Google Maps: Augmented Reality-Navigation – der deutsche Streetview-Boykott rächt sich irgendwann

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Google Maps hat Streetview vor mittlerweile 12 Jahren eingeführt und ist damit zu Beginn auf sehr viel Begeisterung bei den Nutzern gestoßen, denn endlich konnte man New York virtuell vom Computer aus besuchen und besichtigen. Doch als die Fahrzeuge dann vor dem eigenen Haus aufgetaucht sind, hat sich die Begeisterung ganz schnell in Wut und Angst umgedreht. Die Folgen für Deutschland sind bekannt und aktuell zeigt sich wieder einmal, dass das damals nicht ganz so klug war. Aber Google ist glücklicherweise nicht ganz so stur.


Über die damalige Anti-Streetview-Euphorie in Deutschland haben wir vor einigen Jahren sehr ausführlich berichtet und auch die Folgen beleuchtet, die damals wohl von niemandem absehbar gewesen sind. Heute kann man große Teile der Welt digital bereisen und sich ein Bild von fernen Ländern und Städten machen – außer von Deutschland. Hier trifft man an jeder Ecke auf stark verpixelte Gebäude und die wenigen unzensierten Aufnahmen veralten, da Google aus nachvollziehbaren Gründen die Fahrten bis auf Weiteres vollständig eingestellt hat.

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Streetview wurde (und wird) von vielen als Spionagewerkzeug gesehen, dessen Opfer sie keinesfalls sein möchten. Dass das Angebot aber auch praktische Nutzen hat, zeigt sich durch neue Features immer wieder. Der neueste Clou ist die Augmented Reality-Navigation in Google Maps, die die Navigation auf das nächste Level bringt und für zukünftige Einsätze vorbereitet. Wenn das erst einmal zuverlässig funktioniert, sind die möglichen neuen Einsatzgebiete vom Fahrzeug bis zu den Smart Glasses sehr vielfältig – aber das ist noch Zukunftsmusik.

Damit das funktioniert, hat Google das Visual Positioning System geschaffen, das neben den Smartphone-Sensoren auf eine weitere Datenquelle setzt – die Streetview-Aufnahmen. Mit diesen bekommt die Google Maps-Navigation ein sehr genaues Bild von der Umgebung und kann durch Vermessung der vielen Datenpunkte sehr exakt feststellen, wo sich der Nutzer befindet und wann er in die nächste Straße abbiegen muss. Damit das funktioniert, müssen aber natürlich aktuelle Streetview-Aufnahmen vorliegen.

Und an dieser Stelle kommt nun wieder die Zensur der Aufnahmen ins Spiel, die genau ein solches Angebot eigentlich verhindert. Mit verpixelten Aufnahme können nicht nur die Nutzer nichts anfangen, sondern auch die Algorithmen tappen im Dunkeln.



Google hat sich zwar noch nicht offiziell dazu geäußert, aber man darf wohl davon ausgehen, dass es dieses Feature trotz der gestoppten deutschen Aufnahmen dennoch auch in Deutschland geben wird. Denn das Datenmaterial wurde im vergangenen Jahr durch neue Fahrten aktualisiert. Bei diesen Fahrten wurden die Straßen vermessen, aber die Fotoaufnahmen niemals veröffentlicht. Das ist natürlich keine Garantie für dieses Angebot in Deutschland, aber Google hat diese mit Sicherheit nicht ganz billigen Fahrten wohl nicht grundlos in Deutschland durchgeführt.

Es bleibt abzuwarten, wie das ohne aktuelles Bildmaterial bzw. verpixeltes Material funktionieren wird. Aktuell befindet sich das Angebot in der erweiterten Testphase, bei der sich natürlich auch herausstellen kann, dass es ohne Bildmaterial nicht zuverlässig funktionieren kann – und in diesen Fällen stellt Google solche Dinge dann eher ein, bevor man schlechte Qualität ausliefert. Und wer weiß, vielleicht stört es einige Menschen auch, dass sich in Googles riesiger VPS-Datenbank Informationen über die Höhe, Form und exakte Position ihres Hauses befinden.

Und das ist mit Sicherheit nicht die letzte Technologie oder Innovation, die auf diesen Aufnahmen und Daten beruht, denn die Möglichkeiten einer exakten Vermessung sind noch sehr vielfältig. Aber natürlich ist es auch möglich, dass andere Datenquellen ebenfalls angezapft werden können, aber das wird sich erst dann herausstellen, wenn Google Maps diese Funktion allen Nutzern zur Verfügung stellt.

Viele Details und eine genaue Erklärung der Funktionsweise des VPS findet ihr in diesem Artikel.

Siehe auch
» Google Maps: So kann die neue AR-Navigation eingesetzt werden & mehr Informationen zur Darstellung

» Google Maps: Die Aufnahmen veralten – wie soll es mit Streetview in Deutschland weitergehen?

Artikel 13 & Uploadfilter: EU-Abgeordnete halten die Nutzerproteste für Fake-Kampagne von Google ?




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comment 3 Kommentare zum Thema "Google Maps: Augmented Reality-Navigation – der deutsche Streetview-Boykott rächt sich irgendwann"

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