Google kann KI-Entwicklung angeblich kaum finanzieren – muss Tausende Mitarbeiter kündigen; oder nicht?

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Es liegt in der Natur gewinnorientierter Unternehmen, den Umsatz stetig zu steigern, die Kosten zu senken und somit den Profit zu maximieren – das gilt auch für Google. Dennoch wirft die Kündigungswelle der letzten Wochen, die bereits mehrere Tausend Mitarbeiter betroffen hat, einige Fragen auf – allen voran die Begründung für den derzeitigen Wirbel. Denn der Milliardenkonzern rechnet sich arm und scheint sich auf durchwachsene Quartalszahlen vorzubereiten.


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Die Google-Mutter Alphabet wird am Dienstag die Quartalszahlen präsentieren und bisher gab es eigentlich keinen Grund zur Annahme, dass das Unternehmen nicht wieder Rekordzahlen für das 4. Quartal vorlegen wird. Denn das Werbegeschäft brummt nach einer Minischwäche, die Geräteverkäufe steigen (nach allem was bekannt ist), man hat neue Einnahmequellen gefunden und ein bisher nicht sichtbarer deutlicher Einbruch wäre schon sehr überraschend. Oder läuft es nur bei den Einnahmen gut, während auf der anderen Seite die Ausgaben explodiert sind?

Google rechtfertigt Kündigungen mit großen Zielen

We have ambitious goals and will be investing in our big priorities this year. The reality is that to create the capacity for this investment, we have to make tough choices.

Mit obigem Statement hat Google-CEO Sundar Pichai die Kündigungen begründet. Frei übersetzt könnte man sagen, dass das Unternehmen die Personalkosten reduzieren muss, um sich die großen Herausforderungen dieses Jahres überhaupt leisten zu können. Zwar schiebt Pichai noch als Ergänzung hinterher, dass man „Hierarchien abbauen muss, um effizienter zu werden“, aber das entkräftet dennoch nicht die anfängliche Aussage, dass Kapazitäten geschaffen werden müssen.

Ich hatte schon im damaligen Beitrag geschrieben, dass diese Begründung rein faktisch sicherlich nicht haltbar ist. Ein Konzern mit 280 Milliarden Dollar Jahresumsatz, gut 75 Milliarden Dollar Gewinn und 109 Milliarden Dollar in der Kriegskasse (wofür hat man diese überhaupt, wenn sie in diesen „schweren Zeiten“ nicht angerührt wird?) wird sich auch größere Herausforderungen und Entwicklungskosten wohl leisten können.




Sicherlich wird man für Künstliche Intelligenz in vielen Bereichen Kapazitäten schaffen müssen. Die Entwicklungskosten sind da sicherlich noch das kleinste Problem, denn viel mehr muss die entsprechende Infrastruktur für die benötigte gewaltige Rechenpower geschaffen werden. Das könnte schon die eine oder andere Milliarde kosten, aber sicherlich nicht so viel, dass man Tausende Mitarbeiter auf die Straße setzen muss, um sich das leisten zu können. Zudem ist KI kein Fass ohne Boden, sondern dürfte Google durch Vermietung dieser Kapazitäten recht schnell hohe Umsätze bescheren.

Halten wir also fest, dass Pichais Aussage völlig falsch ist und sich der CEO diese besser hätte sparen sollen. Denn schon in wenigen Tagen wird wohl wieder Pichais Jahresverdient bekannt werden, das allein 2022 bei 226 Millionen Dollar lag. Wir dürfen gespannt sein, wie die für Dienstag Abend erwarteten Quartalszahlen aussehen werden. Dass man schon zu Beginn des Jahres immer wieder Personalabbau und Sparmaßnahmen verkündet, klingt schon wie vorauseilender Aktivismus, um ein möglicherweise geringes Wachstum zu rechtfertigen.


Verstehen wir uns nicht falsch, es steht jedem Unternehmen frei, Mitarbeiter einzustellen und zu kündigen, wie man es für richtig hält – natürlich abhängig von den jeweils geltenden Gesetzen. Verständlicherweise kommt es nie gut an, wenn Milliardengewinne und Personalabbau Hand in Hand gehen, aber wenn man das Ganze dann auch noch mit offensichtlich falschen Behauptungen verteidigt, dann sollte man sich jegliches Statement am besten sparen.

» Google entlässt Tausende Mitarbeiter: Kündigungen, KI-Ersatz, Begründungen und Aussichten in der Übersicht




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