Google Pay: Schon wieder ein Neustart – Googles große Pläne machen Wandel zu Google Wallet unumgänglich

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Die Bezahlplattform Google Pay steht vor dem Neustart mit Google Wallet, der schon in wenigen Tagen verkündet und ausgerollt werden könnte. Wir haben euch die vermutliche Motivation hinter diesem Neustart bereits ausführlich vorgestellt, aber wenn man einen Schritt zurückgeht, lässt sich die gesamte Entwicklung kaum nachvollziehen. Warum muss es Google immer so kompliziert machen und Gefahr laufen, sich zu verhaspeln?


Google Pay Logo

Googles Entwickler und Strategen sind nicht gerade dafür bekannt, sich auf erfolgreichen Produkten auszuruhen. Es müssen immer mehr Funktionen integriert werden, Features geschaffen und eingestellt oder erweitert und zusammengelegt werden. Es werden Funktionen ausgegliedert, neue Produkte geschaffen, diese wieder verschmolzen und eines von beiden eingestellt. Kurz: Es wird komplizierter. Ausgerechnet die Bezahlplattform Google Pay durchläuft derzeit ein ähnliches Szenario, bei dem man hoffentlich einen guten Ausweg gefunden hat.

Never change a running system
Google Pay wurde vor einigen Jahren als Bezahlplattform gestartet, die sich hauptsächlich auf diese Kernfunktion konzentriert hat: Kreditkarte digitalisieren und statt der Karte das Smartphone auf das Kassen-Terminal halten. Zusätzlich gibt es Schnittstellen und Möglichkeiten, um mit Google Pay in Onlineshops zu bezahlen. Das funktioniert sehr gut und über die Jahre sind keine groben Probleme bekannt geworden ist.

Man hätte sich darauf konzentrieren und das Produkt behutsam organisch wachsen lassen können. In Europa hat man das durch die Integration von Kundenkarten, Nutzung mehrerer Kreditkarten und ähnlicher Komfortfunktionen getan. Doch man wollte sehr viel mehr und hat in den USA, Singapur und einigen anderen Ländern den großen Neustart eingeleitet, der alles andere als erfolgreich war.




google pay logo new

Das neue Google Pay war alles, nur nicht bezahlen
Google Pay ist aus der Zusammenlegung mehrerer Plattformen entstanden, was hinter den Kulissen sicherlich eine große Aufgabe ist. Warum man dann gerade einmal zwei Jahre nach dem Start wieder eine Aufspaltung vornehmen muss, lässt sich von Außen kaum nachvollziehen. Man hat GPay gestartet, das als völlig neue App für US-Nutzer angeboten wurde und einen völlig anderen Fokus gelegt hat. Die Nutzer waren davon allerdings nicht begeistert, sodass man sie schon nach wenigen Monaten zu ihrem Glück gezwungen und die alte (für uns Europäer aktuelle) Version eingestellt hat.

Das neue Google Pay bzw. GPay hat die Kernfunktion hintenan gestellt und sich stattdessen darauf konzentriert, ein Finanz- und Shoppingbegleiter zu sein. Alles drehte sich um Aktionen, Coupons, Werbung, Kontostände und die Anbindung des Onlinebankings. Man wollte sogar eigene Finanzdienstleistungen in Kooperation mit nationalen Banken anbieten. Gut möglich, dass das ein wenig angetrieben von den zahlreichen Fintechs sowie der Apple Card als physisches Produkt gewesen ist.

Doch es hat nicht funktioniert, das musste Google sehr schnell merken. Also zog man vergangenen Herbst die Notbremse und wenn man den zahlreichen gut informierten Quellen glauben mag, wurde nahezu das gesamte Pay-Team ausgetauscht. Das Ergebnis war eine längere Zeit nicht weiterentwickelte europäische App und eine unpopuläre US-App. Damit läuft man Gefahr, die Nutzer zu verlieren – und das bei der enormen Reichweite, die man dank Android hat.

Ein Neustart muss her, schon wieder
Aber was wären die Optionen gewesen, wenn die US-Pläne aufgegangen wären? Hätte man dauerhaft zwei völlig verschiedene, aber dennoch stark miteinander verwandte Plattformen betreiben wollen? Man weiß es nicht. Die Antwort auf die aktuelle Situation wird Google Wallet sein. Eine dritte App. Diese hat es sich auf die Fahnen geschrieben, die Geldbörse der Nutzer zu ersetzen und wird Pay und GPAy als Bezahllösung integrieren. Im verlinkten Artikel erfahrt ihr alle bisher bekannten Details zur neuen Payment-Struktur.

Wallet ist aus der Not heraus geboren. Aber man hätte es sowieso benötigt, denn die zukünftigen Möglichkeiten hätten sich von Pay kaum abdecken lassen. Dazu gehört unter anderem die Digitalisierung von Führerschein und Personalausweis. Was war also der langfristige Plan? Ein Unternehmen von Googles Größe und Bedeutung hat sehr langfristige Roadmaps, die zwar dynamisch sein können, aber dennoch folgt man bestimmten Plänen. Manchmal scheint es allerdings so, als wenn alle Planungen nur bis zur nächsten Manager-Promotion reichen und sich der nächste Produktlenker versuchen darf.




google pay wallet gpay logos

Veränderung muss sein, das ist mir bewusst. Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit. Würde man stets auf „weiter so“ setzen, würden wir heute noch in der Höhle leben. Damit genug der Floskeln. Aber als Dienstanbieter darf man bei Veränderung den Kunden nicht vergessen, der schlussendlich über Erfolg und Misserfolg entscheidet. In den letzten zwei Jahren konnte man das Gefühl haben, dass das Pay-Team von der Messenger-Abteilung ferngesteuert wird. Nur dass es diesmal um das Geld der Nutzer und nicht nur um die Kommunikation geht. Gerade in diesem Bereich sollte man das Vertrauen der Nutzer nicht aufs Spiel setzen.

Gerade im Payment-Bereich braucht es Konstanz und Vertrauen in den Anbieter. Das grundsätzliche Vertrauen in Google ist gefühlt unerschütterlich, aber wer will schon immer wieder seine Bezahllösung wechseln? Google Pay wurde als starke Plattform positioniert, die rund um die Welt genutzt werden kann. Das war durch die Aufspaltung aber nicht mehr der Fall, denn die Voraussetzungen waren je nach Kontinent völlig anders.

Mit der Aufspaltung von Google Pay und GPay hatte man sich damals mit Sicherheit keinen Gefallen getan. Das wieder rückgängig zu machen und die beiden Plattformen zusammenzuführen, kann die einzige Lösung sein. Wie man sehr viele Funktionen und Informationen in einer übersichtlichen Oberfläche unterbringt, zeigt das Google Maps-Team seit vielen Jahren. Das sollte dann auch die Richtung sein, in die sich Pay / Wallet entwickelt.

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