Chrome: Google gibt Kampf gegen die URL endgültig auf – Browser zeigt wieder vollständige Internetadressen

chrome 

Das Team von Google Chrome führte über mehrere Jahre einen „Kampf gegen die URL“ und beharrte darauf, dass einer der Hauptbestandteile eines Browsers in Zukunft weitestgehend verschwinden sollte. Dieses Vorgehen hat Google sehr viel Kritik von allen Seiten eingebracht und mittlerweile hat man eingesehen, dass man mit diesem Konzept wohl auf dem Holzweg gewesen ist. Und damit endet die fast vierjährige Odyssee – vorerst.


chrome logo swoosh

Eine Internetadresse mag für den Laien nur eine lange Zeichenfolge sein, aus der die allermeisten wohl höchstens die Domain und vielleicht noch den Pfad herauslesen könnten. Diese Tatsache hatte Google schon Ende 2017 zum Anlass genommen, Pläne für einen Abschied von der vollständigen Darstellung der URL in der Adressleiste des Browsers zu schmieden. Einige Monate späte hatte man diese Pläne veröffentlicht, erhielt dafür sehr viel Gegenwind und hat das Ganze dann aber doch umgesetzt.

chrome url gekuerzt

Wie die URLs gekürzt werden sollten und auch wurden, könnt ihr in obiger Animation sehen. Google hat diese Kürzung erstmals mit Chrome 69 im Jahr 2018 eingeführt und nur wenige Wochen später zurückgezogen. Man wolle das gesamte Konzept überdenken und andere Lösungen finden – tat man aber nicht. Gut zwei Jahre später wurden die Pläne wieder aus der Schublade geholt und Anfang dieses Jahres für alle Nutzer ausgerollt. Alle Pfadangaben, Parameter sowie das Protokoll und Standard-Subdomains waren verschwunden. Es wäre nur eine Frage der Zeit gewesen, bis auch die Domain in irgendeiner Form ersetzt worden wäre – vielleicht durch den Titel der Seite, wenn es sich um eine aus Google Safe Browsing-Sicht sichere Domain handelt.

Die einzige Änderung, die man in diesen zwei Jahren durchgeführt hat, war eine neue Möglichkeit zur optionalen Darstellung der vollständigen URL sowie ein Flag, um das Ganze zu verhindern. Kein Wunder, dass auch das nach hinten losging und man nun schlussendlich vor zwei Wochen zurückrudern musste.




google chrome url kürzen

In einem neuen Eintrag im Issue Tracker hat ein fast schon trauriger Googler verkündet, dass Experiment beendet zu haben. Und zwar nicht erst in einer zukünftigen Version, sondern bereits seit dem Rollout von Chrome 91. Dass das bisher nicht aufgefallen ist, dürfte wohl zeigen, dass sehr viele Menschen die vollständige URL aktiviert hatten und somit keinen Unterschied bemerken konnten.

Laut dem Eintrag hat das Experiment nicht das gewünschte Ziel erreicht, nämlich die Sicherheit zu verbessern und den Nutzern zu ermöglichen, potenziell gefährliche URLs zu erkennen. Dass Google das so schnell erkannt und zurückgezogen hat, könnte dafür sprechen, dass es für Angreifer in irgendeiner Form sogar einfacher geworden ist. Ganz konkret ins Detail geht man leider nicht. Bleibt zu hoffen, dass man nun dabei bleibt und nicht eines Tages einen nächsten Anlauf startet. Vielleicht sollte man einfach auf die Lösung setzen, die vollständig Adresse zu behalten und die Domain fett zu schreiben.

Ich bin mir ziemlich sicher, dass das Thema auch damit noch nicht beendet ist und wir eines Tages plötzlich eine andere Lösung sehen werden.

» Google Chrome: Verbesserungen für die Tabgruppen kommen – werden als Ordner behandelt (Screenshots)




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