Android: Power-Button wird zum Power-Button – legt Google zu viele Funktionen auf diese Taste? (Meinung)

Moderne Android-Smartphones verfügen nur über wenige physische Buttons, mit denen die Nutzer bestimmte Funktionen auslösen können – genau genommen sind es bei den allermeisten Geräten nur drei Stück. Insbesondere der Power-Button ist zuletzt immer mehr in den Mittelpunkt der Entwickler gerückt und spätestens bei den aktuellen Plänen muss man sich fragen, ob Google es nicht übertreibt. Setzt man die Pläne um, liegen bereits fünf vollkommen unterschiedliche Funktionen auf diesem einen Button.

Es gab Zeiten, in denen Android-Smartphones mehr als eine Handvoll Buttons aufwiesen: Da wäre der Power-Button, die meist aus zwei Buttons bestehende Lautstärkewippe und unter dem Display gab es in den Urzeiten des Betriebssystems noch physische Buttons für ZURÜCK, HOME und RECENT. Je nach Hersteller konnten auch noch weitere vorhanden sein. Die Buttons unter dem Display wurden recht schnell durch kapazitive Touch-Buttons und später vollständig durch das Display ersetzt und auch die kurzzeitig modernen Assistant-Buttons sind längst verschwunden.
Bei den allermeisten Geräten sind drei Buttons verblieben, wobei interessanterweise nur einer recht umfangreich neu belegt wird. Die beiden Lautstärketasten tun meist nicht mehr, als die aktuelle Wiedergabe leiser oder lauter zu stellen und sind eher in Kombination mit dem Power-Button oder anderen Aktionen für Befehle wie etwa die Screenshot-Aufnahme zuständig. Manchmal lassen sie sich auch für das Zoomen innerhalb der Kamera nutzen. Ausgerechnet der einzelne Power-Button ist es, der immer mehr Funktionen in sich vereint.
Erst vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass Google Wallet per Power-Button aufgerufen werden soll, wenn es nach den aktuellen Plänen der Entwickler laut eines Teardowns geht. Nutzer sollen zwei Mal auf den Button drücken und dadurch die Wallet-App starten können, so wie es schon seit längerer Zeit auch bei WearOS-Smartwatches der Fall ist. Klingt im ersten Moment gut, aber übertreibt Google es damit nicht ein wenig? Hier ein schneller Überblick über die Power-Button-Funktionen.
Die Funktionen des Android Power-Buttons:
- Einmal antippen: Das Display wird eingeschaltet oder ausgeschaltet. Eventuell befindet sich ein Fingerabdruckscanner auf dem Button und sorgt direkt für eine Entsperrung
- Zweimal antippen: Start der Kamera oder Taschenlampe. Bei vielen Smartphone-Herstellern ist die auszuführende Aktion noch selbst auswählbar. Demnächst soll der doppelte Tap die Wallet-App starten
- Fünfmal antippen: Start der Notfall-SOS-Funktion, die nach einer kurzen Wartezeit eine Rettungskette in Gang setzen kann
- Längeres drücken: Start von Gemini oder des Google Assistant
- Sehr langes drücken: Aufruf des Power-Menüs zum Ausschalten oder Neustarten
Das alles liegt auf einem einzelnen Button, obwohl sich noch zwei weitere darunter befinden. Kann man machen, und die Nutzer sind bei diesen Funktionen auch mitgewachsen und haben es daher im Laufe der Zeit gelernt. Aber ist es klug, etwa beim zweimaligen Tippen eine harmlose Funktion und beim fünfmaligen eine gefährliche Funktion auf dieselbe Taste zu legen? Auch wenn es einen großen Abstand gibt, kann das in stressigen Situationen auch mal schnell daneben gehen. Und wie oft habt ihr schon versehentlich Gemini aufgerufen, wenn ihr eigentlich das Smartphone neu starten wolltet? Letztes kann ich für mich mit mehrfachen Versehen reklamieren.
Vielleicht wäre es an der Zeit, dass der Power-Button oder auch die Lautstärketasten eine zuverlässige Form der Gestenerkennung erhalten sollten. Ein bewusstes (nicht versehentliches) Wischen über den Button sollte Aktionen auslösen können. Etwa bei aktivem Display ein Wisch nach oben für Wallet und ein Wisch nach unten für die Kamera. Dabei müsste die KI natürlich stets abschätzen, ob der Wisch absichtlich oder versehentlich ausgeführt wurde. Aber das kriegen die Algorithmen auch in anderen Bereichen problemlos hin.
P.S. Erklärung des Titels: Da bekommt der Begriff „Power-Button“ eine ganz neue Bedeutung 🙂
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