Windows 11: Steigt Google doch noch ein? Android-App auf dem Desktop verschieben sich um viele Monate

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Microsoft wird in wenigen Wochen das neue Windows 11 veröffentlichen und dabei leider ein Feature vermissen lassen, das im Vorfeld groß angekündigt und vielleicht aufgrund der Reaktionen noch einmal zurückgezogen wurde: Die Android-Apps auf dem Desktop. Möglicherweise hat man das Android-Ökosystem etwas falsch eingeschätzt und könnte vielleicht doch noch einmal mit Google verhandeln.


windows 11 logo

Eigentlich hätte Windows 10 das ewige Windows bleiben sollen, denn es wurde mehrmals als die letzte Windows-Version bezeichnet. Einige Jahre lang hat man das tatsächlich durchgehalten, doch nun steht Windows 11 vor der Tür, das schon am 11. Oktober veröffentlicht werden soll. Wir haben euch in den letzten Monaten bereits die wichtigsten Neuerungen für Google-Nutzer vorgestellt, doch der wohl wichtigste Bestandteil verschiebt sich um mehrere Monate.

Microsoft hat vor wenigen Tagen angekündigt, dass die Android-Apps erst später starten und auf keinen Fall mit dem Release im nächsten Monat zur Verfügung stehen werden. Konkret verfolgt man den Plan, Android-Apps nativ ausführen zu können und als normale Fenster auf dem Windows-Desktop darzustellen. Ein Feature, das sich viele Nutzer schon seit Jahren wünschen und bisher nur über Emulatoren, spezielle Apps oder unter Chrome OS nutzbar ist. Bei Windows wäre das aber noch einmal eine ganz andere Dimension.

Allerdings handelt es sich dabei nicht um irgendein Feature, sondern mittelfristig um die vielleicht wichtigste (oder aus MS-Sicht) schlechteste Neuerung überhaupt. Smartphones haben dem Desktop in vielen Belangen außerhalb der Arbeitswelt den Rang abgelaufen und nun holt man sich die Apps des dominierenden Betriebssystems auch noch ins Haus. Es gibt für Microsoft viel zu gewinnen, aber auch viel zu verlieren.




windows 11 start menu

Wir freuen uns darauf, unsere Reise fortzusetzen, um Android-Apps durch unsere Zusammenarbeit mit Amazon und Intel auf Windows 11 und den Microsoft Store zu bringen; dies wird in den nächsten Monaten mit einer Preview für Windows Insider beginnen.

Obiges Statement hat Microsoft vor einigen Tagen veröffentlicht und damit mit blumigen Worten angekündigt, dass die Android-Apps erst sehr viel später auf den Desktop kommen. Wenn man die Formulierung genau betrachtet – „unsere Reise“, „in den nächsten Monaten“, „mit Preview beginnen“ – dann wird deutlich, dass wir nicht von einigen wenigen Monaten reden, sondern vielleicht von einem ganzen Jahr oder gar mehr. So genau dürfte das auch Microsoft noch nicht wissen.

Zwar hatte man niemals gesagt, dass die Android-Apps von Beginn an unterstützt werden, aber weil sie Teil der Ankündigung waren, gingen eigentlich alle von einem gleichzeitigen Start aus. Gut möglich, dass das bisher so geplant war und man aufgrund der Rückmeldungen noch einmal die Pläne übe den Haufen geworfen hat. Wäre vielleicht nicht die schlechteste Idee, allerdings wird es Microsoft ohne Google schwer haben.

Schwarzer Peter für Amazon und Intel?
Dass man in einem kurzen Statement die Namen der beiden wichtigen Partner nennt, würde ich nicht unbedingt positiv auffassen. Man zeigt, dass man nicht alleine für die Verzögerung verantwortlich ist und möglicherweise einer der beiden Partner – oder beide – auf der Bremse stehen. Muss nicht sein, ist aber mein Gefühl. Insbesondere die Nutzung des Amazon App Stores hat für Enttäuschung gesorgt. Außerhalb der Fire Tablets ist der Store kaum verbreitet und auch auf diesen ist für viele fachkundige Nutzer die erste Amtshandlung den Google Play Store zu installieren.

Ohne Google wird es schwer
Es ist nicht bekannt, ob Microsoft bei Google angefragt hat, aber ich gehe sehr fest davon aus. Man hat sicherlich versucht, den Google Play Store und insbesondere die Google Play Services zu Windows zu bringen. Dieses Framework ist für viele Apps unabdingbar und der größte App Store oder alles Sideloading nutzt nicht viel, wenn diese Infrastruktur im Hintergrund nicht zur Verfügung steht. Daher kann Android unter Windows nur erfolgreich sein, wenn die Play Services vorhanden sind. Das ist auch Microsoft bewusst, aber was soll man machen, wenn sich der Partner möglicherweise querstellt.




windows 11 android apps

Was hat Google vor?
Ausgehend von der Tatsache, dass Microsoft bei Google abgeblitzt ist, muss man sich fragen, welche Pläne Google verfolgt. Android auf dem Desktop wurde immer wieder angeschnitten, war aber niemals ein großes Thema. Auch unter Chrome OS erscheinen sie eher als Kompromiss für die Tablet-Nutzung. Man kann aber auch nicht davon ausgehen, dass Windows in fünf Jahren oder mehr keine Rolle mehr spielen wird und das Betriebssystem einfach ignorieren. Eine gute Umsetzung für Android unter Windows wäre aus meiner Sicht für alle Seiten – und natürlich für die Nutzer – von Vorteil.

Ausblick
Vielleicht hat auch Microsoft noch einmal die Pläne für Android unter Windows verworfen und versucht sich an einem neuen Ansatz – wie immer der auch aussehen könnte. Es ist sowieso schon ein sehr großer Schritt für das Unternehmen, den man dann auch richtig angehen muss. Noch vor einigen Jahren wäre eher die Hölle zugefroren, als dass sich Microsoft Android ins Haus geholt hätte, aber die Zeiten haben sich geändert. Vielleicht hat Windows den nächsten Windows Phone-Moment, bei dem man diesmal alles richtig machen und es nicht wieder halbherzig umsetzen will.

Der größte Erfolg wäre es, Google unter Druck setzen zu können, um das Unternehmen strategisch zu zwingen, die eigene Android-Infrastruktur auf den Windows-Desktop zu bringen. Wie das funktionieren könnte, weiß ich allerdings auch nicht…

» Windows 11: Android-Apps auf dem Desktop verzögern sich offenbar um mehrere Monate – Reise beginnt erst




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comment 1 Kommentare zum Thema "Windows 11: Steigt Google doch noch ein? Android-App auf dem Desktop verschieben sich um viele Monate"

  • Ich glaub die Verzögerung hat eher damit zu tun, weil Google sowohl Microsoft wie Amazon ans Bein gepinkelt hat, indem die Hornochsen bei Google vom alt bewährten .APK Format aufs App Bundle Format umgestiegen sind um es Microsoft und Amazon so schwierig wie nur möglich zu machen.

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