Bundestagswahl 2017: Die AfD wirft Google unzulässige Einmischung in den Wahlkampf vor

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In diesem Jahr ist Google schon früh den in den Wahlkampf eingestiegen und mischt im Jahr 2017 kräftig in der Wahlkampfphase mit – mehr als jemals zuvor. Doch es gibt nicht nur viele Angebote rund um und auch von den Parteien und Politikern, sondern natürlich stehen auch die Werbebanner in dieser heißen Phase im Fokus. Nun wirft die AfD dem Unternehmen vor, sich in den Wahlkampf einzumischen und die eigenen Anzeigen zu boykottieren.


In den USA stehen die Sozialen Medien und Google als Suchmaschine spätestens seit der „Yes we can“-Kampagne von Barack Obama im Fokus und spielen eine wichtige Rolle. In diesem Jahr sollte diese Macht auch in Deutschland ankommen und Google hat eine Reihe von Angeboten rund um den Wahlkampf gestartet und stellt dabei natürlich auch die Websuche in das Zentrum. Doch genau um diese ist nun ein Streit mit der AfD entflammt, die Googles neutrale Position gefährdet.

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Alle politischen Parteien überweisen mittlerweile nicht unerhebliche Summen an Google und Facebook um ihre Botschaften und Webseiten an die Nutzer zu bringen – und gerade die AfD hat dafür ein besonders großes Budget und hat auch schon bei Google geworben. Doch jetzt wollte man eine in der vergangenen Woche ins Leben gerufene Anti-Merkel-Webseite bewerben und stößt dabei auf große Probleme mit dem AdWords-Team. Google hat sich lange Zeit geweigert die Anzeige freizuschalten und auch jetzt ist sie noch nicht vollständig aktiv.

Die AfD hat für die Kampagne die Agentur beauftragt, die auch schon Donald Trump digitale im Wahlkampf begleitet hat und sich mit solchen Problemen bei kontroversen Botschaften auskennt. Nach eigenen Angaben hatte man aber nie länger als 24 Stunden benötigt um die Probleme in den Griff zu bekommen – doch bei Google gehen nun schon sieben Tage ins Land. Erschwert wird das ganze dadurch, dass die beanstandeten Punkte wechseln, verschiedene Tickets laufen und man stets andere Ansprechpartner hat, wobei diese immer ranghöher sein sollen.

Mal sprach das Adwords-Team davon, dass die beworbene Webseite fehlerhaft ist, was von der Agentur schnell widerlegt werden konnte. Später sprach man davon, dass die Anzeigen dafür geeignet wären Nutzer zu verwirren und aus diesem Grund nicht freigeschaltet werden konnten.



Das ist eine unzulässige Einmischung in die politische Willensbildung hierzulande

Konkret wollte man Anzeigen unter den Stichwörtern „Angela Merkel“ und „Kanzlerin Merkel“ schalten, die sicherlich in der jetzigen Phase ohnehin nicht günstig sind. Die Webseite ging bereits am 11. September Online und sollte bereits ab diesem Datum beworben werden – was bei Facebook und Twitter laut der Agentur auch problemlos möglich war und ist. Doch Google soll schon von Anfang an auf Stur geschaltet und sich nicht ausreichend mit der Partei befasst haben. Während Facebook hochrangige Vertreter geschickt habe soll, gab es von Google keine Reaktion.

Da der Wahlkampf nun in der brandheißen Phase ist, ging man wohl mit dieser Meldung an die Öffentlichkeit um die Webseite und das eigene Anliegen auch ganz ohne Werbebudget in die Medien zu bringen – und das ja offensichtlich mit Erfolg.

Mittlerweile soll die Text-Anzeige in der Websuche freigegeben worden sein, doch bei YouTube ist man noch immer dabei und Google spricht von „gefährlichen und herabwürdigenden Inhalten“ in der Anzeige, so dass diese in der Form noch nicht freigegeben werden kann. Jetzt reagiert man damit darauf, dass das Werbebudget von Google abgezogen und zu Facebook verfrachtet werden soll.

Laut Spiegel Online ist die Anzeige derzeit bei der Eingabe der Suchanfrage nach „Angela Merkel“ zu sehen (was ich aus Österreich aber nicht nachvollziehen kann). Aber natürlich wird auch die Infobox angezeigt, in der Angela Merkel bzw. die CDU selbst das eigene Programm in kurzen Worten vorstellen kann.



Solche Vorwürfe wiegen natürlich schwer, und man darf nicht vergessen dass auch dieses an die Öffentlichkeit gehen nun weitere kostenlose Werbung fr die Partei und deren Botschaft und natürlich auch für die Anti-Merkel-Webseite ist. Für Google sind solche Vorwürfe dennoch gefährlich, da sie die neutrale Position des Unternehmens im Wahlkampf gefährden – so dass ich davon ausgehen würde dass Google auch offiziell darauf reagieren wird.

Jede in Deutschland zugelassene Partei kann bei Google im Rahmen unserer Richtlinien Werbung schalten

Prinzipiell kann jede Partei bei Google werben, wie Google selbst mitgeteilt hat, allerdings müssen dabei natürlich die im jeweiligen Land geltenden Gesetze beachtet werden. Auch die AfD hat schon viel Geld bei Google gelassen und stößt nur mit dem neuesten Projekt auf solche Schwierigkeiten. Natürlich steht aber auch der AfD die Infobox in der Websuche zur Verfügung, auf der jede Partei Ziele und Schwerpunkte veröffentlichen kann.

Viele Details zu diesem Vorwurf und Zitate der Partei sowie der Agentur findet ihr bei Spiegel Online.

» GWB: Alle Artikel rund um die Bundestagswahl 2017

[Spiegel]




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comment 2 Kommentare zum Thema "Bundestagswahl 2017: Die AfD wirft Google unzulässige Einmischung in den Wahlkampf vor"

  • Google behindert nicht nur Anzeigen und damit die Opposition. Das gleiche findet auch auf Google News statt, wo regierungskritische News-Seiten einfach nicht mehr unter Google News angezeigt werden. Ich habe diesen unglaublichen Vorgang seinerzeit öffentlich gemacht („Ein Schloß namens Google“), aber natürlich hat sich nichts geändert.

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