PSI & I: Durch Gerichtsprozess veröffentlichte interne E-Mail zeigt, wie Google mit Leaks umgeht

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Wenn mal wieder ein Smartphone-Flaggschiff oder ein weiteres bereits vor der Veröffentlichung populäres Gerät eines großen Herstellers vor der Tür steht, kann man sich fast sicher sein dass es vorher durch Leaks bekannt und in allen Einzelheiten veröffentlicht wird. Doch es gibt auch Leaks eines anderen Kalibers, die den Unternehmen eher schaden als nützen. Jetzt ist ein internes Google-Dokument geleakt worden, dass beschreibt wie man Leaks verhindern möchte. Ironie des Schicksals.


Leaks entstehen heute längst nicht mehr durch angeblich vergessene Geräte in einer Bar oder durch einen falschen Knopfdruck, sondern werden oftmals ganz bewusst von den Herstellern gestreut. Bei vielen Leaks handelt es sich eher um billiges Guerilla-Marketing, das wunderbar funktioniert, sich ganz ohne zutun verbreitet und gleichzeitig auch die Werbetrommel für das eigentliche Produkt rührt. Doch natürlich gibt es auch Leaks anderer Art, die den Unternehmen nicht ganz so recht sind.

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Im vergangenen Jahr gab es einige Turbulenzen bei der Google-Schwester Nest, die am Ende sogar fast in einer Auflösung des Teams geendet wären. Dass der Haussegen bei dem Unternehmen schief hing war schon vorher bekannt, doch die wüsten Beschimpfungen gegen den CEO wurden erst durch interne E-Mails und Protokolle öffentlich und hätten so natürlich niemals an die Öffentlichkeit dringen dürfen.

Dieser Moment war bei Google der Auslöser dafür, eine neue Abteilung zu gründen, die sich genau mit solchen Leaks beschäftigt. Einerseits soll diese Abteilung verhindern dass Leaks überhaupt erst entstehen bzw. Informationen nach außen dringen, und andererseits soll das Team hinterher herausfinden durch welche Stelle Informationen nach außen gesickert sind. Der damalige Mitarbeiter der die internen Nest-Informationen veröffentlicht hat, wurde unter anderem von der Abteilung gefunden und hat das Unternehmen mittlerweile verlassen. Das war natürlich ein wichtiges Zeichen für alle anderen Mitarbieter, dass sich die fünf Minuten Ruhm nach dem Leak meist nicht lohnen.

Nun ist ausgerechnet die damalige Mail mit der Ankündigung zur Gründung der Abteilung Protective Services, Investigations & Intelligence (PSI &I) an die Öffentlichkeit gelangt. Allerdings in diesem Fall nicht wirklich durch einen Leak, sondern durch einen Gerichtsprozess. Ein Mitarbeiter hat das Unternehmen wegen der wegen der „Kultur der Geheimnisse und Angst“ verklagt – und die Mail galt darin wohl als wichtiges Beweismittel. Hier einmal die Mail im Wortlaut, die der Leiter der Abteilung, Brian Katz, damals an alle Google-Mitarbeiter verschickt hat.



Die E-Mail im Wortlaut

INTERNAL ONLY. REALLY.
 
Hi there. I’m Brian. I lead the Investigations team, which includes stopleaks@.
 
At TGIF a few weeks back we promised an update on our investigation into some recent leaks, and here it is: We identified the people who leaked the TGIF transcript and memes. Because of their intentional disregard of confidentiality, they’ve been fired.
 
We’ve all worked hard to create an environment where we can share information openly. Our culture relies on our ability to trust each other—we share a lot of confidential information, but we also commit to keeping it inside the company. We don’t want that to change.
 
That said, we’ll be making some changes to TGIF to help keep the information shared internal-only, starting by no longer posting the written transcript to go/tgif. Instead, you’ll be able to watch a live stream, and for those who can’t tune in live, we’ll be offering the full video with Q&A.
 
We’ll continue to share information internally because the vast majority of Googlers and Characters respect our culture and don’t leak—thank you for that. That commitment toward a common vision and goal makes this a special place to work.
 
Please remember: whether malicious or unintentional, leaks damage our culture. Be aware of the company information you share and with whom you share it. If you’re considering sharing confidential information to a reporter—or to anyone externally—for the love of all that’s Googley, please reconsider! Not only could it cost you your job, but it also betrays the values that makes us a community. If you have concerns or disagreements, share them constructively through your manager, HRBP or go/saysomething.
 
Which brings me to my final point: some of the recent discourse on Memegen and elsewhere within the company has been, shall we say, less than civil. Memegen, Misc, Internal G+ and our many discussion groups are a big part of our culture—they keep us honest—but like any conversation amongst colleagues, we should keep it respectful.
 
Brian Katz
 
Director, Protective Services, Investigations & Intelligence



Aus der Mail gehen auch einige Informationen über die internen Abläufe und Systeme von Google hervor. So gab es bisher für jeden Mitarbeiter frei zugängliche Informationen aus den TGIF-Meetings, die auch in Textform zur Verfügung standen. Dort wurden auch viele interne Informationen besprochen die nicht für die Öffentlichkeit zugänglich waren. Das soll auch in Zukunft so bleiben, denn Google möchte dass die Mitarbeiter auch über „Geheimnisse“ informiert sind, möchte aber sicher stellen dass diese nicht nach außen dringen.

So wird es die Meetings ab sofort nicht mehr als Transkript geben sondern nur noch in Form des Video-Streams. Die internen Diskussions-Boards mit den Bezeichnungen Memegen, Misc und eben auch Google+ sollen erhalten bleiben, aber müssen weiterhin mit Respekt behandelt werden – was im Klartext bedeutet dass die Informationen nicht nach außen dringen dürfen. Dass wird nach der Gründung dieser Abteilung in Zukunft vermutlich besser funktionieren als in der Vergangenheit, aber bei potenziell über 70.000 Mitarbeitern mit Zugriff auf interne Informationen werden sich wohl immer undichte Stellen finden.

Dass solche Informationen zur Geheimhaltung von Informationen und mit den Worten „INTERNAL ONLY“ nun ausgerechnet durch einen Gerichtsprozess ans Tageslicht kommen ist an Ironie wohl auch nicht zu überbieten, aber es zeigt dass Google auch mit solchen Dingen offen umgeht bzw. offen umgehen möchte.

[The Verge]




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