Harvard-Studie: Google-Suche bevorzugt Google-Services

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Immer wieder beteuert Google, dass alle Ergebnisse in seiner Suchmaschine algorithmisch erzeugt und in keiner Weise von Hand manipuliert werden. Der Harvard-Assistenzprofessor Ben Edelman hat sich dieses Themas einmal intensiv angenommen und dazu auf seiner Website eine kurze Studie veröffentlicht. Ergebnis: Höchstwahrscheinlich erzeugt Google entgegen seiner Aussagen sehr wohl Suchergebnisse, in denen eigene Services künstlich auf prominenteren Positionen platziert werden.

Dass zum Beispiel Google Maps und Google News bei entsprechenden Suchvorgängen ganz oben in den Ergebnissen erscheinen, ist nicht Neues. Dies wird von der Nutzerschaft auch weitgehend toleriert, da diese Services immerhin einen echten Mehrwert bieten und die gesuchten Informationen in den meisten Fällen schneller oder leichter zugänglich machen. Doch wie Edelmans Nachforschungen ergaben, erstrecken sich Googles Manipulationen zu eigenen Gunsten durchaus auch auf weniger beliebte Angebote, die auf diesem Weg möglicherweise einfach mehr Aufmerksamkeit bei den Nutzern erzeugen oder Konkurrenz-Angebote ausstechen sollen.

Der Vorteil, auf dem ersten Platz der Ergebnisliste zu stehen, ist gewaltig. Statistisch erhält der erste Link im Schnitt 34 % aller Klicks auf Suchergebnisse, der zweite nur noch 17 %. Nicht umsonst versucht jeder ernstzunehmende Anbieter von Online-Services mit Hilfe diverser Methoden der Suchmaschinenoptimierung (SEO) einen der obersten Ränge auf der Ergebnisliste zu belegen.

Mit einem simplen Trick konnte der Akademiker Google möglicherweise des unlauteren Wettbewerbs überführen. Für Suchbegriffe aus den Bereichen Finanzen und Gesundheit, bei denen auffällig konsequent Google-Angebote auf der obersten Position gezeigt werden, führte er die Suche jeweils leicht verändert noch einmal aus. Und zwar hängte er lediglich ein Komma an, so dass aus „CSCO“ (US-Börsenkürzel für Cisco Systems) „CSCO,“ und aus „acne“ „acne,“ wurde. Da der Google-Suchalgorithmus solche Satzzeichen in der Regel ignoriert, müssten für Suchanfragen mit oder ohne Komma die Ergebnisse identisch sein. In Wirklichkeit ist dies nicht so! Während bei den Anfragen ohne Komma das jeweilige Google-Angebot ganz oben erschien, tat es das bei angehängtem Komma nicht.

Ben Edelman: Suchanfrage acneBen Edelman: Suchanfrage acne,

Edelman stellt ein Tool zur Verfügung, mit dem man diesen „Komma-Test“ selbst durchführen kann (bei mir funktioniert es für die Beispiele leider nicht, da immer die deutsche Google-Suche verwendet wird). Die Resultate belegen jedenfalls, dass für bestimmte Suchphrasen die Ergebnisse nicht ausschließlich auf dem Standard-Google-Suchalgorithmus basieren, sondern offenbar in manchen Fällen über „Hard-Coding“ die oberste Position fest vorbelegt wird.

Im Fall von Google Health forschte Edelman noch etwas tiefer nach und stellte fest, dass das oben beschriebene Phänomen für sämtliche im Themen-Index aufgeführten Begriffe beobachtet werden kann. Ein Zufall kann hier wohl ausgeschlossen werden, und man darf Google ein systematisches Manipulieren der Suchergebnisse unterstellen, mit der Absicht dem eigenen Dienst eine bessere Platzierung zu verschaffen als anderen.

Interessant sind auch die sporadischen Eingeständnisse seitens Google zu diesem Thema, die natürlich im krassen Gegensatz zu den zahlreichen Dementis stehen. So wird die Google-Vizepräsidentin Marissa Mayer zitiert. Im folgenden Video von einer Konferenz aus dem Jahr 2007 sagt sie an der Position 0:44:50 sinngemäß, dass seit dem Launch von Google Finance neue Services immer über den ersten Platz in den Suchergebnissen promotet wurden.

Das Eingreifen in die Suchergebnisse kann übrigens nicht nur bei Google-eigenen Angeboten beobachtet werden, sondern auch bei Diensten von Premium-Partnern wie z. B. Expedia. Die Suche nach einer speziellen Flugverbindung in den USA führt auf der ersten Position zu einem Ergebnis mit allgemeinen Flugplan-Infos. Beim Klick auf die Überschrift landet man allerdings direkt bei Expedia.

Ben Edelman: Suchanfrage bos to sfo

Sollten sich die Erkenntnisse aus der Studie als wahr herausstellen, könnte dies hohe Wogen schlagen. Jedoch dürften sich die Manipulationen weitgehend auf die US-amerikanische Google-Suche beschränken.



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comment 6 Kommentare zum Thema "Harvard-Studie: Google-Suche bevorzugt Google-Services"

  • Ich konnte das Acne-Beispiel über den Comma Test nach vollziehen. Bei mir sind die beiden Ergebnisse gleich. Hat Google schon an den Schrauben gedreht!?

  • @81104:
    Das war bei mir auch so. Lag aber daran, dass das Tool immer die deutsche Google-Suche abgefragt hat. Mit der klappt es nicht. Offenbar bekommt man das Google Health Suchergebnis nur wenn man sich in den USA befindet. Über einen Proxy in den USA konnte ich es reproduzieren.

  • Zitat:
    Statistisch erhält der erste Link im Schnitt 34 % aller Klicks auf Suchergebnisse

    das heisst im Umkehrschluss, dass fast 2/3 der Links nicht auf
    Nr.1 gehen..

  • Das Beispiel mit Acne ist auch kein Suchergebnis für mich. Das ist im Prinzip das gleiche wie Google Maps.

    Ich finde das ganz und gar nicht verwerflich hier eigene Dienste „ganz oben zu promoten“. Das ist einfach nur ein bisschen Werbung machen. Machen andere Firmen auch.

  • Google Health und Google Finance sind ist doch genau wie Google Images, Google Maps und Google News Suchmaschinen, und nicht „Google-Dienste“ wie etwa Google Documents oder Google.
    Dass der User durch die beschriebe Praktik auf eine geeignetere Suchform hingewiesen wird, ist doch nur wünschenswert, dass die entsprechenden Entscheidungen heute noch manuell („hard-coding“) und nicht maschinell getroffen werden, nur verständlich.

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