Lösch-Anträge in der Google Websuche: 99,95 Prozent der eingereichten URLs haben niemals existiert

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In den Medienkonzernen ist man noch immer davon überzeugt, dass die Piraterie im Internet automatisch abnimmt, wenn die Webseiten und Dateien nicht mehr in der Google Websuche zu finden sind. Tag für Tag erhält Google mehrere Millionen Anträge zur Löschung von Links aus den Suchergebnissen, und überprüft jeden einzelnen davon. Aus einer jetzt von Google veröffentlichten Statistik geht hervor, dass 99,9 Prozent aller Anträge fehlerhaft sind.


Im Transparency Report kann sich jeder ansehen, wie viele Löschanträge Google bekommt, auf welche Webseiten sich diese beziehen und von welchem Unternehmen bzw. welcher Agentur diese eingereicht wurden. Jährlich blickt Google dann auch noch einmal zurück und konnte erst vor kurzem verkünden, dass man allein im Jahr 2016 900 Millionen Lösch-Anträge bearbeiten musste und wohl in diesem Jahr die Milliarde knacken wird.

google transparency report

Dass bei dieser extremen Masse längst nicht alle Anträge gerechtfertigt sind kann man sich vorstellen, aber wie hoch der Anteil der „Falschmeldungen“ ist, überrascht dann doch etwas: Im Januar 2017 waren tatsächlich 99,95 Prozent aller Anträge fehlerhaft und konnten von Google gar nicht bearbeitet werden. Der Grund ist dann noch überraschender: Die eingereichten URLs existieren gar nicht und haben sich auch niemals im Index befunden.

Das liegt aber nicht daran dass Google die URLs von selbst aus dem Index entfernt hat, sondern daran dass diese niemals existiert haben. Die Agenturen generieren die Links zur Einreichung mittlerweile vollständig automatisch und reichen diese dann vorsorglich ein. Dazu wird einfach eine typische Piraterie-URL genommen und an diese dann automatisch die Parameter angehangen die auf aktuellen Filmen und Songs basieren. Der Zweck ist ganz einfach, die URLs schon zu melden bevor sie überhaupt existieren. Außerdem spart man sich den Aufwand, das Web selbst nach solchen URLs abzusuchen.



Nun könnten die Agenturen die URLs einfach für sich behalten und diese dann einreichen, wenn sie dann tatsächlich einmal Online gehen und existieren. Doch diesen Aufwand möchte man sich gar nicht machen, und reicht einfach alle URLs an Googles Blacklist weiter und übergibt diese Aufgabe an die Suchmaschine. Dadurch möchte man auch verhindern, dass die URLs jemals in der Websuche auftauchen und so von Anfang an geschützt sind – zumindest aus der Sicht der Medienunternehmen.

Aber diese Entwicklung bzw. vorsorgliche Löschung hat nicht erst in diesem Jahr begonnen, sondern ist bei Google längst bekannt: So hat man auch verraten, dass es in der zweiten Hälfte des Septembers 2016 insgesamt 35 Millionen Anträge zur Löschung gegeben hat und davon gerade einmal zwei Prozent überhaupt jemals in der Websuche aufgetaucht sind. Dass Google diese Daten nun veröffentlicht hat, deutet daraufhin dass man das Problem langsam ernst nimmt und vermutlich in Zukunft auch gegen solche Fake-Meldungen vorgeht.

Im Jahr 2015 haben die Filmstudios sogar interne Links zur Löschung eingereicht – was schon damals gezeigt hat, dass es keinerlei Kontrolle zu geben scheint.

[heise]




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