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Nach Youtube-Sperre: Streit zwischen Amazon und Google – sitzt Amazon jetzt am längeren Hebel?

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Mitten in der besinnlichen Vorweihnachtszeit ist der Streit zwischen Google und Amazon eskaliert und beide haben ihre bisher schon auf das Minimum reduzierte Zusammenarbeit erst einmal auf Eis gelegt. In den Medien stand schnell Amazon als großer Verlierer fest, da der eigene Fire TV Stick ohne Zugriff auf YouTube abgewertet wird. Doch mit einigen Wochen Abstand sieht es derzeit so aus, dass sich Googles ins eigene Fleisch geschnitten hat.


Wenn sich zwei der Big 5 streiten, dann kann das auch für den Nutzer nicht gut sein. Mittlerweile ist YouTube von den ersten Amazon-Geräten verschwunden, und die Nutzer werden über die Alternative per Browser informiert. In den letzten Tagen sah es zwar nach einer möglichen Einigung aus, aber daraus wird wohl doch nichts werden. Mit einer anderen Perspektive zeigen sich alle Amazon-Schritte vom Chromecast-Verkauf bis zur Prime Video-App in einem anderen Licht und lassen Google als Verlierer dastehen.

1. Zugriff per Browser problemlos möglich
Amazon hat dafür gesorgt, dass YouTube auch weiterhin per Browser abrufbar ist und hat somit die gesamte Sperrung komplett entkräftet und Google den Mittelfinger gezeigt. Google wird damit ein wichtiges Druckmittel genommen, so dass eher wieder der Onlinehändler am längeren Hebel sitzt und dem Unternehmen durch den Nicht-Verkauf schadet und potenziellen Umsatz entzieht.

2. Amazon ist der wichtigste Elektronikverkäufer
Wer Hardware in großen Mengen weltweit verkaufen möchte, kommt um Amazon kaum herum und ist auf eine gute Geschäftsbeziehung zum Onlinehändler angewiesen. Amazon wird immer mächtiger und bis auf Unternehmen aus Fernost hat man keine globale Konkurrenz, so dass es Google in Zukunft ohne Amazon als Vertriebskanal schwer haben wird. Schon jetzt finden sich nur wenige Google-Produkte, und dann auch nur von Zwischenhändlern, im Sortiment. Mit Googles zunehmender Konzentration auf Hardware ist das schwer vereinbar, denn mit dem hauseigenen Google Store kommt man dagegen nicht an, da hilft auch ein zusätzlicher Link nicht viel.

3. Amazon dürfte eine eigene Videoplattform starten
In den vergangenen Tagen hat sich abgezeichnet, dass Amazon eine eigene Videoplattform starten wird und damit eine direkte Konkurrenz zu YouTube aufbaut. Dass ist zwar eine Mammutaufgabe, aber die entsprechenden Ressourcen und Geldmittel sind beim Onlinehändler vorhanden, um in relativ kurzer Zeit die ersten Achtungserfolge zu erzielen. Inhalte aus der Medienindustrie dürften für Amazon kein Problem sein, viele Lets Player hat man bereits auf der eigenen Videoplattform Twitch und mit einem Haufen Geld im Koffer lässt sich sicher auch der eine oder andere YouTuber auf AmazonTube locken.

» Mehr Informationen rund um AmazonTube



4. YouTube gehört zu Googles Hauptgeschäft, Amazon ist auf den Stick nicht angewiesen
Mit der Sperre von YouTube hat Google den Fire TV Stick als Produkt schwer getroffen und dürfte für den einen oder anderen nicht verkauften oder zurückgeschickten Stick gesorgt haben – aber das dürfte Amazon wohl kaum tangieren. Der Onlinehändler ist auf diesen Stick nicht angewiesen und das Produkt ist nur eines der vielen Nebengeschäfte. Die Prime Video-Inhalte lassen sich auch ohne den Stick streamen und stehen seit wenigen Tagen überraschenderweise auch für Android TV zur Verfügung. In dem Zusammenhang passt es auch, dass Amazon den Verkauf des Chromecast wieder aufgenommen hat.

Für Amazon ist der Stick also ein unwichtiges Nebengeschäft, auf dessen hohe Verkaufszahlen man nicht angewiesen ist. Für Google hingegen ist YouTube eine große Cashcow und sorgt für Milliarden-Umsätze. Steht das Videoportal nicht auf allen großen Plattformen zur Verfügung, ist das viel mehr eine Bedrohung für das Geschäftsmodell von YouTube als von Amazon. Am Ende schadet man sich also selbst vielleicht viel mehr als Amazon.

5. YouTube verliert an Reichweite
Teilweise schon im vorherigen Punkt angesprochen: Amazon hat den Fire TV-Stick in den letzten Jahren millionenfach verkauft und viele Kunden haben sich damit an das Amazon-Ökosystem gebunden. Diese Personengruppe hat YouTube teilweise als Kunden verloren, und das darf man nicht unterschätzen: Amazon dürfte eine spendable Zielgruppe haben, die bereit ist die Geldbörse zu öffnen und über den einen oder anderen Werbebanner etwas zu kaufen. Wenn diese Zielgruppe millionenfach wegfällt ist das für YouTube zwar in punkto Verbreitung nur ein Tropfen auf dem heißen Stein, kann sich beim Werbeumsatz aber auswirken.

6. Google bekommt den schwarzen Peter
Dem Endnutzer ist die Beziehung zwischen Google und Amazon herzlich egal, denn er bekommt nur mit, dass YouTube plötzlich nicht mehr auf dem Stick funktioniert und dafür nun ein Browser genutzt werden muss. Das wird den Nutzer nerven und eher einen Minuspunkt hinter YouTube setzen, denn bis auf diesen Fauxpass leistet der Fire-Stick auch weiterhin gute Arbeit und kann daran in den Köpfen der Menschen langfristig nicht schuld sein.



Alle diese Punkte sprechen für mich dafür, dass Amazon die Situation umgedreht hat und nun als großer Gewinner dasteht. Am Ende dürfte Google mehr Interesse an einer Zusammenarbeit haben als anders herum, und möglicherweise hat man hier auch einen schlafenden Riesen geweckt. Gerade der Start einer eigenen Videoplattform, den ich für sehr wahrscheinlich halte, kann in Zukunft noch zu einem neuen Duell der beiden führen, zu dem es vorher in der Form vielleicht nicht gekommen wäre.

Wer sich etwas mit den Hintergründen von Amazon auskennt, weiß dass das Unternehmen wie kein Zweites alle Zulieferer bis auf das letzte ausquetscht und anschließend ein eigenes Konkurrenzprodukt startet. Das geht von erfolgreichen Produkten im Marketplace über neue Eigenmarken als Konkurrenz zu den eigenen Verkäufern bis hin zum Ausbau der eigenen Logistik und der langsamen Abnabelung der Zustelldienste. Warum sollte man sich in punkto Videoplattform auf einen unbequemen Zulieferer wie Google/YouTube verlassen?

Auch wenn wohl bald Ruhe in das Thema einkehrt, bin ich mir sicher dass uns der Kleinkrieg zwischen den beiden Unternehmen noch viele Jahre beschäftigen wird. Schon vor Jahren hatte der scheidende Vorstandsvorsitzende Eric Schmidt nicht etwa Facebook, Apple oder Microsoft sondern Amazon als größten Konkurrenten seines Unternehmens ausgemacht. Und damit sollte er, nach aktuellen Stand, wohl Recht behalten.

Siehe auch
» Amazon vs. Google: Ein kurzer Überblick über den Kleinkrieg der beiden Konkurrenten (Update)
» Google vs. Amazon: YouTube-Sperre auf dem Fire TV Stick hat begonnen – so lässt es sich umgehen


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