Yahoo! in der Krise: 25% Gewinnrückgang – 1000 Mitarbeiter müssen gehen

Yahoo
In den letzten Wochen hatte Yahoo! mit der geplanten Entlassung von 1.000 Mitarbeitern – vorallem in Europa – Schlagzeilen gemacht. Die gestrige Präsentation der Bilanzen hat das ganze dann auch bestätigt: Der Umsatz ist zwar um 8% gestiegen, aber dafür der Gewinn gleich um ein Viertel auf 206 Millionen ? eingebrochen. Die Schuld an diesem Debakel geben die meisten vorallem Google. Hat Yahoo! zu lange geschlafen?

Der neue alte Chef Jerry Yang hatte schon bei seiner Rückkehr im vergangenen Jahr angekündigt dass bei Yahoo! kein Stein auf dem anderen bleiben wird und mit massiven Stellenstreichungen und Umdispositionen zu rechnen ist. Dabei ist man wohl darauf gestoßen dass das europäische Geschäft mehr schlecht als recht läuft und gerade hier die meisten Stellen abgebaut werden müssen. In der Tat ist Yahoo! im Vergleich zu den USA hier den meisten nur noch eine Erinnerung an vergangene Tage.

Ich denke dass größte Problem von Yahoo! ist aber nicht Google, sondern einfach die sensationelle Ziellosigkeit. Yahoo! macht seit eh und je nichts halbes und nichts ganzes. Auf jedem Bereich möchte man präsent sein und hat zu jedem erdenklichen Thema ein Portal zu bieten. In der Theorie erreicht man so jede Zielgruppe, aber in der Praxis sieht das wohl ganz anders aus. Kaum jemand dürfte Yahoo!s Sonderangebote nutzen.

Im Unterschied zu Google bietet Yahoo! auch Original-Content an. Yahoo! beschäftigt jede Menge Redakteure die Nachrichten, Rezepte, Auto-Tests usw. schreiben und auf das Portal einstellen. Das kostet natürlich jede Menge Geld. Google hingegen lässt sich immer alle Daten kostenlos von seinen Usern zukommen und stellt eher den Informationshoster da. Genau diese unterschiedlichen Ansatzweisen werden Yahoo! zunehmend zum Verhängnis. Zwar produziert man vorbildlicherweise Content, aber leider will den niemand mehr lesen.

Meiner Meinung nach sollte Yahoo! zumindest die Hälfte seiner Portale dicht machen und sich auf die wirklichen Perlen konzentrieren: Einerseits die Websuche, die durchaus Potential hat, und andererseits auch auf die zugekauften Dienste flickr und del.icio.us. Die Integration solcher Dienste in die Yahoo!-Portale wäre längst überfällig. In der Praxis merkt der User auch einige Jahre nach den Übernahmen nicht dass man sich auf einer Yahoo!-Seite befindet – es sei denn man erblickt das kleine Yahoo!-Logo am unteren Rand der Website.

P.S. Wie wäre Yahoo!s Geschichte wohl verlaufen wenn man Google damals nicht laut lachend weggeschickt hätte? Larry und Sergey wollten ihre Suchmaschinentechnik nämlich für läppische 500.000 $ an Yahoo! verkaufen… hätten sie mal angenommen…

P.S.S. Da Yahoo! immer weiter in die Krise schlittert, ist auch das Thema Yahoo!-Übernahme durch Microsoft wieder ein Thema. Yahoo! wird immer billiger und Microsoft kann sich vermeintliche Millionen Kunden sichern. Schlussendlich wird aber auch das wohl keinen von beiden helfen.

Letztes P.S.: Wann war euer letzter Besucher auf einer Yahoo!-Seite und gibt es einen echten Dienst (Mail mal ausgenommen) den ihr regelmäßig nutzt?

[FTD, Süddeutsche, thx to: gaehn.org]




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comment 5 Kommentare zum Thema "Yahoo! in der Krise: 25% Gewinnrückgang – 1000 Mitarbeiter müssen gehen"

  • Ich hatte es schonmal wo anders geschrieben, dass Yahoo durchaus riesen Potential hätte.
    Den Newsbereich würde ich komplett abschaffen und wenn überhaupt dann die News ähnlich wie Google anbieten. Aber eben ohne eigene Redakteure.
    Das neue Yahoo Mail gefällt mir persönlich nicht, aber das ist Geschmackssache. Ich würde es eventuell ähnlich aufbauen, wie das interne Mailsystem von Flickr oder Upcoming und damit verbinden.
    Mit Flickr und Upcoming habe ich schon die beiden wichtigsten Dienste genannt, del.icio.us natürlich nicht zu vergessen.

    Eine Übernahme durch Microsoft würde mir überhauptnicht gefallen und spätestens dann würde ich wohl auch auf Flickr verzichten und ne Alternative suchen. Google wäre mir als Käufer von Yahoo lieber, oder vielleicht sogar eine Allianz Yahoo + Apple.

  • Flickr ist immer noch weitaus besser als Picasa!
    Aber sonst bietet Y! mir nichts. Alleine schon weil es für Google mehr Greasemonkey gibt 😛

  • Yahoo tut gut daran, flickr als flickr bestehen zu lassen (hoffentlich kommen die nicht auf die Idee, das zu integrieren, das wäre tödlich). Ich persönlich mag flickr auch, da es für einen bezahlbaren Preis die Möglichkeit eröffnet, seine Fotos in Originalqualität ohne Speicher-/Trafficbegrenzung zu zeigen.

  • Zitat:
    Ich denke dass größte Problem von Yahoo! ist aber nicht Google, sondern einfach die sensationelle Ziellosigkeit.

    Wenn man dann das Ziel von Google ansieht, möchte man meinen die Googler sind Größenwahnsinnig. (Die Welt erobern 😉

    Zitat:
    Yahoo! macht seit eh und je nichts halbes und nichts ganzes.

    In letzter Zeit macht Google aber auch sehr viele halben Sachen.

  • @rofl:
    flickr als flickr belassen ja – aber man könnte die Daten schon außerhalb von flickr in Yahoo! mehr verwenden. Hat doch Potenzial.

    @robs:

    Zitat:
    In letzter Zeit macht Google aber auch sehr viele halben Sachen.

    Ja, aber Googles Dienste kosten in dem Sinne nichts. Alles sind Hosting-Services die von den Usern gefüllt und überwacht werden. Yahoo! braucht für alles Redakteure.

Kommentare sind geschlossen.