Google TV: Wir wollen doch einfach nur fernsehen – geht Googles Roadmap wieder in die falsche Richtung?

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Google hat bei den eigenen Smart TV-Plattformen aufgeräumt und hat offenbar große Pläne für die Oberfläche von Google TV. Vor wenigen Tagen hat der Produktmanager der Plattform einen Einblick in die Roadmap für 2022 gegeben, der bei vielen Nutzern nicht unbedingt auf Gegenliebe stoßen dürfte. Es sollen allerlei smarte Funktionen hinzustoßen, dabei wollen die Nutzer doch einfach nur Fernsehen… Ein Kommentar.


android tv ambient photos

Smart TVs sind längst keine neue Entwicklung, aber gefühlt haben die großen Plattformbetreiber sie trotz langjähriger Produkte erst jetzt so richtig für sich entdeckt. Kein Wunder, denn das Streaming von Inhalten hat sich etabliert, die dafür notwendige Bandbreite und Infrastruktur ist in immer mehr Ländern und Haushalten vorhanden. Und das lineare Fernsehen spielt nicht mehr eine so große Rolle, wie es das vor einigen Jahren noch getan hat.

Google ist schon lange in diesem Bereich aktiv und hatte bereits 2011 eine Plattform namens „Google TV“ im Portfolio. Nicht zu verwechseln mit dem heutigen Produkt. Doch die damalige Plattform ist grandios gefloppt und war sowohl für Google als auch die Technologiepartner wie Logitech ein sehr teurer Ausflug in den Fernsehbereich. Man kann den Flop gar nicht an genauen Gründen festmachen, aber es dürfte wohl auch daran gelegen haben, dass die Oberfläche eher einem Mix aus Desktop und Smartphone glich, als für den Fernseher und dessen eingeschränkte Bedienmöglichkeiten per Fernbedienung optimiert zu sein.

Mit Android TV kam dann der große Neustart, der einige Jahre brauchte, um in die Erfolgsspur zu kommen. Die Oberfläche war deutlich durchdachter und es gab den Fokus auf Streaming und Apps. Der nächste Neustart, wenn man so will, kam Ende 2020 mit Google TV, das auf Android TV aufbaut und den Fokus vollständig auf die Streamingplattformen legt. Android-Apps abseits des Streaming lassen sich zwar ausführen, sind aber recht gut versteckt. Der vermeintlich richtige Weg, der die Nutzerzahlen nach oben schoss.




Jetzt kommen Fitness und Smart Home
Doch in diesem Jahr scheint Google ein drittes Mal den Weg gehen zu wollen, den Fernseher für mehr als nur Entertainment zu nutzen. Die vom Produktmanager präsentierte Roadmap spricht von einer umfangreicheren Smart Home-Kontrolle sowie die Einbindung von Fitness-Funktionen. Der dritte Schwerpunkt ist Live TV, gegen den sicherlich keiner etwas auf dem Fernsehen einzuwenden hat. Aber wer will ernsthaft Fitness-Plattformen auf dem Fernseher? Aus meiner Sicht passt das schon nicht zusammen, weil jedes Familienmitglied andere Fitness-Interesse und Trainings hat, der Fernseher aber ein Gemeinschaftsgerät ist.

Smart Home-Kontrollen per Google Assistant – sicherlich für einige Nutzer interessant. Aber man sollte keine echte Smart Home-Oberfläche auf den Fernseher bringen, denn dafür gibt es andere Geräte wie Smart Displays. Viele Menschen wollen sich vom Fernseher einfach nur berieseln lassen, mal mit mehr und mal mit weniger Aufmerksamkeit. Hinsetzen, abschalten, Medien konsumieren. Mehr wollen wir (zumindest viele in meinem Umfeld) gar nicht. Und wer doch die Lust auf mehr verspürt, kann sich ja Apps aus dem Play Store installieren.

Google hätte gern, dass der Fernseher den ganzen Tag läuft und als ein Ambient-Gerät ständig zur Verfügung steht. Klar, wenn sich Smart Displays nicht so schnell verbreiten wie erhofft, dann nimmt man eben den Fernseher, der in fast jedem Haushalt zu finden ist. Ich denke aber nicht, dass das die richtige Entwicklung ist. Am Ende entscheidet der Nutzer bzw. Käufer darüber, doch Googles Push in solchen Dingen kann manchmal bewirken, dass die wichtigen Dinge in den Hintergrund rutschen und die Popularität der Plattform wieder abnehmen könnte. Hoffen wir es nicht.

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comment 1 Kommentare zum Thema "Google TV: Wir wollen doch einfach nur fernsehen – geht Googles Roadmap wieder in die falsche Richtung?"

  • Sehe ich ganz genauso. Google macht gern Produkte kaputt, die in ihrem abgeschlossenen Nutzungsszenario gut funktioniert haben. Weil man unbedingt die eierlegende Wollmilchsau draus machen will. Ich denke da an Google Now, Pay und sogar das Plus-Netzwerk.

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