Spionage: Mehr als 250 Apps aus dem Play Store lauschen unbemerkt auf dem Smartphone-Mikrofon

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Android bietet Entwicklern durch die offene Architektur und den unzähligen Schnittstellen sehr viele Möglichkeiten zur Gestaltung, von Apps. Durch umfangreiche Berechtigungen ist es allerdings auch möglich, den Nutzern auszuspionieren und auf Schritt und Tritt zu verfolgen. Wie jetzt bekannt wurde, gibt es im Play Store mindestens 250 Apps, die ständig auf dem Mikrofon lauschen und herausfinden möchten, was der Nutzer im Fernsehen sieht.


Werbenetzwerke suchen immer wieder neue Mittel und Wege, um den Nutzer noch besser kennen zu lernen, mehr über ihn zu erfahren und dadurch eine noch genauere Interessens-Datenbank aufzubauen. Dadurch kann noch passendere Werbung ausgespielt werden, die mehr Klicks und eine höhere Conversion Rate verspricht – was am Ende zu höheren Klickpreisen und damit auch zu mehr Umsatz führt. Und einigen Netzwerken ist dafür jedes Mittel Recht.

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Das Start-Up Alphonso hat nun mit der New York Times etwas aus dem Nähkästchen geplaudert und hat stolz verkündet, dass man eine Technologie entwickelt hat, die das Fernseh-Verhalten des Nutzers analysieren kann. Dazu lauscht eine Android-App ständig auf dem Mikrofon des Smartphones und zeichnet die Audiospur des Fernsehprogramms auf. Diese wird ständig ausgewertet und soll durch eine enge Zusammenarbeit mit Filmstudios und Shazam genau herausfinden, welches Programm sich der Nutzer ansieht.

Anhand der Filme, Serien und vielleicht auch Werbespots sollen die Interessen des Nutzers herausgelesen werden. Aber auch die Musik soll ausgewertet werden und offenbar Anhaltspunkte dazu liefern, was für ein Typ der eigentlich anonyme Nutzer ist und woran er Interesse haben könnte. Diese Daten wiederum ergeben dann ein Profil, das gewinnbringend an Werbenetzwerke zur Ausspielung von passenden Bannern verkauft werden kann.

Das ganze ist allerdings nicht nur hypothetisch, sondern wird schon seit einiger Zeit angewendet und ist in vielen Android-Apps und Spielen enthalten, ohne dass die Nutzer etwas davon wissen. Das Start-Up Alphonso bietet seine Dienste in Form eines Plugins an, das App-Entwickler zur Finanzierung implementieren können. Und das haben Dutzende bereits getan.



Laut Alphonso gibt es mindestens 250 Apps und Spiele im Play Store die das Plugin schon jetzt nutzen. Zu einem Großteil handelt es sich dabei um eher triviale Spiele mit Titeln wie „Pool 3D“, „Beer Pong“, „Bowling Strike 10 Pin“ oder auch „Honey Quest“, die man meist nur aus einer Laune heraus installiert und nicht ernsthaft nutzt – aber dennoch auf dem Smartphone verweilen lässt. Und genau das dürfte auch der Grund dafür sein, warum das Plugin in dieser Art von Spielen intgriert ist.

Beim ersten Aufruf bestätigt der Nutzer die AGB in denen die Verwendung dieser Technologie beschriebe ist und gibt somit seine Einwilligung für diese Form der Spionage. Außerdem wird auch der Zugriff auf das Mikrofon nicht erschlichen sondern vom Nutzer bestätigt. Man kann aber davon ausgehen, dass wohl 99 Prozent der Nutzer nichts davon wissen.

Wer also immer wieder mal das Gefühl hat, dass die Werbenetzwerke einen besser kennen als sie eigentlich sollten – und das Gefühl hatte wohl jeder schon einmal – dann könnte es vielleicht an einer solchen App auf dem Smartphone liegen. Leider gibt es keine Auflistung der betroffenen Apps, aber ich könnte mir vorstellen dass Google eine solche Praxis schon bald unterbinden und im Rahmen der derzeitigen Aufräumaktion solche Apps entfernen wird.

Siehe auch
» Bis zu 100 Millionen Nutzer betroffen: Sicherheits-Forscher entdeckten über 500 Spionage-Apps im Play Store
» Spionage per Ultraschall: Mehrere Hundert Android-Apps im Play Store nutzen diese Möglichkeit

[XDA Developers]




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