WearOS: Googles langer Weg zum Smartwatch-Neustart – das können wir erwarten & so stehen die Chancen

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Das Smartwatch-Betriebssystem Wear OS steht vor dem großen Neustart, der seine Schatten spätestens seit Googles erster Ankündigung Mitte Mai vorauswirft und in den nächsten Tagen konkret werden soll. Google hat zwar sehr spät realisiert, dass es im Wearable-Bereich eigentlich schon Fünf nach Zwölf ist, aber dafür gibt man nun Vollgas und wirft sehr viel in die Waagschale. Die Chancen stehen wohl sehr gut.


fitbit smartwatch google assistant

Google ist früh in den Smartwatch-Markt eingestiegen und hätte die besten Voraussetzungen gehabt, die damals gerade erst zementierte Dominanz des Smartphone-Marktes auf den Wearable-Bereich zu übertragen. Genutzt hat man diese Chancen allerdings nicht, denn Wear OS (damals noch Android Wear) war nur ein halbherziger Versuch, an dem man viel zu lange festgehalten hat. Google ist zwar dafür bekannt, erst einmal tief zu stapeln und später stark nachzulegen, doch bei den Smartwatches kam nichts.

Google hat den Markt unterschätzt
Android Wear kam natürlich mit sehr viel Vorschusslorbeeren, doch sowohl Nutzer als auch Hersteller haben schnell bemerkt, dass Google nicht wirklich an diesen Markt glaubt oder diesen zumindest nicht ernsthaft bearbeiten möchte. Und so kam es, dass einige Hersteller sich schon früh verabschiedet und auf eigene Plattformen gesetzt haben. Das wiederum wird Googles mögliche Annahme bestätigt haben, dass Smartwatches kein Potenzial haben – woraufhin die Entwicklung nur noch auf Sparflamme lief. Das ist zumindest meine Einschätzung, kann natürlich auch anders gewesen sein.

Erst der immer stärkere Erfolg der Apple Watch hat die Smartwatches etabliert und leider hat sich Google jahrelang vorführen lassen, wie weit man an vielen Stellen hinter dem Marktführer liegt. In den letzten Jahren hat Google aber nicht einmal mehr versucht, der Apple Watch und dessen Betriebssystem irgendetwas entgegenzusetzen. Vielleicht hatte man aber auch einfach schon sehr lange an den Plänen geschmiedet, die in diesem Jahr endlich zum tragen kommen.


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Eine Mammut-Aufgabe
Der Neustart von Wear OS ist keine kleine Sache und nichts, was das Unternehmen mal eben aus dem Ärmel geschüttelt hat: Man dürfte in vielen Punkten noch einmal völlig von vorn begonnen haben, den Markt völlig neu bewertet haben und dann vielleicht auch den einen oder anderen Punkt gefunden haben, in dem man der Apple Watch vielleicht einmal voraus sein möchte. Die Details könnten wir vielleicht schon am Montag auf der Samsung Smartwatch-Präsentation erfahren.

Und dann mussten natürlich noch die großen Brocken in Angriff genommen werden: Die Übernahme von Fitbit wird in irgendeiner Form sicherlich mit in den Neustart hereinspielen, auch wenn die genaue Verbindung zwischen Wear OS und Fitbit noch nicht bekannt ist. Samsung von der Aufgabe der eigenen Tizen-Plattform zu überzeugen und zurück zu Wear OS zu locken, dürfte auch nicht einfach gewesen sein. Für Fitbit hat man 2,1 Milliarden Dollar auf den Tisch gelegt. Zum Umfang der Kooperation mit Samsung gibt es bisher keine Details.

Wear hat eine sehr gute Ausgangslage
Der Smartwatch-Markt ist etabliert und wird in den nächsten Jahren sicherlich weiter wachsen, doch ein explosionsartiges Wachstum ist nicht mehr zu erwarten. Eigentlich ist es zu spät für einen „Neueinsteiger“, doch in diesem Fall muss man das ein bisschen anders bewerten: Google drückt zwar auf den Reset-Knopf, ist aber nicht neu im Markt. Mit Samsung und Fitbit hat man vom Start weg ein gutes Marktanteil-Polster und die Android-Dominanz auf dem Smartphone ist auch heute noch die beste Voraussetzung. Kein anderer Hersteller hat die Möglichkeit, eine Smartwatch so tief mit dem Smartphone zu koppeln wie Google. Ob man es in irgendeiner Form nutzt, bleibt abzuwarten.

Die Update-Problematik
Das alles sind Argumente FÜR die neue Plattform, die den Start leichter machen werden. Auf die bestehende Wear OS-Infrastruktur kann man hingegen vielleicht nicht bauen: Die Update-Situation bleibt ungeklärt und es zeichnet sich ab, dass viele bereits am Markt befindliche Geräte nicht auf das neue Betriebssystem aktualisiert werden. Gut möglich, dass sich der eine oder andere dann erst recht aus Enttäuschung über Google und den Smartwatch-Hersteller eine Apple Watch kauft. Das darf man nicht unterschätzen.

Ich hatte es schon einmal geschrieben: Ein sauberer Neubeginn ohne alte Zöpfe kann manchmal sehr viel wert sein, auch wenn man zu Beginn eine große Nutzerbasis enttäuschen muss. Schlussendlich haben aber alle etwas davon, dass eine ganz neue Plattform ohne ewige Abwärts-Kompatibilität geschaffen wird, die viele Betriebssysteme lähmen kann. Auch der mögliche Wechsel von Qualcomm zu Samsung-SoCs ist eine große Sache, die sich auf bestehenden Geräten nur mit einer wackligen Brücken-Lösung realisieren ließe.




wear play store

Nutzer und Hersteller warten seit Jahren
Die vielleicht größte Chance für die neue Plattform ist, dass die Nutzer seit Jahren auf genau diesen Neustart warten. Nicht ohne Grund gibt es gefühlt mehr Apple Watches als iPhones auf dem Markt. Nichts gegen die Apple Watch, aber Wear OS hat es dem Konkurrenten aus Cupertino in den letzten Jahren wirklich leicht gemacht, die Nutzer zu begeistern und in Scharen zu sich zu locken – inklusive iPhone und dem gesagten Ökosystem. Ich behaupte einfach mal, dass Apples Smartphone-Marktanteile um 1 bis 2 Prozent niedriger lägen, wenn die Apple Watch nicht so konkurrenzlos wäre.

Die Nutzer warten also darauf, dementsprechend auch die Hersteller. Sie haben auch keine Alternative, denn trotz Googles Schwäche hat sich in den vergangenen Jahren kein unabhängiges Konkurrenz-Ökosystem gebildet.

Die Aussichten für die neue Plattform
Die Aussichten sind aus meiner Sicht daher rosig. Schlechter werden kann es kaum und es mit Samsung sowie Fitbit sichert man sich wichtige Anteile. Google hat also schon gewonnen und somit alle Möglichkeiten, endlich eine starke Smartwatch-Plattform zu etablieren. Die Google-Dienste brauchen vor allem eines: Maximal Reichweite. Und für diese braucht es 2021 auch eine starke Smartwatch-Präsenz.

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