Fuchsia: Googles neues Betriebssystem kann Android- und Linux-Apps ausführen – nativ ohne Virtual Machine

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Google arbeitet seit mindestens fünf Jahren am neuen Betriebssystem Fuchsia, das in diesem Jahr endlich vorgestellt und als Vorabversion für Entwickler veröffentlicht werden könnte. Schon seit langer Zeit ist bekannt, dass sich Fuchsia nicht vor anderen Plattformen verschließen wird, sondern diese soweit wie möglich unterstützen soll. Nun ist eine neue Methode aufgetaucht, die die Apps von Android und Linux zu Fuchsia bringen sollen.


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Mit Chrome OS und Android sowie dessen Ablegern hat Google in den vergangenen Jahren mehrfach neue Betriebssysteme gestartet und Ökosysteme etabliert. Allerdings war man mit Android ganz vorn beim Smartphone-Boom dabei und Chrome OS profitiert vor allem von Web-Apps, sodass sich das klassische Henne-Ei-Problem eher nicht ergeben hatte. Mit Fuchsia wäre das vermutlich etwas anders, sodass man schon vor einiger Zeit die Weichen darauf gestellt hat, Fuchsia für andere Plattformen zu öffnen.

Fuchsia soll Android-Apps und Linux-Apps ausführen können, die über tief in das Betriebssystem integrierte virtuelle Maschinen ausgeführt werden sollen. Das war zumindest der bisherige Stand und dürfte über mehrere Jahre lang verfolgt worden sein. Allerdings ist das in puncto Performance und Kompatibilität nicht unbedingt die beste Lösung, sodass man nun einen neuen Ansatz ausprobiert, der unter dem Projektnamen Starnix in den Fuchsia-Sources aufgetaucht ist.

Mit Starnix sollen die Anwendungen der alternativen Betriebssysteme nicht mehr in einer virtuellen Maschine, sondern direkt innerhalb von Fuchsia ausgeführt werden. Damit das funktioniert, schaltet sich der neue Starnix-Layer zwischen App und Betriebssystem, was allerdings nicht ganz trivial sein dürfte.


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Virtuelle Maschinen haben häufig den Nachteil, dass sie in puncto Performance den nativen Apps unterlegen sind und außerdem deutlich mehr Ressourcen benötigen. Die Entwicklung hat zwar große Fortschritte gemacht, aber grundsätzlich wird es bei diesem Ansatz wohl immer einen Nachteil geben. Aber auch der Datenaustausch ist eine Herausforderung. Das allein dürfte für das Fuchsia-Team Grund genug gewesen sein, sich einen alternativen Ansatz zu suchen, mit dem die Android- und Linux-Apps zu Fuchsia kommen.

Starnix
Bei Starnix handelt es sich um einen neuen Layer, der sich zwischen App und Betriebssystem schaltet und als eine Art Übersetzer fungiert. Die Aufrufe und Befehle an das Betriebssystem sollen von Starnix abgefangen und an die entsprechenden Fuchsia-Funktionalitäten weitergeleitet werden. Wenn es gelingt, alle Systemaufrufe zu übersetzen, zu Fuchsia weiterzuleiten und dementsprechend zu reagieren, würde es keinen Unterschied mehr machen, welches Betriebssystem unter der App ausgeführt wird.

Das klingt nach einem komplizierten Ansatz, der langfristig aber eine sehr große Kompatibilität verspricht und auf dem aufgebaut werden kann. Schon jetzt spricht das Fuchsia-Team davon, dass man die Bandbreite der unterstützen Plattformen und Betriebssysteme ausbauen möchte. Langfristig scheint man das Ziel zu verfolgen, alle wichtigen Betriebssysteme innerhalb von Fuchsia zu unterstützen. Ob das dann auch für Windows & Co. gelten kann und wird, bleibt aber fraglich.

As we expand the universe of software we wish to run on Fuchsia, we are encountering software that we wish to run on Fuchsia that we do not have the ability to recompile. For example, Android applications contain native code modules that have been compiled for Linux. In order to run this software on Fuchsia, we need to be able to run binaries without modifying them.

For example, we will run some low-level test binaries from the Android source tree as well as binaries from the Linux Test Project.




Eine solche Lösung soll trotz des großen Aufwands aber natürlich nur für den Übergang notwendig sein, denn langfristig wird man Fuchsia-eigene Apps bevorzugen wollen. Mit dem schon heute sehr populären Flutter SDK wurden bereits die Weichen gestellt, denn die über dieses Framework erstellten Apps lassen sich nicht nur unter Android, sondern auch in Fuchsia ausführen. Damit steht rein theoretisch schon heute eine große Auswahl an Apps zur Verfügung.

Starnix ist erst vor wenigen Tagen zu Fuchsia hinzugefügt worden, sodass diese Entwicklung wohl noch am Anfang stehen würde. Was das wiederum für den möglichen Marktstart bedeutet – über den es ja nach wie vor keine Informationen gibt – muss man abwarten. Aufgrund der zahlreichen Weichenstellungen der letzten Monate wird eigentlich erwartet, dass Fuchsia in diesem Frühjahr veröffentlicht wird – möglicherweise auch im Tandem mit Android 12.

Fraglich bleibt, wie Google Fuchsia positionieren möchte. Es dürfte wohl in einem Bereich zum Einsatz kommen, der auch von Android abgedeckt werden kann – und damit eben in direkte Konkurrenz zu diesem Betriebssystem gehen. Aufgrund der Relevanz von Android erscheint das unwahrscheinlich, aber wenn man alle Android-Features in Fuchsia nachbauen kann, würden die Nutzer dies im besten Fall gar nicht bemerken und somit akzeptieren. Wir dürfen weiter gespannt sein.

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