Völlig unbemerkt von der Weltpresse wurde Googles China-Website am Freitag dem 23. Juni gehackt. Oder besser gehijacked - wie es jetzt auf neudeutsch heißt. Der Aufruf wurde sofort auf die Domain com.cn, ein chinesischer DNS-Registrar umgeleitet. Auch MSN wurde Opfer. Es wird vermutet, dass die Gruppe von Hackern die dieses Kunststück vollbracht hat, bei der Konkurrenz der Firma "Com.cn" arbeitet, da man dieser offensichtlich schaden wollte. Der Traffic von Googles und MSNs Seiten zusammen dürften die Server der Firma schon so ziemlich lahm gelegt haben, wenn es auf einmal so plötzlich kommt. Von der Rufschädigung mal ganz zu schweigen. Erst einen ganzen Tag später, am Nachmittag des 24. Juni gingen beide Webseiten wieder ordnungsgemäß online und zeigten die gewünschten Inhalte an. Tja, wer hat da mal gesagt dass man Google nicht hacken kann? Impossible is nothing » Screenshot [Googlified]
Baidu Google kann auch etwas anderes als immer nur kaufen, kaufen, kaufen. Und zwar verkaufen. Der 2%ige Anteil an der chinesischen Suchmaschine Baidu.com, also 750.000 Aktien wurden mit sofortiger Wirkung verkauft. Für Google springen dabei ca. 59,5 Millionen $ heraus - gekauft haben sie Baidu im Juni 2004 für 5 Millionen $, ein netter Gewinn ;-) Direkt kommentiert hat Google den Verkauf von Baidu nicht - nur soviel:
Es war schon immer unser Ziel, unser eigenes Geschäft in China aufzubauen. Darauf wollen wir uns nun konzentrieren
Die umstrittene Suchmaschine Google China soll also stärker auf den Markt hervordringen - was sowohl der chinesischen Regierung als auch den Google-Kritikern so garnicht gefallen dürfte - Zensur sei dank. Vielleicht ist es aber auch ein erster Schritt zum Rückzug aus dem chinesischen Markt - das wäre zwar strategisch sehr unklug, aber für Googles Image sicherlich förderlich... » Artikel bei der FAZ » Baidu.com
In der amerikanischen Sendung Condé Nast Portfolio äußert sich Google Firmenchef Eric Schmidt über die generelle Firmenstrategie und die Entscheidung zum Markteintritt in China. Hier der Link zur Übersetzung und einige seiner Kernaussagen: Er sagt: "Bei Google geht alles geht um Geschwindigkeit. ... Wenn wur eine Entscheidung 3 oder 6 Monate früher treffen, sind wir noch viel besser. ... Die China-Entscheidung, die wie ich denke die kontroverseste in der gesamten Firmengeschichte war, ist eine, die im nachhinein betrachtet, früher hätten treffen sollen. Weil der Markt so schnell wächst. Ich denke nicht, dass wir die Entscheidung anders getroffen hätten, aber ich denke, je früher destso besser." Eric Schmidt fügt hinzu, dass die kürzlich gemachten Aussagen von Mitgründer Sergey Brin konsistent zu seinen eigenen seien. Die momentan 110 Millionen chinesischen Google Nutzer sollen nicht von den Google Diensten ausgeschlossen werden. Zudem seien die entfernten Inhalte nur wenig, leider sind es genau solche die viele interessieren. Das Besondere an Google China im Vergleich zu Mitbewerben sei, dass Google als einzige Suchmaschine kenntlich macht, dass Inhalte entfernt wurden, was im ersten Moment unwichtig klingt, aber eine Menge ausmacht. Außerdem speichern wir die Daten der Benutzer, wie E-Mails usw. nicht lokal, sondern in den USA, was eine großer Beitrag des Datenschutzes für die Benutzer ist. Die Realität sei die Entscheidung von einem 90% funktionsfähigen Google.com gegen ein teilweise zensiertes 100% funktionsfähiges Google.cn gewesen. Auf die Frage, ob Google aufgrund der vielen anderen Engagements in die unterschiedlichsten Forschungsprojekte und Webdienste sich vom Hauptziel der suche wegentwickeln wird, antwortet Eric: "Die Suche wird immer Googles Kerngeschäft bleiben und wir stellen das sicher, indem wir 70% des Unternehmens auf die Suche focusieren. Zwischenzeitlich sind wir davon auf 60% abgerückt und intervenieren momentan, indem wir mehr Anstrengungen in Suche und Werbegeschäft investieren. Die Aufteilung ist 70% Kerngeschäft, 20% verwandte Dienste, wie News und Video und 10% investieren wir in belibige andere freie Forschungsprojekte, in denen sich die Mitarbeiter durchaus in Teams ganz eigenen träumerisch/visionären Ideen hingeben. " Zur Innovationsfreudigkeit erklärt er: "Je größer zentral organisierte Unternehmen werden, destso tränger und innovationsärmer werden sie. Die Aufgaben der Mitarbeiter werden langweiliger. Wir versuchen kreativität skalierbar zu machen, was bedeutet, dass wir unseren Teams Ziele geben und die Ergebnisse messen, ansatt direkte Aufgaben zu verteilen." Dann geht Eric auf relevante Radiowerbung ein und erklärt, dass die Vorraussetzungen dafür bereits vorhanden sind und ähnliche kontextbezogene Werbeansätze auch für Fernsehen in verhältnismäßig kurzer Zeit denbar sind: "Diese Märkte sind ein Milliardengeschäft." Hier geht er noch deutlich ins Detail, z.B. "testen wir bereits Werbeanzeigen in Zeitungen. Solche empirischen Studien sind ein sind ein wichtiger Bestandteil unserer Firmenkultur. " In Japan seien relevante, ortsbezogene und personalisierte Werbeanzeigen bereits für mobile Geräte verfügbar. Für den amerikanischen Markt soll diese Technologie innerhalb der nächsten 12 Monate verfügbar werden. Für Europa bereits im Sommer. Es folgen die Details zu GBuy, über die wir hier im Google Watch Blog bereits berichtet haben und noch ein paar weitere Betrachtungen zu Konkurrenten und eine Diskussionsrunde. Video vom Interview bei Condé Nast Portfolio Google in China Statement vom offiziellen Google Blog Mitschrift des Interviews auf SearchEngineWatch von Danny Sullivan [Google Blogscoped]
Einer der wichtigsten Leitsätze vom Google ist: "Do No Evil", um deutlich zu machen, dass Google es als Schmelztiegel vieler intelligenter Wissenschaftler im Gegensatz zu manchen anderen Unternehmen in der Lage ist auch mit legalen und fairen Mitteln erfolgreich zu sein. Sergey Brin, einer der Google Gründer räumte nun jedoch am Dienstag ein, mit dem Zensurfeature für die chinesische Regierung dieser grundlegenden Firmenphilosophie nicht treu geblieben zu sein. Als Begründung für die Entscheidung führte er an: "We felt that perhaps we could compromise our principles but provide ultimately more information for the Chinese and be a more effective service" Er betonte allerdings auch, dass viele Firmen in China trotz der Geschwindigkeitseinbußen die unzensierte Version verwenden. Prompt reagiere der chinesische Außenminister und antwortete am Donnerstag: "China begrüßt ausländische Internet Firmen, die sich in China engagieren, aber sie müssen die lokalen Gesetze befolgen und respektieren, inklusive die der Gesetze zur Meinungsäußerung". Die Organisation Reporter ohne Grenzen berichtete, dass die internationale Google Webseite nun wieder schwerer erreichbar sei und am 31. Mai im ganzen Land komplett blockiert wurde. Inzwischen ist die Blockade aber wohl wieder aufgehoben. Durch die weltweit anspruchsvollste Zensur der chinesischen Regierung war die internationale Webseite Google.com in der Vergangenheit für die Chinesen unbenutzbar langsam. Google kooperierte im Januar mit der chinesischen Regierung und stellte mit Google.cn den 100 Millionen Chinesen, die inzwischen online sind eine zensierte Version der Google Suche zur Verfügung, um den chinesischen Gesetzen zu folgen, aber trotzdem durch eine performante Suche auf dem Markt präsent zu sein. [BBC, Statement von Sergey Brin ,Google Blogscoped, Breitbart.com, AP, UnofficialGoogleweblog]
Guge Da der neue chinesische Name von Google, Guge, viele Nutzer stört, bietet eine Website nun einen Workaround dafür. Hier kann aus einer kleinen Auswahl von Logos ausgewählt werden, welches dann auf der Google-Website angezeigt wird. Ganz nett, aber am Ende landen ja doch alle Chinesen wieder auf der originalen Google-HP :-D » iGOGO8 [Google Blogoscoped]
Laut Google-China-Präsident Kai-Fu Lee strebt Google zur Stärkung der Marktposition einige Übernahmen oder Fusionen im chinesischen Raum an. Details dazu wurden nicht genannt, man sucht derzeit wohl attraktive Übernahme-Kandidaten. Erst im letzten Jahr lag Google dem Marktführer Baidu.com knapp auf den Fersen. Vielleicht steht sogar eine Übernahme von Baidu an? Damit hätte Google das Monopol in China sicher. » Google China [Finanznachrichten]
Nachdem es viel Ärger in China gab, versucht man bei Google nun, die Marke attraktiver und bekannter zu machen und die Nummer 1 zu werden. Dafür sind auch einige Produkte exklusiv für den chinesischen Markt geplant, genauer ins Detail ist man dabei bisher aber nicht gegangen. Bis Ende des Jahres sollen in der chinesischen Niederlassung 300 Leute beschäftigt werden. Zumindest subjektiv ist Google im heiß umkämpften chinesischen Markt schon sehr gut aufgestellt [de.internet.com]