Android: Netzbetreiber manipulieren Empfangsbalken – zeigt höhere Signalstärke als verfügbar (Teardown)

android 

Alle Nutzer eines Android-Smartphones werden ständig über einige Dinge abseits der üblichen Benachrichtigungen informiert. Zu diesen Dingen zählt unter anderem die aktuelle Signalstärke des Mobilfunknetzes, die meist mit einem Balkendiagramm dargestellt wird. Doch wie vor wenigen Tagen bekannt geworden ist, gibt Google allen Netzbetreibern die Möglichkeit, dieses Diagramm gezielt zu manipulieren – warum?


android bugdroid empfang smartphone balken

Smartphones sind wahre Informationsmonster, denn je nach Apps und Konfiguration kann man sich über alle möglichen Dinge ständig per Benachrichtigungen auf dem Laufenden halten lassen – kann man mögen, muss man aber nicht. Und dann gibt es noch die am oberen Displayrand positionierte Statusleiste, in der neben den Benachrichtigungssymbolen eine Reihe von statisch positionierten Informationen zu finden sind.

Zu diesen Informationen, die sich bei den allermeisten Geräten nicht ausblenden lassen, gehören die Uhrzeit, der Akkustatus sowie das Balkendiagramm für die Signalstärke. Man sollte meinen, dass die dargestellten Werte zuverlässig sind und tatsächlich den aktuellen Status abbilden – doch das ist nicht der Fall. Wie vor wenigen Tagen bekannt geworden ist, können Mobilfunkbetreiber den Signalbalken manipulieren. Und das nicht etwa aufgrund einer Lücke oder mit technischen Tricks, sondern mit einer offiziellen Google-Funktion.

Im Betriebssystem findet sich ein interner Schalter, der offiziell nicht dokumentiert ist, aber in allen Versionen seit dem Jahr 2017 vorhanden ist. Dieser kann von den Mobilfunkbetreibern aus der Ferne umgelegt bzw. aktiviert werden. Tun sie dies, wird stets ein Balken mehr für den Empfang gezeigt, als es tatsächlich der Fall ist. Ist der Empfang also mit drei Balken (von fünf) eher mittelmäßig, können die Netzbetreiber einen drauflegen und stehen mit 4 von 5 plötzlich deutlich besser dar. Ohne, dass sich etwas an der tatsächlichen Empfangsqualität getan hat.




Google bietet den Netzbetreibern schon seit mittlerweile acht Jahren diese Möglichkeit, ohne dass es jemals von Google, vom Android-Team und schon gar nicht von den Mobilfunkanbietern kommuniziert wurde. Der versteckte Schalter wurde eher zufällig entdeckt und mittlerweile ist bekannt, dass weltweit viele Anbieter diese Funktion nutzen. Namentlich bekannt sind allerdings nur AT&T sowie Verizon – zwei der größten Netzbetreiber in den USA.

Ich will die Angelegenheit nicht künstlich aufblasen, aber aus meiner Sicht ist das ein ganz klarer Betrug durch die Netzbetreiber und auch durch Google. So lange der Empfang gut ist, interessiert sich kein Nutzer dafür. Erst wenn es etwas holprig wird, blickt man auf den Balken und sollte natürlich erwarten dürfen, dass dort ein korrekter Wert gezeigt wird. Der zusätzlich eingebaute Balken hilft niemandem. Nicht dem Nutzer und in weiterer Folge auch nicht dem Netzbetreiber. Denn für den Nutzer bleibt nur die Information hängen, dass der Empfang okay ist, aber dennoch kaum Daten durchkommen. Ergebnis im Hinterkopf: Schlechtes Netz.

Warum sollten die Netzbetreiber also diesen Boost verwenden? Ein Grund ist natürlich, dass man mitziehen muss, wenn es die Konkurrenz tut. Aber warum bietet Google diese Möglichkeit überhaupt erst an? Beim Akku ist es nachvollziehbar, dass man die „100%“ möglichst lange zeigen möchte, auch wenn diese praktisch sofort nach dem Abziehen des Steckers nicht mehr korrekt sind. Dennoch darf man erwarten, dass das Smartphone die korrekte Uhrzeit zeigt, eine handfeste Information zum Akkustand und eben auch einen korrekten Signalbalken.

Google hat sich trotz aller Medienberichte nicht geäußert und wird dies wohl auch in Zukunft nicht tun. Bleibt abzuwarten, ob man die Funktion mit einer künftigen Version entfernt oder weiterhin daran festhält…

» Alle Infos zur Signalbalken-Manipulation

Letzte Aktualisierung am 2025-11-16 / Bilder von der Amazon Product Advertising API / Affiliate Links, vielen Dank für eure Unterstützung! Als Amazon-Partner verdiene ich an qualifizierten Verkäufen.




Teile diesen Artikel:

Facebook twitter Pocket Pocket
label 
Artikel kann bezahlte Werbelinks und Anzeigen enthalten.