Selbst Apple wundert sich und rechnete mit Dominanz: Wie konnte Google den Messenger-Markt verspielen?

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Messenger und weitere Kommunikationsplattformen spielen seit vielen Jahren eine große Rolle, haben aber insbesondere in Pandemie-Zeiten noch einmal eine deutlich größere Bedeutung erhalten. Google ist bekanntlich seit sehr vielen Jahren im Messenger-Markt aktiv und mit zahlreichen Produkten vertreten, spielt aber trotz aller Bemühungen nur eine untergeordnete Rolle. Selbst bei Apple fragt man sich: Wie konnte man das vergeigen?


Chat Messenger

Fragt man Nutzer nach ihren meistgenutzten Messengern, dürften hierzulande WhatsApp und Facebook Messenger ganz oben landen. Mit großem Abstand kommen dann Telegram, Apples iMessage, vielleicht noch Signal und einige andere mehr oder weniger bekannte Marken. Man wird etwas länger fragen müssen, bis mal ein Google-Messenger an erster, zweiter oder wenigstens dritter Stelle genannt wird. Die Frage nach den aktuell verfügbaren Google-Messengern würde wohl auch als Millionenfrage bei „Wer wird Millionär?“ durchgehen.

Dass Google im Messenger-Markt keine Rolle spielt, konnte man sich vor 10-15 Jahren kaum ausdenken. Das Unternehmen war gerade mit Google Talk recht erfolgreich und hatte alle Zutaten beisammen, um den nächsten Markt im Sturm zu erobern: Die Kombination aus GMail, Google Talk und dem frisch gestarteten Smartphone-Betriebssystem Android war dafür prädestiniert, die digitale Kommunikation zu kontrollieren und DEN Messenger zu erschaffen. Aber das hat Google nicht geschafft.

Do we want to lose one of the most important apps in a mobile environment to Google? They have search, mail, free video, and growing quickly in browsers.

Dass nicht nur ich das so sehe, wurde gerade erst durch veröffentlichte Apple-interne E-Mails deutlich. Bei Apple war man fast schon davon überzeugt, dass Google den Messenger-Markt erobern würde. Man zog sogar in Erwägung, das noch junge iMessage für Android anzubieten, um Google den Messenger-Markt nicht vollständig zu überlassen. Damals war von WhatsApp noch keine Rede und Facebook war noch der aufstrebende MySpace-Nachfolger.




android imessage screenshots

Hätte man damals an Google Talk festgehalten und die Plattform zu Android gebracht, hätte es WhatsApp vielleicht niemals gegeben – zumindest nicht als Messenger, sondern weiterhin nur als Status-Verteiler. Doch Google hat die Instant-Kommunikation vollständig verschlafen, Talk eingestellt und den Nachfolger Hangouts viel zu langsam und in die falsche Richtung entwickelt. Googles Social-Fluch, niemals ein erfolgreiches Produkt mit Social-Bezug zu entwickeln, übertrug sich auf Messenger. Und das gilt bis heute.

Die einzig erfolgreichen Google-Messenger sind die, die von den Business-Kunden innerhalb der Google Cloud genutzt werden – aber auch nur deswegen, weil es in diesem Gesamtpaket keine Alternativen gibt. Man hängt also am Erfolg von GMail, Drive & Co. Das zeigt sich schon daran, dass die Öffnung von Chat und Meet für Privatnutzer eher weniger Begeisterungsstürme hervorgebracht haben und die Produkte die breite Masse überhaupt nicht interessieren. Wozu auch, man hängt ja als Google-Nutzer vielleicht noch bei Duo und Messages – deren Zukunft trotz aller Ambitionen durch die Business-Konkurrenz auf wackligen Füßen steht.

Und so dürfte sich nicht nur Apple gewundert haben, wie Google das verschlafen konnte, sondern vor allem Facebook, das in vielen Ländern außerhalb Chinas bis heute den Quasi-Standard bildet und wohl noch lange inne haben wird. Von Google hat man jedenfalls nicht zu befürchten…

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comment 1 Kommentare zum Thema "Selbst Apple wundert sich und rechnete mit Dominanz: Wie konnte Google den Messenger-Markt verspielen?"

  • Wäre Google auch bei Messenger & Social so dominant geworden, bin ich mir jedoch sicher, dann hätte die Politik den Laden zerschlagenen. Vielleicht hat es also auch sein Gutes.

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