Frankreich: Google verliert Rechtsstreit um Google Maps

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Ein französisches Urteil macht Google derzeit Sorgen: Der Karten-Anbieter Bottin Cartographes hatte Google bereits vor 2 Jahren wegen der Google Maps verklagt und jetzt nach langem Rechtsstreit gewonnen. Zwar wird Google das Urteil anfechten, um die Strafe von 500.000 Euro und der Angst vor einem Präzendenzfall kommt man aber nicht herum.


Konkret ging es in der Klage darum, dass Google durch die Maps das Geschäftsmodell von Bottin zerstört (hat). Das Unternehmen verdient sein Geld damit Karten zu verkaufen, während Google diese weltweit völlig kostenlos anbietet. Bottin ist der Meinung, dass Google hierbei seine marktbeherrschende Stellung ausnützt um die Maps zu promoten und damit kleinere Konkurrenten einfach aus dem Markt kickt.

Google argumentierte damit, dass es für alle Nutzer von Vorteil ist ein qualitativ hochwertiges Kartenmaterial kostenlos zu bekommen. Außerdem ist Google nicht in den Kartografie-Bereichen aktiv, mit dem kommerzielle Anbieter ihr Geld verdienen – welcher das auch immer sein mag. Deswegen wird man das Urteil auch anfechten und in Berufung gehen.

Google muss nun eine Strafe von 15.000 Euro und einen Schadenersatz von 500.000 Euro an Bottin zahlen, darf dafür aber die Google Maps in Frankreich und dem Rest der Welt weiterhin online lassen. Um das Geld wird es Google bei der Berufung nicht gehen, sondern viel mehr um den Präzendenz-Fall, dass man nun für alle Gratis-Produkte verklagt werden könnte – und das wären ja nun fast alle Google-Produkte…

[WinFuture]




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comment 9 Kommentare zum Thema "Frankreich: Google verliert Rechtsstreit um Google Maps"

  • Unfaßbar was angeblich Recht und Gesetz entspricht. Dem französischen Kartenhersteller steht es frei, seine Produkte ebenfalls kostenlos anzubieten und dafür Werbeeinnahmen zu generieren. Denn genau das macht Google. Google hat keine kostenlosen Produkte, sie werden nur nicht direkt, sondern indirekt durch den Verbraucher bezahlt, nämlich durch Werbung.

    Ich kann dem französischen Kartenhersteller nicht vorwerfen, alle rechtlichen Mittel auszuschöpfen, um gegen einen unliebsamen Konkurrenten vorzugehen. Ich werfe aber den Politikern vor, Gesetze verabschiedet zu haben, die solche Gerichtsentscheidungen erst ermöglichen.

  • Ich geh mit einer Frau auch kostenlos ins bett, kann ich jetzt von einen Prostituierten verklagt werden?

  • Wieso verklagt Microsoft & Co. nicht endlich mal all die Open Source Entwickler? Die zerstören doch ihr Geschäftsmodell total!

    Das ist mit Abstand das dümmste das ich je gehört habe. Dass sowas „rechtens“ sein soll kann ich einfach nicht begreifen. Die Kosten für die Lobbyarbeit müssen grösser gewesen sein als die Busse, die Google da zahlen soll…

    Schweinerei!

  • Ich warte nur noch drauf, bis Apple jetzt Google verklagt, weil Android kostenlos ist und sie dann natürlich auch noch gewinnen.

  • Wenn in Deutschland Arbeitsplätze wegbrechen, weil in anderen Ländern die Menschen für weniger Geld arbeiten, jammern hier auch alle und verklagen die Unternehmen (z. B. Nokia). Insofern finde ich die Klage nicht außergewöhnlich. Mich würde interessieren, ab man neben Google auch die anderen Kartenanbieter (Falk, TomTom usw.) belangt und wie man zu OpenStreetMap steht.

  • Also die grundsätzliche Herangehensweise des Missbrauchs einer marktbeherrschenden Stellung sollte gerade europarechtlich gesehen nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Allerdings sehe ich da Google eher auf der sicheren Seite. Zumindest falls es spätestens irgendwann mal vor dem EuGH landet.

    Ohne die genaue Urteilsbegründung gelesen zu haben und das genaue Geschäftsmodell der Franzosen zu kennen, denke ich nicht, dass sich die auf „einem“ relevanten Markt und somit in alleiniger direkter Konkurrenz mit Google stehen (siehe alleine dazu z.B. den EuGH zu den (nationalen) Strommärkten oder Absatzmärkte für Bananen und Äpfel – da kommen schon mal die kuriosesten Entscheidungen zusammen). Darüber hinaus basiert ja das ganze Geschäftsmodell von Google seit Jahren/Jahrzehnten auf die kostenlose Bereitstellung von unterschiedlichsten Diensten. Hier kann wohl kaum davon ausgegangen werden, dass Google seine Finanz- oder Marktmacht dazu nutzt, um auf einem bestimmten Markt (Karten/Maps) gezielt einzelne Konkurrenten auszuschalten.

    Ich könnte jetzt noch weitere Ansatzpunkte liefern, ohne genaue gutachterliche Schlussfolgerungen zu ziehen. Macht aber eigentlich wenig Sinn. Alleine weil das Thema zu komplex ist…Insgesamt ist Google meiner Meinung nach gut beraten das wirklich bis zur letzten Instanz durchzuziehen. Interessant ist die weitere Entwicklung aber auf jeden Fall

  • Ich würde hier der Einschätzung von Peter G. folgen. Die Klage ist zwar nachvollziehbar und unter anderen Voraussetzungen sogar begrüßenswert. Die Praktik, seine marktbeherrschende Stellung auszunutzen um Konkurrenten zu unterbieten und damit auszuschalten, ist nicht selten.

    Das liegt hier jedoch nicht vor. Eine marktbeherrschende Stellung seitens Google existierte auf dem Kartendienst-Gebiet nämlich gar nicht, denn vor Google Maps hatte
    Google mit Karten überhaupt nichts zu tun.

    Und dann wendet sich Google Maps mit seinem kostenlosen Kartendienst ja ausschließlich an Endanwender, die Vin Kartendienstanbitern in der Regel nicht direkt kaufen. Sie sind damit also eigentlich keine Konkurrenten.

    Und dann muss man natürlich noch sagen, dass man sich als Unternehmen nie auf seinen Produkten ausruhen darf und mit innovativen Ideen neue Produkte und Funktionalitäten schaffen muss, um konkurrenzfähig zu bleiben und nicht pleite zu gehen, wenn einer kommt, der besser und preiswerter ist.

    Die haben halt einfach geschlafen und bisher ist nur die Rechtsabteilung wieder aufgewacht.

  • Es ging ja nicht darum, dass Google das kostenlos anbietet, sondern dass die ihre monopolistische und weltbeherrschende Marktposition dazu benutzen, um die kostenlosen Dienste zu promoten. So habe ich den Artikel verstanden.

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