Recht auf Vergessen: So versucht Google, das Gesetz Ad Absurdum zu führen

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Seit wenigen Tagen setzt Google das Recht auf Vergessen um und hat erste Links aus den Suchergebnissen entfernt. Natürlich ist Google mit dem Urteil und den damit verbundenen Löschungen nicht zufrieden und kämpft nun auf eigene Art – ganz ohne Anwälte – dagegen an. Durch gezielte Aktionen möchte man das ganze Gesetz Ad Absurdum führen und weiter in den Medien halten.


Das Recht auf Vergessen ermöglicht es Privatpersonen, Content aus den Suchergebnissen zu löschen die mit ihrem Namen verbunden sind und eventuell ihre Rechte verletzen oder einfach die Person in negatives Licht stellen. Dadurch ergibt sich natürlich das Problem, dass auch der eigentliche Inhalt aus den Suchergebnissen verschwindet und damit möglicherweise auch wertvolle Informationen für andere Nutzer. Dass es sich um Privat-Zensur handelt ist natürlich noch einmal ein ganz anderer Punkt.

Dass Google kein Freund dieser Zensur ist, hat man mittlerweile oft genug zum Ausdruck gebracht, aber natürlich muss man sich erst einmal an die Gesetzgebung halten. Nun versucht man aber durch geschickte Aktionen, selbst eine Farce daraus zu machen und jedem vor Augen zu führen, dass dies in Zukunft nicht so weiter gehen kann. Zu diesem Zweck instrumentalisiert man auch die betroffenen Medien.

1. Google informiert Verlage über Löschung
Obwohl es nirgendwo vorgeschrieben ist, informiert Google die Verlage über jeden gelöschten Link zu ihrem Angebot – und sorgt so dafür, dass diese eben dies wieder publizieren. Dadurch regen sich diese öffentlich über die Zensur auf und verlinken möglicherweise auch noch den gelöschten Beitrag erneut. Einerseits geht so der gesamte Sinn verloren, andererseits hält man die Diskussion am laufen. Man nutzt ganz einfach die Macht der Medien

2. Nur aktuelle Ergebnisse werden gelöscht
Google löscht nur Links zu Beiträgen, die NACH dem Beschluss des Gesetz Online gestellt worden sind. Für alle älteren Meldungen lehnt man die Löschungen derzeit ab, ob dies vom Gesetz abgedeckt ist ist derzeit noch nicht ganz klar. Auch dadurch ist der Sinn des Gesetzes zumindest zum aktuellen Zeitpunkt natürlich mehr als fragwürdig – man nutzt die Gunst der Stunde.

3. Suchergebnisse werden nur lokal gelöscht
Alle gelöschten Links werden nur aus dem europäischen Index entfernt, von jedem anderen Ort der Welt sind alle Inhalte weiter frei zugänglich. Wer also einfach eine andere Sprachversion nutzt oder hinter einem Proxyserver sitzt, kann alle gelöschten Inhalte wieder sichtbar machen und so durch einen Vergleicht sehr genau feststellen, welche Links betroffen sind.


4. Suchergebnisse werden nur nach bestimmten Anfragen gefiltert
Aktuell ist es so, dass Google tatsächlich nur die Links zu bestimmten Anfragen löscht. Wenn Person X einen Link löschen lässt, dann taucht dieser bei der Anfrage nach diesem Namen nicht mehr auf. Sucht man aber nach etwas ganz anderem, auf das der betroffene Artikel ebenfalls wieder passt, taucht dieser auch weiterhin auf – und damit auch wieder der ungewünschte Bericht über die Person.

5. Es werden falsche Personen verdächtigt
Google macht nicht transparent, wer die Löschung eines Inhalts beantragt hat. Wird nun z.B. ein Artikel über eine Person gelöscht, fällt der erste Verdacht natürlich auf diese und die dort verbreiteten Inhalte. Tatsächlich kann es aber auch einfach nur der Kommentator unter dem Artikel gewesen sein – das lässt sich weder für den Verlag noch für die Nutzer nachvollziehen.

6. Löschungen werden zurückgenommen
In der vergangenen Woche hat Google einige Artikel aus dem Guardian entfernt, hat dies nun aber wieder zurück genommen und einige Berichte wieder Online gestellt – angeblich handelte es sich dabei um ein Versehen. Wie dieser Fehler unterlaufen konnte ist nicht bekannt, ob der Guardian möglicherweise Protest eingelegt hat oder die Jury dann doch anders geurteilt hat, darf nur spekuliert werden. Auch diese Verwirrung trägt aber natürlich dazu bei, dass das Gesetz nicht wirklich ernst genommen werden kann.


All diese Maßnahmen sorgen dafür, dass das Gesetz weiter in aller Munde bleibt und darüber diskutiert wird. Es soll auch aufzeigen, dass die üblichen Methoden im Neuland eben nicht funktionieren und man dieses Gesetz vielleicht noch einmal überdenken sollte. Geschickte Schachzüge von Google, die ihren Zweck wahrscheinlich auf lange Sicht erfüllen dürften…

[TechCrunch]




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