Damit könnten Anleger Apple-Aktien auch als Blockchain-basierte Tokens mit denselben Rechten wie klassische Papiere handeln – inklusive Vorteilen wie 24/7-Handel und Bruchteilsbesitz.
Sollte die SEC dem Antrag nach einer öffentlichen Kommentierungsphase zustimmen, wäre der Weg frei für einen der größten Praxistests der Blockchain-Technologie im amerikanischen Aktienmarkt (Quelle: https://www.deraktionaer.de/artikel/krypto/wall-street-hammer-nasdaq-will-apple-und-co-tokenisieren-20386106.html).
Googles Rolle im Blockchain-Markt
Die unterschiedlichen Strategien zeigen, dass Big Tech aktuell einen konservativen Kurs im Blockchain-Sektor fährt. Google setzt mit GCUL auf eine Architektur, die Banken und Finanzinstitute direkt anspricht – ohne eigenes Token, ohne Spekulation, aber mit Potenzial für die Tokenisierung ganzer Anlageklassen. Für Google könnte GCUL ein wichtiger Baustein werden, um im Wettbewerb mit etablierten Finanz-Blockchains oder privaten Bankenkonsortien Fuß zu fassen. Damit zeigt sich ein weiteres Beispiel, wie Alphabet seinen Einfluss weit über Android und Chrome hinaus ausdehnt – bis in die Kernsysteme der Finanzmärkte.
Quellen:
https://www.cryptoninjas.net/news/google-cloud-reveals-details-of-its-l1-blockchain-gcul/
https://blockworks.co/news/google-universal-ledger-blockchain-plans
https://www.ccn.com/education/crypto/google-cloud-universal-ledger-gcul-blockchain-explained/
https://www.paymentsjournal.com/microsoft-is-testing-a-digital-wallet-for-edge-browser/
https://decrypt.co/123930/crypto-wallet-prototype-hidden-in-microsoft-edge
https://www.theverge.com/2023/3/21/23649834/microsoft-edge-cryptocurrency-wallet-feature
https://cointelegraph.com/news/microsoft-reportedly-testing-edge-browser-web3-wallet-integration
https://learn.microsoft.com/en-us/deployedge/microsoft-edge-browser-policies/cryptowalletenabled
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