Offener Brief: Künstler und Plattenfirmen verbünden sich gegen YouTube

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Nach vielen Streitigkeiten und Prozessen in den ersten Jahren von YouTube ist es bis auf wenige Ausnahmen relativ ruhig um Googles Videoplattform geworden. Doch viele Künstler und auch eine Reihe von Plattenfirmen sind mit den Vereinbarungen nicht mehr ganz so zufrieden wie früher und fordern nun in einem offenen Brief an den US-Kongress gravierende Änderungen. Im Mittelpunkt steht der Digital Millennium Copyright Act (DMCA).


Wenn man von Deutschland (wegen der GEMA) und einigen weiteren Ländern einmal absieht, dürfte YouTube wohl mit Abstand die größte und beliebteste Quelle für Musikvideos sein. Ist der Song urheberrechtlich geschützt, was in den meisten Fällen zutreffen dürfte, werden automatisch Werbeanzeigen in und um das Video angezeigt und die Einnahmen werden mit dem Rechteinhaber geteilt. Eigentlich ein faires Geschäft, aber die Plattenfirmen und Künstler sind mit den Einnahmen nicht mehr zufrieden.

youtube face

Die Grundlage für YouTubes System bildet der Digital Millennium Copyright Act (DMCA), der zur damaligen Zeit eine perfekte Lösung für alle Seiten gewesen ist: Die Nutzer bekommen freien Zugang zu allen Musikstücken, YouTube hat keine Probleme mit den Rechteinhabern und die Plattenfirmen und Künstler verdienen praktisch ohne etwas zu tun einen Haufen Geld. Doch mittlerweile ist man mit den Einnahmen nicht mehr zufrieden, da YouTube angeblich nur zu sehr schlechten Konditionen zahlen soll.

Schon vor einigen Wochen haben sich Stars wie Katy Perry, Billy Joel und Rod Stewart mit einer Petition zur Änderung des DMCA an den US-Kongress gewendet, und jetzt wird das ganze noch einmal durch einen offenen Brief verstärkt. Dieser wurde unter anderem von Sir Paul McCartney, Taylor Swift, U2 und einer Reihe von Plattenfirmen wie Sony oder Universal unterzeichnet und verbreitet sich gerade in diversen Medien und Social Networks. In diesem wird YouTube zwar nicht namentlich erwähnt, aber es ist sehr eindeutig dass es um Googles Videoplattform geht.



Der offene Brief:

DEAR CONGRESS: THE DIGITAL MILLENNIUM COPYRIGHT ACT (DMCA) IS BROKEN AND NO LONGER WORKS FOR CREATORS
As songwriters and artists who are a vital contributing force to the U.S. and to American exports around the world, we are writing to express our concern about the ability of the next generation of creators to earn a living. The existing laws threaten the continued viability of songwriters and recording artists to survive from the creation of music. Aspiring creators shouldn’t have to decide between making music and making a living. Please protect them.
 
One of the biggest problems confronting songwriters and recording artists today is the Digital Millennium Copyright Act. This law was written and passed in an era that is technologically out-of-date compared to the era in which we live. It has allowed major tech companies to grow and generate huge profits by creating ease of use for consumers to carry almost every recorded song in history in their pocket via a smartphone, while songwriters’ and artists’ earnings continue to diminish. Music consumption has skyrocketed, but the monies earned by individual writers and artists for that consumption has plummeted.
 
The DMCA simply doesn’t work. It’s impossible for tens of thousands of individual songwriters and artists to muster the resources necessary to comply with its application. The tech companies who benefit from the DMCA today were not the intended protectorate when it was signed into law nearly two decades ago. We ask you to enact sensible reform that balances the interests of creators with the interests of the companies who exploit music for their financial enrichment. It’s only then that consumers will truly benefit.



YouTube hat schon vor einigen Wochen auf die erste Petition in einer ausführlichen Stellungnahme geantwortet. In dieser ging man auf alle Punkte ein und hat diese entkräftet. Der Vorwurf dass YouTube den Rechteinhabern sehr viel Arbeit macht weist man zurück, denn immerhin erkennen die eigenen Systeme 99,5% aller geschützten Songs mit einer Genauigkeit von 99,7%. Lediglich 0,5% werden nicht erkannt und müssen manuell gemeldet werden.

Mehr als 50 Prozent der Einnahmen der Plattenfirmen von YouTube stammen mitterweile aus Videos, die von Fans hochgeladen worden sind. Das bedeutet, sie erwirtschaften Umsätze obwohl sie praktisch gar nichts getan haben. Im Laufe der Jahre hat YouTube bereits über 3 Milliarden Dollar ausgezahlt, wobei dieser Wert in letzter Zeit stark steigen soll. Dennoch dürfte der Protest weiter gehen, und es ist nur eine Frage der Zeit bis die ersten Klagewellen rollen und YouTube möglicherweise etwas am derzeitigen Status Quo ändern muss.

[TechCrunch]

UPDATE:
» YouTube antwortet auf Offenen Brief: Allein im vergangen Jahr wurde 1 Milliarde Dollar ausbezahlt




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comment 2 Kommentare zum Thema "Offener Brief: Künstler und Plattenfirmen verbünden sich gegen YouTube"

  • Dann sollen sie eben nicht auf Youtube veröffentlichen, es wird niemand dazu gezwungen. Dann bekommt Youtube gar nichts. Sie aber auch nicht. Wie schade aber auch.
    Die ganze Vermarktung rund um Copyright und geistiges Eigentum „is broken“ und müsste weltweit neu geregelt werden.

  • „Das bedeutet, sie erwirtschaften Umsätze obwohl sie praktisch gar nichts getan haben.“

    Hallo?!

    Wer hat denn die Musik komponiert, getextet, arrangiert, produziert, etc. Wer hat das Studio und die Musiker bezahlt?

Kommentare sind geschlossen.