Google Maps: So kann Google den Standortverlauf der Android-Nutzer an Ermittler & Behörden weitergeben

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Sehr viele Android-Nutzer dürften das Standort-Tracking dauerhaft aktiviert haben, das vor allem von Apps wie Google Maps dazu genutzt wird, die Fortbewegung und besuchten Orte zu speichern. Passend zu einer aktuellen Story zeigen wir euch heute, wie diese Daten auch mal einem anderen Zweck zugeführt werden können: Ein Bericht zeigt, über welches mehrstufige System Google diese Daten an Behörden, Justiz oder Polizei weitergeben kann.


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Google nutzt die Standortdaten der Android-Nutzer für viele praktische Zwecke: Unter anderem kann man jedem Nutzer im Google Maps-Standortverlauf recht genau auflisten, wo er sich wann aufgehalten hat, welche Orte besucht und welche Verkehrsmittel genutzt wurden. Gleichzeitig kann der Nutzer dadurch nach Bewertungen oder Fotos gefragt oder um die Beantwortung von Fragen gebeten werden. Diese Daten stehen in dieser Form aber natürlich nur dem Nutzer selbst zur Verfügung.

In anonymisierter Form werden die Daten unter anderem für Google Maps-Funktionen wie Popular Times oder Wait Times verwendet, kommen darüber hinaus in der Google Websuche zum Einsatz und liefern somit wichtige Informationen über den Andrang und die Wartezeiten an vielen Orten. Aber auch für Verkehrsinformationen, die automatisierte Stau-Erkennung auf den Straßen oder sogar zur Ermittlung verfügbarer Parkplätze werden die Daten verwendet. Natürlich kann jeder Nutzer diese Datensammlung deaktivieren, wird dann aber selbst von solchen Features abgeschnitten und trägt nichts mehr zur globalen Datenqualität bei.

Eine solch große Datenbank an Bewegungsdaten ist aber auch für einige externe Stellen interessant, die schon seit Jahren Daten von Google anfragen – und das laut Transparenzberichten immer häufiger. Die New York Times hat vor knapp vier Jahren in einem sehr interessanten Artikel gezeigt, wie die Abfrage dieser Daten durch die Polizeibehörden aussehen. Es sind also alte Informationen, aber nach wie vor interessant und sicherlich im Groben gültig. Dafür wurde ein mehrstufiges System im Interesse aller Beteiligten geschaffen. Beachtet dabei aber, dass es sich um die Verhältnisse in den USA handelt und es in jedem Land anders sein kann.




1. Polizei fordert Informationen zu einer Region an

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Die Ermittler senden Google Eck-Koordinaten der Tatort-Region. Diese deckt den gesamten Bereich ab, in dem alle zum angegebenen Zeitpunkt anwesenden Personen überprüft werden könnten.

2. Google sendet anonyme IDs aller Smartphones

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Google sendet eine anonyme Liste, „SensorVault“, aller Smartphones an die Ermittler. Die Daten sind lediglich Positions-Dummys, lassen aber keinen Rückschluss auf einzelne Nutzer zu. Hinweis: Google besitzt keine vollständigen Bewegungsdaten, es können manchmal Stunden zwischen zwei Standortdaten liegen

3. Googles Daten enthalten das Bewegungsprofil aller Smartphones

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Diese Daten enthalten auch das Bewegungsprofil, sodass die gesamte Strecke vor und nach dem angeforderten Zeitpunkt abgelesen werden kann. Aber auch diese Daten bestehen nur aus einzelnen Punkten mit ganz unterschiedlicher Qualität. Aus diesen Daten sucht sich die Polizei die interessanten und relevanten Geräte heraus.

4. Zu einzelnen Geräten gibt Google die verfügbaren Daten frei

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Anschließend sendet die Polizei die interessanten IDs an Google und erhält im Gegenzug Daten wie den Namen oder die E-Mail-Adresse des Nutzers. Details über den dazwischen liegenden Prüfungsprozess und den exakten Informationsumfang gibt es nicht.




Dieser Ablauf beschreibt die Situation in den USA, kann aber in ähnlicher Form sicherlich auch auf weitere Länder übertragen werden. Aber es lässt keinen Rückschluss darauf, wie mit diesen Auskünften im deutschsprachigen Raum umgegangen wird. Weil die Anfragen in den letzten Jahren geradezu explodiert sind, hat Google dieses System eingeführt und die Sache somit für die Nutzer entschärft. Wie es zuvor gehandhabt wurde, ist leider nicht bekannt. Meiner Meinung nach ist es ein guter Mittelweg, um die Interessen aller Beteiligten zu wahren.

Wir lernen daraus, dass man bei der Durchführung eines Verbrechens das Smartphone auf den Flugzeugmodus stellen sollte 😉 Diese Erkenntnis dürften die bösen Buben und Mädels aber schon seit Jahren haben. Viel mehr geht es aber darum, Zeugen ausfindig zu machen, die sich entweder nie gemeldet hätten oder sich gar nicht darüber bewusst sind, dass sie wichtige Hinweise liefern könnten. Im Sinne der schnellen Verbrechensaufklärung ist diese riesige Datenbank ein Segen. Es kann umgekehrt entlastend wirken, wenn das Smartphone bzw. der aufgezeichnete Standort ein zusätzliches Alibi liefern.

Auf der anderen Seite steht die ständige Überwachung, die vielen Menschen mittlerweile zu viel geworden ist. Kann ich persönlich sehr gut nachvollziehen, aber da muss man irgendwann sagen, Willkommen in der modernen Welt. Wer sich ein Smartphone in die Hosentasche steckt, muss leider damit rechnen, ständig und überall überwacht zu werden – auf welche Art auch immer. In Corona-Zeiten wurde erneut in der Masse bekannt, dass Netzbetreiber Standortdaten der Menschen in anonymisierter Form an die Behörden weitergeben – es ist also nicht nur Google. Allerdings sind Googles Daten doch deutlich präziser.

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Letzte Aktualisierung am 27.04.2024 / Bilder von der Amazon Product Advertising API / Affiliate Links, vielen Dank für eure Unterstützung!

[New York Times]




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