Googles Betriebssystem ChromeOS steht vor einer ungewissen Zukunft, scheint aber bei weitem kein Kandidat für eine baldige Einstellung zu sein – vielleicht ganz im Gegenteil. Eine kaum beachtete Entwicklung in dieser Woche deutet darauf hin, dass sich die Chromebooks im Business-Bereich völlig neu aufstellen. Dazu geht man jetzt auf direkte Konfrontation zu Microsoft Windows.
Im kommenden Jahr startet Googles großer Anlauf auf den Desktop, der hauptsächlich auf Basis von Android stattfinden wird. Um dem Ganzen von Beginn an eine solide Basis zu geben, wird es eine Fusion von Android und ChromeOS geben, bei der das bisherige Chromebook-Betriebssystem weitestgehend den Kürzeren ziehen wird. Android soll den Kern bilden, die Hauptfunktionalität stellen und ChromeOS – das ohnehin Android sehr ähnlich ist – nur oberflächlich bestehen bleiben.
Man könnte es als das Ende der Chromebooks, wie wir sie kennen sehen – und das ist aus Privatnutzersicht sicherlich auch nicht übertrieben. Allerdings richtet sich diese Initiative nur an Privatnutzer, während man für den Business-Bereich ganz andere Pläne zu haben scheint. Zwar hat es bereits einige Ankündigungen aus Googles Android-Umfeld gegeben, doch konkret zur ChromeOS-Zukunft hat man sich noch nicht geäußert.
In dieser Woche gab es stattdessen eine interessante Ankündigung der Google-Tochter Cameyo. Dabei handelt es sich um ein Unternehmen, das sich auf die Virtualisierung der Windows-Umgebung auf Chromebooks spezialisiert hat – was bei Google angesichts der Übernahme offenbar auf großes Interesse gestoßen ist. Jetzt gibt es den großen Neustart, der vor wenigen Tagen verkündet wurde.
Google bringt Windows-Apps bequem auf Chromebooks
Mit dem Neustart von Cameyo bringt Google jetzt hochoffiziell Windows-Apps auf Chromebooks. Durch eine tief integrierte Streaminglösung werden viele Windows-Anwendungen in Web-Apps oder Progressive Web Apps verwandelt und können direkt in einem Chrome-Tab oder Chrome-Fenster ausgeführt werden. Ein Wechsel der Virtualisierungsumgebung ist nicht mehr notwendig und gar das parallele Arbeiten mit Apps aus dem Web, dem lokalen ChromeOS, dem lokal unterstützten Android sowie Windows ist jederzeit möglich. Alle Details dazu findet ihr im verlinkten Artikel.
Spannend ist nicht nur der Inhalt der Ankündigung, sondern vor allem der Zeitpunkt sowie die Formulierung. Beginnen wir mit dem Zeitpunkt: Wenn Google ein Aus der Chromebooks oder des Betriebssystems ChromeOS planen würde, warum sollte man nur 12 Monate vorher ein Unternehmen aus diesem Bereich übernehmen und diesem jetzt einen großen Neustart mit großen Zukunfts-Ambitionen spendieren? Das ergäbe keinen Sinn. Und damit kommen wir schon zum zweiten Punkt, der Licht ins Dunkel bringt.
Die gesamte Ankündigung richtet sich nicht an Endnutzer, sondern an Unternehmen. Vor allem an deren IT-Abteilungen: Man spricht mehrfach von der nahtlosen Einbindung der Windows-Apps in die ChromeOS-Umgebung, der Reduzierung der Komplexität sowie des Sicherheitsgewinns. Dabei spart man auch nicht mit Spitzen an den großen Konkurrenten Microsoft Windows, wie ihr den folgenden Auszügen entnehmen könnt:
Für Organisationen, die nach jahrelangen Sicherheitsvorfällen, Ausfällen und erzwungenen Upgrades auf die nächste Windows-Version nach einer sichereren Alternative zu Windows gesucht haben, bietet Cameyo der IT nun die Möglichkeit, auf ChromeOS umzusteigen – einschließlich der Verwendung von ChromeOS Flex zur Umstellung bestehender PCs auf ChromeOS – und gleichzeitig den Zugriff auf alle ihre Windows-Anwendungen zu behalten.
Jahrelang war die größte Hürde für eine breitere Einführung von ChromeOS in Unternehmen die fehlende Verfügbarkeit einiger weniger Windows-Anwendungen. Cameyo beseitigt diese Hürde vollständig und ermöglicht es Unternehmen, ihre gesamte IT-Infrastruktur sicher auf ChromeOS umzustellen – das einzige Betriebssystem, bei dem es jemals keine gemeldeten Ransomware-Angriffe gab.
Google greift Microsoft an
Google greift mit den Chromebooks erneut einen Bereich an, der den Erfolg von Microsoft Windows begründet hatte: Zunächst waren es die Schulen für die Bindung der nächsten Generation – und jetzt sind es die Unternehmen. Immer mehr Menschen kommen nur noch am Arbeitsplatz mit Windows in Berührung, während privat Android und iOS die Nase vorn haben. Noch dazu lässt sich selbst für Microsoft mit Privatnutzern nicht mehr viel verdienen, während der Business-Bereich die Cashcow bildet.
Es scheint daher eine Splittung des Desktop-Bereichs zu geben, der bisher nur von ChromeOS bearbeitet wurde. Wir haben Android-ChromeOS für private und das klassische ChromeOS für Business-Nutzer. Beide sind vollständig miteinander kompatibel, setzen dennoch passende Prioritäten für die jeweiligen Bereiche. Das könnte ein spannendes Jahr 2026 für ChromeOS und die Chromebooks werden.
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