ausgewellt und abgeebbt: Google Wave wird eingestellt

wave

Google Wave wird nun offiziell eingestellt, das hat man eben auf dem Unternehmen-Blog bekannt gegeben. Damit endet nun nach mehr als einem Jahr ein Projekt, welches eigentlich dafür erfunden wurde, um Menschen noch besser und schneller zu verbinden. Dennoch will Google nicht daran weiterarbeiten und überlässt den Code der Community.

Es ist eigentlich der konsequenteste Schritt, den Google machen konnte. Nachdem der erhoffte Benutzeransturm nach der Öffnung der Registrierung sowie des Open Sourcings des Codes und der APIs ausblieb, macht Google jetzt ein Statement: Google Wave wird eingestellt. Dennoch mag Google nicht ganz vom Projekt Abschied nehmen, man würde Technologien aus Wave in andere Projekte übernehmen (etwa Drag&Drop, was wir bei Google Mail haben – oder die Kollaboration im neuen Docs), nur als Stand-Alone-Projekt ist Wave zu schwach, so Google.

Hier eine kleine Historie:

Mai 2009

Es ist Google I/O-Zeit: Auf der wichtigsten Messe für Google wird „eine neue Art der Kommunikation“ vorgestellt. Wave, ein Projekt aus dem Nichts, soll die E-Mail, Twitter und restliche Kommunikation ablösen und war bereit, den konservativsten des Netzes, den Wikipedianern, den Rang abzulaufen. Das Publikum ist angetan – doch das hieß noch gar nichts.

Juli 2009

Es werden erste Entwickler-Accounts ausgegeben. Auch wurden erste Einladungen akzeptiert. Wave funktioniert noch sehr rudimentär, alles dennoch mit Hand und Fuß, wie für Google üblich.

August 2009

Das BSI warnt vor Google Wave und sieht ein Datenschutz-Kriterium. Google kündigt an, nachzubessern.  Auch für Google Apps wurde Wave angekündigt.

September 2009

Nun bekommen auch nicht-Entwickler Sandbox-Accounts. Google ist endlich soweit, auch normale Nutzer einzuladen. Weiterhin können nun auch andere Nutzer einladen.

Dezember 2009

Wichtiger Zeitpunkt: Google kauft AppJet, die Entwickler von Etherpad. Ein wenig später schmeißen sie Etherpad auf den OpenSource-Friedhof und übernehmen das Etherpad-Team nach einigen Netzprotesten. Es kommen immer mehr Nutzer zu Wave.


Ab jetzt erfährt Wave einige Updates, die etwa von Etherpad her kommen, dennoch bleibt die Zeit etwas stehen und das Projekt wird mehr und mehr vernachlässigt.

Mai 2010

Es ist wieder Google I/O-Zeit. Wieder versucht Google, den Wave in die Masse zu bringen, denn vor einem Jahr fand auf der selben Messe die Geburt statt. Trotz der Öffnung der APIs und der perfekten Apps-Integration rührt sich bei den Nutzern nichts.

Heute, ein wenig mehr als nach 3 Monaten, wird das Projekt eingestellt. Google hat zwar sein Bestes an dieser Stelle versucht, aber springen scheinbar nicht genügend auf den Zug auf, als dass es sich für die Entwickler lohnt. Wir haben in diesem Jahr über zahlreiche Änderungen berichtet, dennoch war es nicht genug.

» Google Blog

Nachtrag: Einige Gerüchten zufolge legt Google nun den Fokus auf das soziale Netzwerk „Google Me“ (wir berichteten). Damit verbunden würde Google die Entwickler-Ressourcen benötigen und sich stark darauf konzentrieren. Was ebenfalls unwahrscheinlich klingt: Google Wave-Technologien sollen im Google Me zum Einsatz kommen.



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comment 18 Kommentare zum Thema "ausgewellt und abgeebbt: Google Wave wird eingestellt"

  • schade…
    ich fands so toll!!

    Warum ausgerechnet Google Wave?? Die haben doch genug andere Sachen die sie einstellen könnten 🙁 1 Jahr ist doch noch lange nicht genug um populär zu werden!

    Für mich ein riesiger Verlust, denn ich hab darauf gesetzt!

  • Zitat:
    Fandet ihr Wave gut?

    Kann ich nicht sagen, siehe unten.

    Zitat:
    Werdet ihr es weiter benutzen/betreiben/entwickeln?

    Nein, siehe unten.

    Zitat:
    Warum habt ihr es (nicht) benutzt?

    Ganz ehrlich: Ich habe keinen Sinn darin gesehen. Mittlerweile gibt es mehr als genug Kommunikationswege, vielleicht sogar zu viele. Noch einer mehr, der zudem (zumindest nach meinem Eindruck aus den News und Bildern hier) völlig verworren und unübersichtlich ist.

    Für mich kein Verlust.

  • Für mich insofern ein Verlust, als das Wave ein riesen Potential hat/hatte. Ich selbst habe es leider kaum genutzt, da ich in meinem Bekanntenkreis kaum Leute kenne, die Wave nutzen, was auch das Problem an Wave war, nämlich dass Otto-Normal-Nutzer zu lange keinen Zugang hatte bzw. die Beta-Zugänge derart rar gesät waren.

  • Gerade deshalb ist es ja schade, dass man Google Wave nicht einfach noch ein bisschen Zeit gegeben hat…

  • Bei mir war es so, dass ich zuerst ewig lange nicht reingekommen bin, und als ich dann schließlich drin war, fehlten mir Leute, mit denen ich arbeiten konnte/wollte.

    Bin schon gespannt, wann Buzz eingestellt wird. Ist ja ähnlich erfolgreich. Oder täuscht mich mein Eindruck?

  • ich fand wave überraschend angenehm. ich sehe aber den Grund für das Scheitern in der zentralen struktur der Sache. kein Vergleich mit email. dezentrale waves die sich jeder installieren kann wären evtl erfolgreicher gewesen.

  • Ich finde es echt total schade. Die Entwickler haben sich so viel mühe gegeben. Es hatte wirklich richtig viel Potential nur leider kommen die Benutzer, einbegriffen mir, einfach nicht mit halbfertigen Produkten klar. Wenn Wave als fertiges Produkt mit der Euphorie vom Anfang für alle zugänglich gemacht worden wäre, dann hätte es vielleicht klappen können. So haben sich einfach keine Leute gefunden die gemeinsam Wave nutzen konnten.

    Schade aber verständlich. Aber vielleicht nehemen sich zukünftige Entwickler ein Beispiel und bringen diese Art von Dienst verbessert an die Massen.

    Trotz allem: Besser als es vor sich hindümpeln lassen.

  • Finde ich vollkommen richtig. Wave war einfach zu unübersichtlich, zu anspruchsvoll in der Einarbeitung und vor allem zu wenig innovativ, jedenfalls auf der leicht zugänglichen Oberfläche. Klar, es waren interessante Ansätze drin, aber als Ganzes war es einfach überflüssig. Ich hab es auch nie genutzt, obwohl ich nen Account hatte, aber das liegt eben auch daran, dass es erstens genug andere Kommunikationsformen gibt, die besser und einfachter funktionieren und andererseits hatte ich damals ja schon gesagt, dass sich Wave zumindest in Deutschland niemals durchsetzen wird weil es einfach zu wenige Leute mit Google-Account gibt.

  • @Blaine: Da täuschst du dich aber gewaltig. Bei Buzz ist einiges los, man muss sich nur damit beschäftigen. Mal gucken, „ach ne, is noch nix“, weiterklicken, dann seiht man auch nichts. Ist aber noch mehr dahinter.

    Das Wave eingestellt wird, ist irgendwie schon schade, aber seinen Einsatzzweck konnte es kaum erfüllen, weil man niemanden hatte, mit dem man arbeiten könnte. Die Einstiegshürde ist zu groß gewesen, kein Bekannter wechselt man eben schnell zu Wave.

  • IMHO hat einfach die Implementierung in den großen Software-Projekten gefehlt. Die Vorteile von Wave lagen in den Live-Features. Und wer hat schon immer seinen Browser und einen Wave-Tab offen, der dann auch noch den ganzen Bildschirm einnimmt. Das wäre so, als hätte man versucht Instant-Messanger nur mit Meebo und ebuddy populär zu machen.

    Hätte es eine gescheite Implementierung in Outlook und Thunderbird gegeben und dazu vielleicht ein paar lightweight standalone Wave-Tools, die sich in den Taskleisten unserer Betriebssysteme verkankert hätten und immer online gewesen wären, dann wäre Wave viel meiner Meinung nach besser angekommen.

  • Ich fand Wave kompliziert und unübersichtlich und habe deshalb vermieden, ich sah darin auch kein Sinn & Zweck, v.a. außer mir nutzt sonst in meinen Bekannten-/Freundenkreis niemand Google so intensiv wie ich.

  • Ich halte die Einstellung nicht für konsequent, sondern für eine schlichte Dummheit. Ein Projekt wie Wave braucht Zeit, sich zu entwickeln. Fehler müssen ausgemerzt, Unstimmigkeiten im Interface behoben werden, Einsatzmöglichkeiten ausgelotet werden, etc.
    Das ist ein herber Schlag fürs Cloud-Computing und ich werde es mir künftig gut überlegen, bevor ich einen Google-Dienst intensiver nutze ? denn wer weiss, wie lange es dauert, bis Google den wieder in die Tonne tritt.

  • @78783: Also für mich ist das kein Verlust, ich nutze aber die Möglichkeit mich hiermit nochmals bei Matthias zu bedanken, von dem ich damals den Google Wave Account bekommen habe (EiInladung). Aber wie gesagt, ich warte nur noch, bis BUZZ die zweite Totgeburt von Google auch endlich gekillt wird. Nun basteln die mit GoogleME wieder so was, was keiner nutzen wird. Mann Google soll doch Twitter und oder Facebook kaufen und gut ist !

  • Mir persönich fehlte zum Beispiel allgemeine Präsenz. Während andere Internetinnovationen von den Medien (die ja alle gerne neue Trends aufzeigen) förmlich ausgeschlachtet werden, kann ich mich nicht daran erinnern, etwas von Google Wave in großen Medien gehört/gelesen/gesehen zu haben. So blieb es eher ein Geheimtipp bei den Internetleuten als in aller Munde zu sein. Gute Internetinnovationen müssen schießlich erstmal im RL ankommen. Damit Leute davon hören und sich DANN darüber im Internet umschauen.

  • ich empfinde den „Ausstieg“ als äußerst Schade, das Produkt Wave wurde von ganz wenigen überhaupt nicht verstanden. Immer wieder kann ich von vergleichen zu Email oder Chat lesen – das sind komplett andere Dienste. Gut, man kann mit Wave solche Dinge abbilden, macht aber keinen Sinn. Die Stärken von Wave liegen an ganz anderer Stelle. Ich mochte Wave, aber man kann an diesem Dienst genau erkennen, wie auch an Buzz und Orkut, was google kann und was nicht. Sie könnte wunderbare Dinge entwickeln aber scheitern absolut an deren Vermarktung. Orkut war lange bevor Facebook in aller Munde war schon da und weit besser als myspace. Orkut kann sich von mit seiner Oberfläche uns seinen Funktionen absolut mit Facebook messen. Es scheitert jedoch, wie jetzt Wave, am Marketing und dadurch an der Marktdurchdringung. Vielleicht liegt das auch am Selbstverständniss von Google – vielleicht denken sie wirklich „Es ist von Google und daher will es jeder haben“

    Rest in Peace – ich werde die Wave vermissen und danke den Spender der Einladung aus diesem Forum.

  • Naja bei uns in der schweiz zum beispiel kenne ich nur ganz wenige leute die überhaupt wissen, dass google auch noch etwas anderes als eine Suchmaschine ist. Deshalb kennt oder nutzt auch niemand deren dienste, obwohl ich davon begeistert bin. Schade eigentlich…

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