Google Chrome: Inkognito Modus wird häufig falsch verstanden – dafür lässt er sich wirklich verwenden

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Der Inkognito Modus ist seit vielen Jahren ein fester Bestandteil des Chrome-Browsers, sorgt derzeit aber mal wieder aus faktisch nachvollziehbaren Gründen für Ärger. In vielen Fällen stellt sich heraus, dass der private Modus nicht das tut, was sich die Nutzer eigentlich erwarten – also drehen wir die bekannte Fragestellung einfach einmal um: Wofür kann der Inkognito Modus überhaupt sinnvoll verwendet werden?


Google steht in den USA aufgrund einer mutmaßlich unglücklichen Formulierung vor einer Milliardenklage. Angeblich konnten viele Millionen Nutzer nicht wissen, wofür sie dieser Modus _nicht_ schützt. Und tatsächlich belegen Studien, das mehr als die Hälfte aller Nutzer den Inkognito Modus vollkommen falsch verstehen oder zumindest nicht genau wissen, welche Daten nun weiterhin gesammelt werden und welche nicht.

inkognito logo

In den Augen vieler Nutzer ist der Inkognito Modus wohl magisch, denn viele trauen ihm einen sehr umfangreichen Schutz zu. Das liegt wohl an der Bezeichnung, dem Design des Geheimagenten im Logo und vor allem daran, dass viele Nutzer die technischen Hintergründe im Web einfach nicht kennen und sich auch nicht dafür interessieren. Das ist nicht verwerflich, denn die meisten Autofahrer wissen auch nicht, wie ein Auto bzw. Motor funktioniert. So lange es funktioniert, muss man es nicht wissen.

Wir haben vor wenigen Tagen darüber berichtet, wovor der Inkognito Modus NICHT schützt. Es schützt nicht vor Tracking, nicht vor der Standortabfrage, nicht vor „Spionage“ durch den Arbeitgeber und auch nicht vor Malware und Viren. Aber wofür lässt sich der Modus denn überhaupt verwenden, wenn er keine magischen Fähigkeiten besitzt? Tatsächlich ist der Funktionsumfang recht eingeschränkt, aber der Modus kann beim richtigen Einsatz auch viele Vorteile haben.

Die Kurzform zum schnellen Verständnis: Der Inkognito Modus hat lediglich lokale Auswirkungen und übt keinerlei Kontrolle über die aufgerufenen Webseiten aus. Sprich: Alles was hinter der Steckdose bzw. außerhalb des Computers/Smartphones passiert, liegt nicht in der Hand des Browsers. Es ist sogar so, dass Webseiten die Nutzung des Inkognito Modus nicht ohne Weiteres erkennen können.

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Dafür lässt sich der Chrome Inkognito Modus nutzen

Als kleine Faustregel kann man sagen, dass die Nutzung des Inkognito Modus eigentlich nur auf gemeinsam genutzten Geräten sinnvoll ist. Wer ein Gerät vollständig für sich selbst nutzt und niemals anderen Nutzern in die Hand gibt, versteckt die Daten und Verläufe nur vor sich selbst. Aber auch das kann manchmal sinnvoll sein, wie etwa bei Formulardaten.

Keine Spuren auf dem Gerät hinterlassen
Alle im Inkognito Modus aufgerufenen Webseiten werden nicht im Verlauf gespeichert, weder lokal noch im Google-Konto. Vorausgesetzt natürlich, dass ihr euch in diesem Modus nicht mit dem Google-Konto anmeldet, was durchaus möglich ist. Alle eingegebenen und aufgerufenen URLs werden dementsprechend auch nicht in der automatischen Vervollständigung verwendet. Allein das kann schon ein wichtiger Grund sein, diesen Modus zu verwenden und nicht hinterher die Vorschläge löschen zu müssen.

Es werden keine Cookies gespeichert
Im Inkognito Modus werden Cookies nur im Arbeitsspeicher gespeichert und gelangen nicht in den Hauptspeicher. Webseiten können also Cookies anlegen, aber diese werden direkt nach dem Schliessen des Fensters ins Nirvana geschickt. Dementsprechend können Webseiten auch nicht auf Cookies zugreifen. Nachteil: Ihr seht _überall_ die Cookie-Banner. Und zwar immer. Dagegen hilft höchstens eine Browsererweiterung, aber auch nicht immer zuverlässig.

Es werden keine Formulardaten gespeichert
Browser speichern gerne alle eingegebenen Formulardaten und bieten sie als automatische Vervollständigung wieder an. Das ist sehr praktisch, kann manchmal aber auch verräterisch sein. Ihr habt beispielsweise nach einem Geschenk für Person X gesucht, die den Computer ebenfalls benutzt? Wäre doch blöd, wenn sich das Suchfeld oder die Adressleiste automatisch vervollständigt. Oder anderes Beispiel: Ihr bestellt ein Paket an eine andere Adresse und möchtet diese in den Adressfeldern nicht ständig vorgeschlagen bekommen? Nutzt Inkognito und schon bleibt es auch weiterhin nur bei einer Adresse. Weil sich diese Eingaben nur sehr umständlich löschen lassen, ist die Nutzung des Inkognito Modus sehr viel bequemer.

Webseiten „anonym“ nutzen
Hinweis: Anonym steht in Anführungszeichen. Viele Webseiten bieten auch ohne Login eine Personalisierung durch Tracking-Cookies. Möchtet ihr auf diese temporär verzichten und aus anderen Gründen keine Cookies löschen, dann verwendet den Inkognito Modus. Kann doch ganz interessant sein, welche Vorschläge man plötzlich ohne erkannt zu werden erhält. Noch ein Hinweis: Natürlich ist es theoretisch möglich, euch anhand der IP-Adresse oder anderen Merkmalen weiterhin zu erkennen, aber erfahrungsgemäß eher selten.

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Webseiten ohne Login testen
Mein Hauptanwendungsgebiet zum Schluss: Im Inkognito Modus seid ihr normalerweise nirgendwo eingeloggt. Möchtet ihr also YouTube oder Amazon mal unerkannt einen Besuch abstatten, euch aber nicht aus den jeweiligen Konten ausloggen, dann nutzt diesen Modus. Ich nutze es sehr häufig für Google Maps und YouTube aber auch zum Testen, welche Dinge ohne Login nicht möglich sind. Ihr habt z.B. einen Teilen-Link in Google Drive oder Google Fotos erstellt und möchtet ihr vorab testen? Rein in den Inkognito Modus und wenn es darüber aufgerufen werden kann, funktioniert es auch bei allen anderen Nutzern.


Diese Liste ist natürlich nicht vollständig, denn jeder Nutzer hat wohl seine ganz eigenen Einsatzzwecke. Es soll lediglich zum Verständnis dienen, was dieser Modus überhaupt kann und wofür es nützlich sein kann. Das gilt auch für alle anderen bekannten Browser mit ähnlichen Modi. Die manchmal zusätzlich aktivierten Features wie Werbeblocker, Trackingblocker oder vielleicht auch Umleitungen über sichere Proxy-Server und ähnliches haben NICHTS mit dem Inkognito Modus zu tun.

Und wer einmal den Modus vergessen hat, nutzt einfach die Möglichkeit zum Löschen der Chrome-Aktivitäten und erreicht damit rückwirkend exakt das gleiche Ziel. Nur mit etwas mehr Aufwand.

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comment 1 Kommentare zum Thema "Google Chrome: Inkognito Modus wird häufig falsch verstanden – dafür lässt er sich wirklich verwenden"

  • Steht doch eigentlich da wenn man diese Fenster öffnet.
    Sorry, aber so dämlich können nur die amis sein.

Kommentare sind geschlossen.