Google One: Nutzer werden in das Speicherplatz-Abo gedrängt; wird bald zur kostenpflichtigen Notwendigkeit

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Vor mehr als zwei Jahren wurde die Abo-Plattform Google One geschaffen, die es allen Nutzern ermöglicht, zusätzlichen Speicherplatz für diverse Produkte zu erwerben und diese dauerhaft in vollem Umfang nutzen zu können. Doch was bisher eher einen freiwilligen Charakter hatte, wird durch die großen Änderungen bei Google Fotos und Google Drive nun fast zur Pflicht. Es ist offensichtlich, dass Google alle Nutzer zu einem Abo drängen möchte.


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Google One ist eine tolle Sache und wurde bei der Einführung des Produkts von vielen Nutzern bejubelt. Kein Wunder, denn immerhin war es ein großer Schritt im Vergleich zum damaligen Speicherplatz-Kauf: Die Tarife wurden teilweise günstiger, der Speicherplatz lässt sich mit der Familie teilen und es gibt einige weitere Vorteile. Dennoch dürfte wohl nur ein überschaubarer Kreis der Nutzer dieses Angebot genutzt haben, sodass Google nun die Brechstange herausholt.

Vor wenigen Tagen wurde angekündigt, dass der kostenlose unbegrenzte Speicherplatz bei Google Fotos und Google Drive eingestellt wird. Gleichzeitig hatte man eine automatische Löschung aller Daten der Nutzer angekündigt, die schon bald unter bestimmten Umständen greifen wird. Beides sorgt dafür, dass die Nutzer nun sehr viel mehr Speicherplatz als bisher verbrauchen und nach dem Aufbrauchen des Gratis-Kontingents von überschaubaren 15 Gigabyte unweigerlich zur Kasse gebeten werden.

Dass Google jedem einzelnen Nutzer 15 Gigabyte Speicherplatz bietet, war und ist dem Unternehmen hoch anzurechnen. Man darf nie vergessen, dass Google durch die enorme Reichweite mehrere Milliarden Nutzer hat. Mehrere Milliarden mal 15 Gigabyte Speicherplatz bereitzustellen, ist kein Pappenstiel – auch nicht für einen Internetgiganten.




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Nutzer verbrauchen deutlich mehr als 15 Gigabyte
Bei diesen 15 GB bleibt es natürlich nicht, denn diese gelten nur für die drei Produkte und schon heute dürften die meisten Nutzer wohl weit über diesem Kontingent liegen – allen voran wegen Google Fotos. Wer vor dem Frühstück schon mehr Fotos schießt als andere im ganzen Urlaub, der benötigt eben sehr viel Speicherplatz. Vermutlich ist das Auto Backup vom Smartphone die größte Belastung für die Google Fotos-Server. Kaum ist ein Foto geschossen, wird es auch schon in die Cloud hochgeladen.

Problematisch ist, dass vielen Nutzern dieses Cloud-Backup trotz Zustimmung überhaupt nicht bewusst ist. Also läuft der Speicher voll und irgendwann müssen sie zusätzlichen Platz kaufen, weil sie das Auto Backup nicht abstellen (können).

Viele Nutzer dürften ihre Smartphone-Galerie regelmäßig aufräumen und viele Bilder und Videos löschen, doch die Kopie in der Cloud belässt man – kostet ja nichts und Google hat unendlich viel Speicherplatz. Das ist natürlich nicht der Fall, denn auch Google muss diesen Speicherplatz irgendwie bereitstellen – und das kostet das Unternehmen Milliarden. Ich lehne mich mal weit aus dem Fenster und würde behaupten, dass weit über 90 Prozent aller Bilder und Videos bei Google Fotos nie wieder angesehen werden und für den Besitzer keinerlei Bedeutung haben. Dennoch belegen sie bei Google Speicherplatz. Und das bei mehreren Milliarden Nutzern.

So konnte es nicht weitergehen
Ich hatte schon vor einigen Monaten eine Vorahnung und hatte darüber geschrieben, dass Google Fotos ein Fass ohne Boden ist, das man irgendwann stopfen wird. Das ist nun geschehen, auch wenn es erst in einigen Monaten umgesetzt wird. Die Belastung für Googles Server wird wohl nicht so sehr sinken – aber dem sind sie auch gewachsen – aber dafür werden die Nutzer für diesen Speicherplatz bezahlen. Und das unweigerlich.

Das Auto Backup ist extrem bequem, Google Fotos absolut zuverlässig und sehr populär. Es ist davon auszugehen, dass die meisten Nutzer einfach die Geldbörse öffnen und sich zusätzlichen Speicherplatz kaufen werden. Tun sie das nicht, müssen sie regelmäßig Daten löschen oder könnten in die Gefahr geraten, dass Google die Daten automatisch löscht. Beides kann Google nur recht sein: Entweder weniger Kosten für den Speicherplatz oder zusätzlichen Umsatz bei gleichem Verbrauch. Beides entspannt die aktuelle Situation.

Die Änderungen bei Google Drive sind in dem Aufschrei gegen Google Fotos fast untergegangen und dürften bei der Masse der Nutzer wohl nicht ganz so relevant sein. Wer ab und an ein Dokument oder eine Tabelle erstellt, wird die paar Kilobyte Speicherplatz nicht vermissen. Relevant wird das erst bei den Nutzern, die große Medien in die Dokumente einfügen und diese somit auf eine hohe Megabyte-Zahl aufblasen.




Zwang zu Google One war absehbar
Google hat in den letzten Wochen sukzessive neue Vorteile für Google One geschaffen und die Attraktivität des Produkts somit erhöht. Es ist anzunehmen, dass viele Nutzer die 2 Euro im Monat entbehren können und für Google One ausgeben. Das bringt bei mehreren Milliarden Nutzern nicht nur einen zusätzlichen Milliarden-Umsatz, sondern schließt die Nutzer trotz der Verschlechterung des Angebots noch tiefer in das Ökosystem ein: Stichwort Amazon Prime.

Google musste reagieren, denn die Konkurrenz hat längst viele Millionen Kunden gewinnen können: Amazon mit Prime und Apple mit den zahlreichen Abo-Diensten, die nun unter Apple One unter ein Dach gebracht wurden. Ich erwarte ganz persönlich, dass Google im Laufe der nächsten zwei bis drei Jahre ebenfalls ein gemeinsames Dachprodukt anbieten wird, in dem der Speicherplatz, Stadia, YouTube und weitere Produkte enthalten sein werden. Ist nur meine Vermutung, aber behaltet es mal im Hinterkopf.

Google 3.0?
Die große Frage wird nun allerdings sein, ob die Nutzer das gesamte Google-Ökosystem mit anderen Augen sehen werden. Bisher war aus Sicht der Masse alles kostenlos und viele Menschen fragen sich noch heute, wie Google eigentlich Geld verdient – die Werbung nehmen sie in der Form gar nicht als gigantischen Umsatzbringer wahr. Nun muss man plötzlich für das bezahlen, das immer kostenlos war. Das könnte auch ein Umdenken auslösen und die Nutzer fragen lassen, warum sie nun mit ihren Daten UND ihrem Geld bezahlen sollen. Wir werden das weiter beobachten.




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