Google Maps: Verdächtiger Standortverlauf – Tracking bringt unschuldigen Radfahrer fast hinter Gitter

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Die Kartenplattform Google Maps liefert nicht nur zahlreiche Informationen in Text und Bild, sondern zeichnet im Hintergrund auch sehr viele Daten von den meisten Nutzern auf – unter anderem den häufig umstrittenen Standortverlauf. Diese Funktion bzw. die gesammelten Daten haben in den USA kürzlich dazu geführt, dass ein unschuldiger Mann fast wegen einer Straftat verurteilt worden wäre, die er nicht begangen hat.


Google sammelt über diverse Hintergrunddienste die Standortdaten von Milliarden Android-Nutzern und wertet diese für zahlreiche Produkte rund um die Kartenplattform aus. Die Bandbreite reicht von der Stauanzeige über Statistiken zu Besucherzahlen bis hin zu einem persönlichen Standortverlauf, den jeder Nutzer einfach abrufen und bearbeiten kann. Diese Daten sind in einigen Fällen natürlich auch für die Behörden sehr interessant.

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In den USA gab es Anfang des Jahres einen interessanten Fall rund um die Standortaufzeichnung der Android-Smartphones, der einem unschuldigen Mann beinahe viel Ärger eingebracht hätte – umgekehrt aber auch erspart hat. Aber der Reihe nach. Im Frühjahr 2019 wurde die Polizei zu einem Raubüberfall auf eine ältere Dame gerufen und hatte trotz intensiver Ermittlungen keinerlei Verdächtige vorzuweisen – also wandte man sich an Google.

Google kooperiert mit der Polizei und stellt Daten von Nutzern in einem dreistufigen Verfahren zur Verfügung – so auch in diesem Fall. Das Smartphone des US-Bürgers hatte verdächtige Bewegungen rund um den Tatort, sodass die Polizei mehr erfahren wollte und umfangreiche Daten von Google anforderte. Allerdings gab Google die Daten nicht einfach so heraus, sondern informierte den Nutzer per E-Mail, dass er nun sieben Tage Zeit, gegen die Datenherausgabe vorzugehen, bevor sie umgesetzt wird.

Aus allen Wolken fallend nahm sich der Mann einen Anwalt und fand heraus, worum es überhaupt geht. Weil er eine Tracking-App verwendete und das Smartphone daher besonders oft den Standort abfragte und an Google übertrug, gab es sehr detaillierte Bewegungsdaten. Rund um den vermuteten Tatzeitpunkt herum ist der Mann drei Mal mit seinem Fahrrad um das Grundstück herumgefahren, auf dem der Überfall geschehen ist.



Daten belasten & Daten befreien
Nun hatte er also ein Problem, denn er war zum vermuteten Tatzeitpunkt mehrmals in der Nähe und hatte auch kein echtes Alibi, weil er einfach nur mit seinem Fahrrad im Kreis gefahren ist. Leider endet die Berichterstattung zu diesem Fall an der Stelle sehr abrupt und weder die Polizei noch der Betroffene wollten weitere Angaben machen. Es wurde allerdings mitgeteilt, dass die weiteren Bewegungsdaten den Mann entlastet haben und das Verfahren gegen ihn eingestellt wurde.

Ein solcher Fall dürfte in den USA wohl häufiger vorkommen, denn Google hat schon im vergangenen Jahr von Tausenden Datenzugriffen durch die Behörden gesprochen – und in allen Fällen werden die Nutzer vorab darüber informiert. Wer also zur falschen Zeit am falschen Ort ist, kann sehr schnell zum Verdächtigen werden und so vielleicht schlussendlich für etwas verurteilt werden, was man gar nicht getan hat. Dann kann man von Glück reden, dass die Daten auch entlastend sein können.

Fairerweise muss man natürlich sagen, dass man auch ganz ohne Smartphone-Tracking durch dumme Zufälle in das Visier von Ermittlern geraten kann, ohne etwas getan zu haben. Und weil es in diesem Fall wohl keinen Datenzugriff geben würde, hätte man noch Probleme, die eigene Unschuld zu beweisen bzw. ein glaubhaftes Alibi vorzulegen, um solche Ermittlungen sehr schnell wieder zu stoppen.

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[NBC News]




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